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0904 - Der Krieger der weißen Stadt

0904 - Der Krieger der weißen Stadt

Titel: 0904 - Der Krieger der weißen Stadt
Autoren: Volker Krämer
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würgte. Vielleicht war das die Retourkutsche für den arg gebeutelten Hals des Parapsychologen, vielleicht aber auch nur aus reinem Zufall so gewählt.
    Die Wirkung war jedenfalls nicht sonderlich befriedigend, denn der Ductor riss die Kette ganz einfach mit seiner Brachialgewalt von seinem Hals. Dann jedoch schien er des Spieles überdrüssig zu sein. Sein schmaler Mund begann sich unnatürlich zu weiten. Er will seine Klangmagie einsetzen!
    Zamorra wusste, wie groß die Gefahr nun wurde. Das nun riesige Maul des Wesens wandte sich Zamorra zu. Offenbar war er den Parapsychologen besonders leid.
    Ehe der erste Ton aus seiner Kehle dringen konnte, stieß van Zant wie eine Biene zu. Er perforierte den Oberschenkel des Ductors. Artimus wollte nicht mehr töten. Der Ductor schrie, doch er ließ sich so nicht bremsen. Die Verletzung schien ihm einfach nicht genug auszumachen.
    Zwei rasche Schritte machte er van Zant zu, der in Erwartung, vom Ductor nun einfach zerquetscht zu werden, die Lanze von sich weg streckte - irgendwo hin.
    Irgendwo hin…
    Als der Ductor den entscheidenden Schritt nach vorne machen wollte, geschah es. Er konnte einfach nicht mehr ausweichen, alles ging zu schnell, zu unkontrolliert vonstatten. Der gequälte Schrei des Wesens mit dem Namen Pykurr brach sich an der Kuppel seiner Herren.
    Zamorra war entsetzt, als er sah, was der Speer angerichtet hatte.
    Er steckte mitten in Pykurrs linkem Auge!
    Der Ductor presste beide Hände vor sein Gesicht, als er zu Boden fiel. Der Schmerz brachte ihn beinahe um den Verstand - der Schmerz und die grausame Erkenntnis, dass er ein Auge verloren hatte. Er, der einzige Ductor, der Pupillen besaß. Dünnes Blut rann zwischen seine Finger hindurch - und mit ihm zerrann sein heimlicher Traum vom perfekten Sehen.
    Van Zant ließ den Speer fallen. Er hatte noch nicht wirklich begriffen, was hier geschehen war. Es war Zamorra, der handelte. Er riss den Physiker mit sich.
    »Maiisaro, wir müssen verschwinden!« Die Kindfrau verstand, auch wenn sie in ihrer Wut und Enttäuschung viel mehr den Wunsch hatte, ihre Vergangenheit jetzt und hier zu klären - endgültig! Doch ihre Vernunft siegte. Noch einmal wehrte sie mit ihrem Licht die Druckwellen ab, die ohne Unterlass auf sie abgefeuert wurden.
    Zamorra erinnerte das Ganze allerdings weniger an einen echten Kampf. Ihm schien, als würden zwei zerstrittene Schwestern ihren Zwist miteinander austragen. Jede wollte siegen, und dennoch hatte keine von ihnen den Mut, den entscheidenden Schlag zu tun.
    Maiisaro ließ sich bereitwillig von den beiden Männern umarmen, denn der Körperkontakt war natürlich unumgänglich.
    Wieder verspürte Zamorra dieses leichte Ziehen, das den winzig kleinen Schritt in der Zeit ausmachte. Dann befanden sie sich wieder auf der Welt, die so sehr der Maiisaros ähnlich war.
    Van Zant schüttelte die Lethargie von sich. Er wusste, dass nun er an der Reihe war.
    Der Speer brachte die drei so verschiedenen Personen in den Fluss der Speere .
    ***
    Aber Vinca von Parom war nicht an der vereinbarten Stelle.
    Für van Zant wäre es kein großes Problem gewesen, Maiisaros Welt anzuspringen, doch der Physiker brauchte erst einmal ein paar Minuten Erholung. Zudem wollten sie noch warten, ob Vinca nicht doch hierher zurück kehrte. Wo mochte er abgeblieben sein? Zamorra beschlich das Gefühl, das etwas in ihrer Abwesenheit geschehen war.
    Hatte man Vinca hier womöglich aufgelauert? Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
    Zamorra wollte die kurze Wartezeit nutzen. Er sah Maiisaro an. Seine Frage war direkt und ohne jeden Schnörkel.
    »Bist du eine Herrscherin?«
    Maiisaro lächelte müde, denn auch ihre Kräfte hatten extrem gelitten.
    »Gut, Zamorra, dann will ich euch meine Geschichte erzählen. Ich mag keine Geheimnisse vor euch haben. Ja, ich war eine Herrscherin. Ich war es so lange… und bin es irgendwie auch heute noch. Aber ich war nicht zufrieden. Ich wollte viel mehr erleben. Ich sah, wie die ersten weißen Städte entstanden, ganz am Rande dieser Galaxie - ich kümmerte mich mit den anderen um die alten Völker, die sich noch an die Zeit vor der großen Flucht erinnern konnten. Ich wählte Wächterinnen aus für die Städte, deren Ziel es damals ganz sicher noch nicht war, ganze Planeten zu überwuchern. Die weißen Städte sollten nur ein Bollwerk gegen die Angst sein, wenn sie doch wieder einmal erwachen sollte.«
    Maiisaro unterbrach sich, schüttelte den Kopf. »Seltsam, ich erinnere mich
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