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0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle
Autoren: Christian Schwarz
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aber eine völlig andere Ursache hatte, konnte niemand wissen.
    Im Morgengrauen schlich sich Hanna aus dem Haus und huschte durch das taufeuchte Gras zum Fluss hinunter. Nebel waberten über der Landschaft. Wie ein Skelettfinger schälte sich der einsame Olivenbaum aus den Schwaden.
    Henoch wartete bereits. »Und?«
    »Er ist tot, Geliebter. Nun bin ich auf ewig dein.«
    Henochs Gesicht verzog sich in wildem Triumph. »Wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet«, sagte er mit plötzlich völlig veränderter Stimme. Gleichzeitig verzog sich sein Gesicht, wurde breiter, höher, kantiger. Es formte sich zu einer fürchterlichen, von einem dichten schwarzen Fell bedeckten Fratze, in der grausame Augen dunkelrot leuchteten. Auch sein Körper verwandelte sich in den eines mächtigen Monsters. Riesige Krallen zuckten in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die sich langsam durch den Nebel arbeitete.
    Hanna presste die Hände vor den Mund, schrie wie am Spieß, wollte sich drehen, weglaufen, fiel aber vor lauter Schwäche auf die Knie. Todesangst wühlte in ihren Eingeweiden, sie nässte sich ein. Noch nie zuvor hatte sie ein derart furchtbares Wesen gesehen, geschweige denn von einem gehört. Es würde sie töten, auf der Stelle.
    Doch das Wesen lachte nur. Laut und schauerlich. »Natürlich gehörst du mir. Aber nicht hier und jetzt«, sagte es noch, dann verschwand es im Nichts. Einfach so.
    Hanna brach zusammen. Vor sich hin wimmernd fand sie ein Hirte viele Stunden später. Sie gestand ihre furchtbare Tat. Drei Tage später prasselten die ersten schweren Steine auf sie herab, zerschlugen ihr Gesicht und brachen ihre Schultern, ihre Rippen und ihre Hüften.
    Hanna, die einst so unschuldig gewesen war, starb einen der grausamsten Tode, den die Gerichtsbarkeit ihres Volkes verhängen konnte.
    »Sehr schön«, murmelte Asmodis. »Aber ich glaube kaum, dass du mich mit diesen Bildern erfreuen willst, LUZIFER.«
    »Wenn das ein schöner Nebeneffekt ist, durchaus. Nun, ich bevölkerte also die Hölle mit meiner Schöpferkraft, wie ich dir bereits erzählte. Dämonen mit unterschiedlich ausgeprägten magischen Fähigkeiten entstanden, darunter einige sehr starke. Vor allem mein Erstgeborener, Lucifuge Rofocale, war hierin unerreicht.«
    »Lucifuge Rofocale«, flüsterte Asmodis ergriffen. »Wie viele Dämonen der Schwarzen Familie mit diesem Namen hat es bisher gegeben?«
    »Einige. Aber sie alle konnten meinem Erstgeborenen nicht mehr annähernd das Feuer reichen.« LUZIFER kicherte. »Lucifuge Rofocale war es, der herausfand, dass die Kinder der Schwarzen Familie nicht an die Dimension der Hölle gebunden waren, sondern sich frei im Magischen Universum bewegen konnten. Denn dadurch, dass sich meine Schöpferkraft verselbstständigte, konnte sie sich den Fluchmagien der verderbten Sechsheit entziehen. Und Lucifuge Rofocale war es auch, der den ersten Schritt ins normale Multiversum tat. Die Neugier trieb ihn dazu. Dabei machte er eine wundersame Entdeckung, denn er spürte seltsam verwandte Lebensströme in den Magischen Kraftlinien , die ja bekanntlich auch das normale Multiversum durchziehen. Als er diesen Lebensströmen folgte, landete er auf der Welt der Menschen.«
    »Die Erde, natürlich. Die Brüder und Schwestern mit dem… Funken.« Asmodis' Abfälligkeit hätte größer nicht sein können.
    »Ja. Ich war wie elektrisiert. Für die Tatsache, dass ich einsam im Gefängnis zwischen den Dimensionen zu darben hatte, hatte ich es ganz schön weit gebracht. Nun hatte ich durch meine Dämonen sogar direkten Zugriff auf die mir verhasste Menschheit, die mich in der Person des Kain verraten und die ich deswegen längst verstoßen hatte. Aber ich wollte die Menschen nun nicht einfach töten lassen, denn in mir reifte ein viel furchtbarerer Plan, nachdem ich mit Lucifuge Rofocale die Situation gemeinsam durchgesprochen hatte. Was nützte es, wenn wir die Menschen noch so grausam töteten, wenn deren Seelen danach in das Licht der verderbten Sechsheit eingingen? Nichts. Wäre es nicht viel besser, die Seelen der Menschen auf ihrem Weg ins Licht abzufangen und sie in der Hölle bis in alle Ewigkeit zu quälen? So, wie Verräter es verdienten?«
    »LUZIFER. Welche Zusammenhänge tun sich da vor mir auf?«
    »Ja, Asmodis, ich sagte dir ja bereits, dass du viel zu verkraften hast. Ich beschloss also, meine Erzdämonen so viele Menschenseelen wie möglich fangen zu lassen, um sie auf den Seelenhalden, die wir extra
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