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0902 - Das Erbe der Hölle

0902 - Das Erbe der Hölle

Titel: 0902 - Das Erbe der Hölle
Autoren: Christian Schwarz
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wahrgenommen hatte, war der untrügliche Beweis. Ihr Helfer hatte nicht die Macht besessen, der magischen Strömung zu widerstehen.
    Heute scheint wahrlich mein Glückstag zu sein. Denn der Bluteid hätte es mir verboten, die Viper selbst zu töten. Ich bin die Größte! Was selbst Asmodis bisher nicht gelungen ist, habe ich vollbracht: Die Flammenfratze ist besiegt!
    Dass sie auf Kosten ihres Helfers gesiegt hatte, freute Stygia nur umso mehr.
    ***
    Asmodis' Erinnerungen
    Henoch schaute mit starrem Blick in das weite, grüne Tal hinab, durch das sich der breite Fluss in sanften Schleifen schlängelte. Der groß gewachsene junge Mann mit den schulterlangen, braunen Haaren, dem braunen kurz geschnittenen Vollbart und dem knöchellangen Rock stützte sich auf einen Stock, den rechten Fuß auf einen Stein gestellt. Unten, zwischen den Steinen, grasten rund dreihundert Schafe und Ziegen. Hirten bewegten sich dazwischen. Einer legte einen Stein auf die Schaufel seines Stabs und schleuderte ihn nach einem ausgerissenen Schaf. Blökend rannte es zur Herde zurück.
    Hanna trat an Henochs Seite. Ihrer beider Väter waren Brüder und Hanna war seit drei Jahren heimlich in den starken wilden Onkelsohn verliebt. Doch Henoch wirkte auf viele Frauen und traf sich zu heimlichen Techtelmechteln mit ihnen. Auf Hannas schmachtende Blicke hatte er aber bisher nicht reagiert.
    »Warum schaust du so voller Zorn ins Tal, Henoch?« Ihre sanfte Stimme ließ ihn den Kopf drehen. Er tat, als bemerke er sie erst jetzt.
    »Warum? Weil mich dein Bruder Jakob durch einen großen Betrug um dieses fruchtbare Stück Land gebracht hat. Es gehörte mir, aber er schwärzte mich beim Rat der Alten an und diese sprachen das Land schließlich ihm zu.«
    Sie senkte den Kopf. »Jakob ist kein guter Mensch, ich weiß.«
    Henoch drehte sich abrupt. Er fasste Hanna bei den Oberarmen und drückte sie. Die junge Frau sah ihm erstaunt ins Gesicht, ihr Herz schlug plötzlich hoch oben im Hals. »Hör mir zu, Hanna, ich mache dir einen Vorschlag. Damit das Land wieder mir gehört, muss ich Jakob töten. Er ist jedoch viel stärker als ich. Dir aber vertraut er. Hanna, töte Jakob für mich und ich werde dich zu meinem einzigen Weib nehmen und nie mehr wieder eine andere auch nur anschauen. Denn ich liebe dich von Herzen, auch wenn ich mich bisher nicht getraut habe, es dir zu sagen.«
    Hanna schluckte schwer. Alles drehte sich um sie. Sie sollte Jakob töten? Nein, das ging doch nicht, sie war ein gottesfürchtiges, unbescholtenes Mädchen ohne jeden Falsch im Herzen. Aber diese verzehrende Leidenschaft in Henochs dunklen Augen, mit denen er sie durchdringend anblickte… Sie wollte doch so gerne ihm gehören, seine Frau sein…
    Zwei Tage lang redete Henoch immer wieder auf sie ein, malte ihr ihre gemeinsame Zukunft in den wunderbarsten Farben aus. Plötzlich nickte sie.
    »Also gut, Geliebter, ich werde meinen Bruder Jakob für dich töten. Denn meine Liebe zu dir steht weit über allem, was diese Welt und die Menschen ausmacht. Heute Nacht soll es geschehen. Warte im Morgengrauen bei dem einsamen Olivenbaum an der Flussbiegung auf mich.«
    Henoch nickte zufrieden. Die junge Frau besorgte sich starkes Gift und sprach bei ihrem Bruder Jakob vor. Der verschlagen wirkende Mann empfing seine Schwester freundlich und lud sie zum Abendessen ein. Dort gelang es ihr ohne große Probleme, ihm das bitter schmeckende Gift in den süßen Wein zu schütten. Nachdem sie sich voll gespannter Erwartung, mit feuchten Händen und zitternden Gliedern, aufs Bett gelegt hatte, hörte sie plötzlich einen furchtbaren Schrei durchs Haus gellen. Und gleich darauf noch einen. Es war, als häute man einen Eber bei lebendigem Leibe. Nun fing auch sie an zu schreien und täuschte Magenkrämpfe vor.
    Kurz darauf war das ganze Haus voller Leute. Ein Medizinkundiger kam gelaufen und tastete Jakob ab, der in seinem Schweiß lag und mit glasigen Augen an die Decke starrte. Immer wieder verzerrte sich sein Gesicht zu einer furchtbaren Grimasse, wenn eine neuerliche Schmerzwelle seinen Körper durchfuhr. Die Schreie waren längst nur noch zu einem Gurgeln geworden.
    Niemand konnte Jakob mehr helfen. Er starb eines Wassermaßes Zeit später. Hanna behauptete, nur wenig von dem Wein getrunken zu haben und so kümmerte sich niemand weiter um sie, als die Leute sahen, dass sie nicht sterben würde. Bleich und elend sah sie zwar aus, sie zitterte und der Schweiß lief ihr aus allen Poren. Dass dies
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