Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0900 - Der Magier

0900 - Der Magier

Titel: 0900 - Der Magier
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
noch schlimmer, als Zamorra und Nicole erwartet hatten. Scheinbar mühelos ließ der Erzdämon die Mauer einstürzen und ein Feuerschwall traf Nicole… oder doch zumindest die Stelle, an der sie noch eben gestanden hatte. Die Französin hatte sich blitzschnell zur Seite geworfen und geschickt abrollen lassen. Nun stand sie schräg hinter Rofocale und griff ihn erneut mit Dhyarra-Kraft an. Schwere Brocken aus reiner Magie trafen den Dämon an Kopf und Rücken, doch der reagierte überhaupt nicht darauf.
    Im Gegenteil - er nutzte die leichte Konzentrationsschwäche Zamorras aus. Mit einem langen Schritt war er nahe bei ihm. Nahe genug. Niemand bemerkte, dass ein feiner Nebel aus Lucifuge Rofocales Maul in Richtung Zamorras Brust wehte.
    Und dann geschah, was gerade jetzt nie hätte geschehen dürfen…
    ***
    Der Dämon machte einen riesigen Satz nach hinten. Professor Zamorra begriff nicht, was dieser merkwürdige Scheinangriff hatte bewirken sollen, doch schon im nächsten Augenblick vergaß er jeden Gedanken daran.
    Denn ohne jeden Grund schaltete sich Merlins Stern ab!
    Von einer Sekunde zur anderen stand Zamorra Lucifuge Rofocale hilflos gegenüber. Absolut hilflos, denn Zaubersprüche oder andere Tricks waren gegen den Erzdämon vollkommen unwirksam.
    Zamorra sah, wie der Höllenfürst mit einem siegessicheren Feixen seine Hände ausstreckte. Nichts konnte ihn jetzt mehr daran hindern, dem Professor die Lebenslichter auszublasen.
    Zamorra sah Nicole, die entsetzt registriert hatte, was geschehen war; er sah Rola DiBurn, die Artimus van Zant stützte, der gerade erst wieder auf die Beine gekommen war; er sah Robert Tendyke, der mit weit aufgerissenen Augen die Szenerie verfolgte, hilflos, wie alle anderen auch.
    Wie oft hatte er solche Situationen erlebt, die sein Leben bedrohten? Unzählige Male! Doch immer hatte es ein Schlupfloch gegeben, einen Ausweg, wie unkonventionell der auch sein mochte; immer hatte es irgendetwas, irgendwen gegeben, der die Situation noch einmal retten konnte; immer war es am Ende gut ausgegangen - immer.
    Hier jedoch fehlten Zeit und Gelegenheit, um doch noch am Ende der strahlende Sieger sein zu können - oder doch zumindest zu überleben. Zamorra wusste es mit einem Mal sicher. Lucifuge Rofocale würde nur das tun, was unzählige Kreaturen der Hölle versucht hatten: Er würde den Meister des Übersinnlichen töten!
    Dann kamen die Flammen wie in Zeitlupe auf Zamorra zu, der sie mit zusammengekniffenen Augen erwartete.
    Weißes Tuch - Zamorra erwachte aus der Lethargie, in der er seinen Tod erwartet hatte. Ja, ein weißes Tuch wurde über ihn geworfen… ein Leichentuch? Zamorra verwarf diesen Gedanken sofort wieder, denn er spürte jemanden ganz nah bei sich.
    Es war Merlin. Der alte Magier hatte Zamorra umklammert und seinen Umhang um sich und seinen Schützling gelegt. Wie das von außen betrachtet aussehen mochte, konnte Zamorra nicht sagen, doch aus seiner Sicht war eine perfekt geformte Kuppel entstanden, die zwei Personen Platz bot.
    Jetzt musste Rofocales tödlicher Angriff bereits erfolgt sein, doch Zamorra konnte hier nicht einmal einen Einschlag fühlen. Das war sicher die perfekteste Abschirmung, die er je gesehen hatte.
    »Kannst du uns nicht von hier fort bringen, Merlin…« Zamorra stockte, denn erst jetzt blickte er den alten Magier an.
    Was er sah, das war einfach unfassbar für ihn, der Merlin bereits als alten Mann kennengelernt hatte. Hier jedoch schaute er in ein junges Gesicht, in Augen, die tatendurstig in die Welt blickten. Merlins Körper war nun der eines Dreißigjährigen, der sich eben anschickte, das Universum zu erkunden und es zu verändern.
    Zamorra war einfach sprachlos und so blickte er seinen jungen Mentor auch nur schweigend an. Der lächelte wissend.
    »So sah ich einmal aus, Zamorra, und in den Tiefen meines Bewusstseins bin ich noch immer der, den du jetzt vor dir siehst. Alles was dort verborgen und vergraben ist, will ich dir schenken - alles was an Kraft und Magie übrig geblieben ist. Es ist flüchtig, also nutze es rasch. Nutze es, um Lucifuge Rofocale zu töten! Das ist absolut wichtig. Gehe vorsichtig mit der Macht um, die ich dir auf Zeit anvertraue - es ist vielleicht mehr in ihr, als du vertragen kannst. Und nun lebe wohl, Caudillo der letzten Tafelrunde. Nimm mein Geschenk…«
    Zamorra war unfähig sich zu rühren oder auch nur ein Wort zu sagen. Er ließ alles wie in einem Traum über sich ergehen. Merlin machte einen Schritt auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher