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09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift

Titel: 09 - Geheimagent Lennet und der verräterische Lippenstift
Autoren: Vladimir Volkoff
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war.
    »Mademoiselle", sagte er. »Ich heiße Marie-Joseph Lafleur.
    Würden Sie mir wohl eine Auskunft geben?«
    »Gern, wenn ich Ihnen helfen kann", erwiderte sie. »Für welche Zeitung arbeiten Sie?«
    »Ich arbeite für mehrere Zeitungen.«
    »Sind Sie schon lange Journalist?«
    »Übermorgen werden es drei Tage.«
    Sie lachte fröhlich. »Was wollen Sie wissen?«
    »Wo wohnen die Tänzer?«
    »Im Hotel ,Königin Elizabeth'. Aber Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie dorthin gehen. Sie geben keine Interviews.«

    Der Zettel war ohne Unterschrift.
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht. Aber sie werden bewacht wie Gefangene.«
    »Und wie kommt die Truppe von hier in ihr Hotel?«
    »Sie haben einen eigenen Bus.«
    »Mit einem eigenen oder einem kanadischen Chauffeur?«
    »Sie sind wohl ein kleiner Gerissener, was? Ich habe auch schon an den Chauffeur gedacht. Aber er ist kein Kanadier, er ist ein Landsmann von ihnen. Und er gibt auch kein Interview!«
    »Wie viele Vorstellungen wollen die hier geben?«
    »Im ganzen drei: Morgen und übermorgen, und dann ist Feierabend.«
    »Wissen Sie, ob jeder ein Zimmer für sich hat oder ob mehrere in einem Raum wohnen?«
    »Die Stars haben ein eigenes Zimmer. Aber warum interessieren Sie sich so sehr für diese Tänzer?«
    »Mich interessieren sie überhaupt nicht. Aber da ich beschlossen habe, ein großer Journalist zu werden, muß ich doch in meinen Artikeln auch was Tolles bringen.«
    »Dann viel Glück.«
    Lennet holte seinen Mantel. Dann rannte er, immer vier Stufen auf einmal, die Treppen hinab, watete durch den Schneematsch und rannte zum Artistenausgang, den ihm eine freundliche Garderobiere gezeigt hatte.
    Es war kalt und unfreundlich. Vom Himmel fiel Schneeregen, und die Feuchtigkeit kroch unter den Mantel. Lennet fröstelte.
    Ein Bus, der mit Plakaten für das Ballett Stella geschmückt war, stand mit laufendem Motor vor der Tür. Einige Journalisten und Fotografen warteten auf die Künstler.
    Die schwere Eisentür öffnete sich. Das Herz-As und das Karo-As kamen heraus und stellten sich an den Seiten der Wagentür hin. Dann kam Kanar und kletterte sofort in den Wagen, gefolgt von dem Ohrfeigengesicht und vierzig weiteren Tänzern beiderlei Geschlechts.
    Lennet wartete mit klopfendem Herzen.
    Endlich tauchte auch Nadja auf. Eingehüllt in einen Hermelinmantel. Sie sah nach beiden Seiten, als suche sie jemanden. Die Blitzlichter der Fotografen flackerten wie Maschinengewehrfeuer, ein paar Bravorufe hallten durch die Nacht. Ohne Zweifel war sie als letzte herausgekommen in der Hoffnung, entkommen zu können. Aber Pik-As und Kreuz-As kamen dicht hinter ihr her. Sie beschlossen den Zug. Einer von beiden sagte etwas zu ihr, was offensichtlich bedeutete: »Beeilen wir uns.«
    Ohne Waffen, ohne startbereites Fahrzeug war für Lennet im Augenblick nichts zu machen. Er stellte sich lediglich auf die Zehenspitzen und schrie ebenfalls »Bravo", um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Einen Moment lang glaubte er, daß ihre großen grünen Augen ihn gesehen hatten, aber in ihrem angstvollen Gesicht war keine Reaktion abzulesen. Die Wagentür schloß sich. Der Bus fuhr ab.
    »Man bewacht sie wie Gefangene", stellte einer der Fotografen fest.
    »Es ist wohl kein Vergnügen, in diesem Land zu leben", bestätigte ein anderer.
    Lennet sprang in das erste Taxi, das er erwischen konnte, und ließ sich zum Hotel »Königin Elizabeth" fahren. In dem riesigen Gebäude gab es neben dem Hotel mehrere Restaurants und eine ganze Reihe von Läden. Durch überdachte Gänge war es mit zwei anderen großen Bauten Montreals verbunden.
    Da das Taxi schneller gefahren war als der Bus, konnte Lennet auch vor dem Hotel die ganze Truppe an sich vorbeiziehen sehen. Unter der Aufsicht der vier Asse teilten sie sich in mehrere Gruppen und bestiegen so die Aufzüge. Dabei erlaubten die »Dolmetscher" nicht, daß auch noch ein anderer Gast des Hotels zustieg.
    Abermals war die schöne Nadja die letzte, die ausstieg.
    Während sie vor dem Aufzug wartete, ging Lennet so dicht an ihr vorbei, daß sie ihn sehen mußte. Aber sie schien ihn nicht zu bemerken. Dann schloß sich lautlos die Tür des Aufzugs hinter ihr und ihren Bewachern.
    Lennet ging in eine Telefonzelle und rief abermals bei der Bundespolizei an.
    »Der Captain ist nicht in der Stadt", wurde ihm gesagt.
    Vielleicht hatte der Mann am anderen Ende der Leitung gelogen, vielleicht war Phil wirklich unterwegs, um den Spuren nachzugehen, die aus dem Zettel
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