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0897 - Monster-Maar

0897 - Monster-Maar

Titel: 0897 - Monster-Maar
Autoren: Simon Borner
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Oberfläche auf. Der Geologe von der Universität Koblenz-Landau hatte auf seinem Klappstuhl gesessen, als das unheimliche Schauspiel begann. Mittlerweile war er aufgestanden und ans Ufer des Gewässers getreten. Es war unfassbar. So ähnlich würde es aussehen, wenn sich die Lava unterhalb des Laacher Sees eines Tages erneut einen Weg ans Tageslicht bahnte - so ähnlich, nur noch viel größer. Noch bedrohlicher.
    Struttenkötter war wie gelähmt. Seine Beine versagten ihm den Dienst, und so konnte er nichts weiter tun, als dastehen und das unfassbare Schauspiel beobachten.
    Was er sah, verschlug ihm den Atem!
    Der Lichtstrahl waberte. Er glühte, in einer unbeschreiblichen, schmerzhaften Helligkeit, die ihm die Augen tränen ließ. Und… in seinem Inneren bewegte sich etwas! Struttenkötter konnte es nicht genauer erkennen - er wollte es auch gar nicht! doch irgendetwas Dunkles, Schlangenartiges bahnte sich seinen Weg durch den Strahl und schwamm auf einer Welle des Lichts in den Laacher See.
    Der Atem des Naturforschers ging stoßweise. Fest biss er die Zähne aufeinander, verkrampfte am ganzen Körper und war nicht in der Lage, sich von dem unheimlichen, blasphemischen Anblick zu lösen. Struttenkötter verstand nicht, was er da sah. Doch er wusste instinktiv, dass es falsch war. Dass es gefährlich war.
    Dass es hier nicht hingehörte.
    Er wollte weglaufen, doch eine unbekannte Kraft ließ ihn nicht. Er wollte schreien und bekam den Mund nicht auf. Blieb stumm vor Entsetzen.
    Erst als das, was im Strahl gewandert war, den See erreicht hatte, fiel die bizarre Lähmung von Eusebius Struttenkötter ab. Und er rannte um sein Leben.
    ***
    »Miss Duvaaal!!«
    Der Schrei ging ihr durch Mark und Bein, ließ die feinen Haare auf ihren Armen aufrecht stehen und sie im Laufen inne halten. Nicole drehte sich um, und sah … war das Struttenkötter?! Tatsächlich. Der schrullige Geologe, den sie gestern am See kennengelernt hatte, stürmte ihr entgegen. Mit großen Schritten eilte er vielleicht hundert Meter entfernt durch die Büsche, die das Seeufer ihren Blicken entzogen, und auf sie, Zamorra und Holger zu.
    »Miss Duval, laufen Sie!«, rief er von weitem, und seine Stimme überschlug sich fast. Struttenkötter ruderte mit den Armen wie ein Ertrinkender. Offensichtlich war er froh, in dieser verlassenen Gegend noch ein bekanntes Gesicht gefunden zu haben. Froh und gleichzeitig entsetzt.
    Nicole warf ihrem »Chef« einen Blick zu. »Ich glaube, da ist etwas mit dem See«, sagte sie. »Geht ihr ins Kloster. Sucht Astrid. Ich kümmere mich um das hier.«
    Zamorra nickte. »Gute Idee. Teilen wir uns auf.«
    Der Meister des Übersinnlichen packte Holger Lessbrück am Ellbogen und zog ihn mit sich, dem Kloster entgegen - und dem unheimlichen Licht, das aus dem kleinen Fenster in dessen Turm hinaus in die Nacht fiel.
    Nicole Duval rannte stattdessen dem See entgegen, und einem panisch wirkenden Geologen.
    ***
    Wir sind die heiligen zwei Könige, dachte Zamorra, während er und Holger die Stufen zur Bibliothek des Klosters hinauf stürmten. Wir folgen einem Licht in der Dunkelheit, und vertrauen darauf, dass uns der Stern zu unserem Ziel führt.
    Ein irrationaler, absurder Gedanke, der der Schwere der Situation in keinster Weise gerecht wurde - und dennoch war er da. Unter Stress arbeitete der Verstand eben anders. Ohne auf Konventionen zu achten.
    Nur mit einem Unterschied , ergänzte der Professor und fasste sich an die Brust. Unser Stern ist nicht der über Bethlehem. Wir folgen Merlins Stern.
    Keiner von ihnen sprach ein Wort. Warum auch? Es war längst alles gesagt, alles besprochen. Jetzt musste gehandelt werden - vorausgesetzt, es war noch nicht zu spät! Zamorra hoffte inständig, dass sich Astrid Lessbrück vor Holgers offenbar gewalttätigen Brüdern in Sicherheit gebracht hatte. Die Familie hatte heute schon mehr als genug durchgemacht.
    Niemand begegnete ihnen auf ihrem Weg. Vermutlich hatte Bauerschwan den Mönchen, die nicht zu seinen Eingeweihten gehörten, irgendeinen Vorwand geboten, heute Abend das Kloster zu verlassen.
    Holger hatte seinen Schlüsselbund bereits in der Hand, als er und Zamorra die Tür der Bibliothek erreichten. Im Handumdrehen öffnete er sie, und die beiden ungleichen Männer betraten den großen Raum.
    Im Dunkeln sahen die Regale und Tische anders aus, irgendwie bedrohlicher. Zamorra war, als könne jeden Moment jemand hinter ihnen hervorstürmen und über sie herfallen. Schmerzhafte
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