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0889 - Eishauch des Todes

0889 - Eishauch des Todes

Titel: 0889 - Eishauch des Todes
Autoren: Christian Montillon
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ist.
    Hatte das etwas mit seinem Aussehen zu tun? Hatte sie ihn angegriffen, weil er der Puppe ähnelte? Ihm war diese Ähnlichkeit gar nicht aufgefallen.
    Nur er muss sterben. Wegen mir. Weil er er ist.
    Hatte die Puppe ihn deshalb töten wollen? Und dann, als sie bemerkt hatte, dass sie auch eine Unschuldige ins Verderben gezogen hatte, nämlich Nicole - war in diesem Moment eine Sicherung in ihr durchgebrannt?
    Ich bin… ein Monster.
    Zamorra überlief es kalt. Ungeheuerliche Zusammenhänge taten sich vor ihm auf. Er hatte es die ganze Zeit über nicht gesehen, doch Nicole hatte zweifellos recht. Deshalb war ihm die Puppe im ersten Moment entfernt bekannt vorgekommen.
    Sie ähnelte ihm selbst…
    Noch war es nicht mehr als ein wirrer, nicht zu greifender Gedanke, aber Zamorra wusste, dass er genau an diesem Punkt ansetzen musste, wenn er das Rätsel der Puppe und ihres Angriffs auf ihn lösen wollte.
    ***
    Er hörte die Fragen kaum.
    Es machte ohnehin keinen Sinn - er war inzwischen rettungslos verloren, hatte sich in ein Netz aus Lügen verstrickt, die allzu leicht zu durchschauen waren für Profis wie die Polizisten, die ihm gegenübersaßen und unablässig mit Fragen auf ihn einhämmerten.
    Jacques Leclerque schloss die Augen. »Okay! Egal! Verdammt noch mal… ich war high! Ich habe mir die Seele aus dem Leib gekotzt! Ich war nicht in der Lage, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen.«
    Ein kaltes Lächeln in dem ansonsten unbewegten Gesicht. Wie hatte sich der Inspektor doch gleich vorgestellt? Jacques hatte den Namen schon wieder vergessen. »Und deshalb haben Sie in einer Kurzschlusshandlung Ihren Bruder erschossen.«
    »Nein, ich…«
    »Ihre Schwägerin hat ausgesagt, dass Sie in die Wohnung eingedrungen sind und…«
    »Ich hatte einen Schlüssel. Von Eindringen kann wohl keine Rede sein!«
    »… und sämtliches Bargeld geraubt haben. Für den nächsten Schuss Drogen. Okay, eine elende, traurige Geschichte, aber ich habe sie schon tausend Mal gehört. Geben Sie es einfach zu! Beenden Sie das traurige Spiel. Ihre ganzen Lügen helfen Ihnen nicht. Wir werden beweisen können, dass Sie am Tatort waren - nicht nur, weil der Barbesitzer gesagt hat, er hat Sie gesehen… wie hieß er doch gleich…«
    »André, und das wissen Sie genau! Sie haben ihn doch schon seit langem auf der Abschussliste, weil Sie genau wissen, dass er mit Drogen handelt!«
    Das Lächeln verbreiterte sich und der Polizist erinnerte mit einem Mal an einen angreifenden Wolf. Er zog das Oberteil seiner Uniform glatt, das sich über dem muskulösen Brustkorb spannte. »Später können Sie gerne eine Aussage zu diesem Thema zu Protokoll geben. Jetzt lassen Sie mich aussprechen, klar? Auch die… Dame, die im Obergeschoss für André arbeitet, hat Sie gesehen. Sie kennt Sie von früheren ›Besuchen‹, Jacques, also warum leugnen Sie? Zweifellos werden wir auch nachweisen können, dass die Kot… dass das Erbrochene neben der Leiche von Ihnen stammt. Ein einfacher Gentest, und die Sache ist erledigt.« Plötzlich donnerte eine schwere Faust auf den Tisch, an dem Jacques wie ein Häufchen Elend zusammengesunken saß. »Geben Sie es zu!«
    »Ich war dort. Ja, ja, ja!« Sein Blick huschte über die Wände des Verhörraumes, aber es gab nichts, an dem er sich fangen konnte. Kein Bild, kein Fenster, nichts, das ihn von der erschreckenden Präsenz seines Gegenübers ablenkte. Nur nackte, weiße Fliesen, mit grauen Fugen. Nicht mal eine war schmutzig oder verschmiert, sie alle glänzten, als wäre die Putzfrau frisch am Werk gewesen. »Genau das habe ich versucht, Ihnen klarzumachen. Ich war dort, und ich war zu bekifft, um gleich das Richtige zu tun und die Polizei selbst zu rufen. Ich habe meinen Bruder nicht ermordet - aber ich habe den gesehen, der es getan hat.«
    »Jetzt versuchen Sie es also auf diese Tour…«
    »Es ist keine Tour! Haben André und die Nutte nicht auch von einem Dritten erzählt, der auf den Hinterhof gekommen ist?«
    »Das hätten Sie wohl gerne, was?«
    »Ich kann ihn beschreiben! Suchen Sie den Kerl in Ihren Akten oder Computerbildern oder wie immer Sie das…«
    »Sie haben den Killer also gesehen, ja?« Ein Seufzen. »Dann mal raus damit. Wenn ich zu der Überzeugung komme, dass Sie sich nicht irgendwas zurecht spinnen, werde ich eine Phantomzeichnung anfertigen lassen.«
    »Nicht nötig.« Jacques kam sich in diesem Augenblick unendlich dumm vor, doch er sagte die Wahrheit, und das konnte ihm gerade während eines
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