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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck
Autoren: Jason Dark
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einer winzigen Zeitspanne aufgefallen und hatte sich tief in sein Gedächtnis eingegraben.
    Er würde Urlaub nehmen müssen, um zu dem Schrecken Abstand zu gewinnen.
    Und dann? Würde er jemals wieder fahren können? Polvera wußte es noch nicht Kr wollte sich auch mit einer nebulösen Zukunft nicht beschäftigen, die Gegenwart war wichtiger, und sie füllte sich mit schallenden Stimmen, all seine Kollegen aus der Röhre zurückkehrten, den Bahnsteig erklommen und auf den auf der Bank sitzenden Mann zugingen.
    Gordon Polvera drehte den Kopf nach links, um den vier Helfern entgegenzuschauen.
    Er rechnete damit, daß sie die Leiche der Frau oder das, was von ihr zurückgeblieben war, auf einer Bahre trugen, aber das war nicht der Fall.
    An der Spitze gingen Quinn McLaren und der Arzt. McLaren war Polveras Vorgesetzter. Er redete auf den Arzt ein, der zuhörte, hin und wieder nickte, aber auch die Schultern hob, als hätte er etwas Unbegreifliches erlebt.
    Die beiden Männer kamen auf ihn zu. McLaren zog ein düsteres Gesicht.
    Er war sowieso ein Mann, der zum Lachen in den Keller ging, jetzt verhieß sein Gesichtsausdruck wahrlich nichts Gutes. Seine grauen Augen schienen Gordon durchbohren zu wollen, aber er hielt sich zurück und ließ dem Arzt den Vortritt. Der Mann hatte seine Tasche auf die Bank gestellt und sie aufgeklappt. Er lächelte Polvera zu. »Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht gut.«
    »Es ist der Schock, ich weiß. Deshalb werde ich Ihnen eine Spritze geben. Sie beruhigt und…«
    »Nein, nein, keine Spritze.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will es nicht.«
    »Dann kommen Sie ohne zurecht?«
    »Ja.«
    »Gut.« Der Arzt nickte. »Ohne die Einwilligung eines Patienten kann ich nichts unternehmen. Nun ja, es ist sowieso alles so ungewöhnlich und auch seltsam.«
    Was der Arzt damit gemeint hatte, bekam Gordon Polvera später zu hören, als der Mediziner verschwunden war und er mit seinem Vorgesetzten McLaren allein auf der Bank saß.
    »Jetzt mal unter uns Pastorentöchtern, Gordon. Du hast also gesehen, wie eine Frau auf den Gleisen stand.«
    »Ja.«
    »Und dann hast du sie überfahren?« Polvera runzelte die Stirn.
    »Scheiße, was soll das? Das weißt du doch, Quinn.«
    »Nein, weiß ich nicht.« Polveras Herz schlug wieder schneller. »Ihr seit aus dem Tunnel gekommen. Ihr habt die Stelle untersucht, wo ich die Frau erwischt habe. Was gibt es da noch zu fragen?«
    »Jedenfalls eine Menge.« Polvera schüttelte den Kopf. »Pardon, aber das begreife ich nicht. Was ist denn los?«
    »Das will ich dir gern sagen, und deshalb bin ich auch hier. Wir haben keine Frau gesehen. Keine Leiche, keine Reste, keine Tote, verdammt, es war nichts da!«
    Gordon Polvera hockte auf der Bank und rührte sich nicht mehr. Er sah noch, wie die letzten der wenigen Reisenden in den Ersatzzug einstiegen, der gerade angekommen war, und er wagte auch nicht, seinen Vorgesetzten anzuschauen, sondern starrte über die Gleise hinweg ins Leere. Seine Zunge bewegte sich über die Lippen. Die Nasenflügel zuckten, und Quinn McLaren wiederholte seine Aussage noch einmal.
    Erst jetzt war Polvera in der Lage, etwas zu sagen. »Nichts gefunden?« hauchte er.
    »So ist es.«
    »Gar nichts?«
    »Doch, ein paar Blutflecken, das war alles. Aber die Frau selbst oder die Leiche war verschwunden. Sonst hätten wir die Leute nicht durchgelassen. Wenn da nicht das frische Blut gewesen wäre, hättest du dich auf verdammt unangenehme Fragen gefaßt machen müssen. Aber das Blut ist vorhanden, deshalb glaube ich dir auch.«
    Polvera kam mit dem Verlauf der Dinge nicht zurecht. Er wollte so viel sagen, nur war es ihm nicht möglich. Er schaffte es einfach nicht, er bewegte nur die Lippen, hatte die Stirn in Falten gelegt und schüttelte den Kopf.
    McLaren stieß ihn an. »He, hast du nicht gehört?«
    »Doch - schon.«
    »Und was sagst du dazu?«
    »Ich habe die Frau gesehen. Sie tauchte so schnell auf, daß ich nicht mehr bremsen konnte. Es hat sie gegeben, verdammt, und sie muß auch überfahren worden sein. Da gibt es keine andere Möglichkeit.«
    »Wäre logisch. Aber ebenso klar ist, daß wir keine Leiche gefunden haben.«
    »Das verstehe ich nicht«, murmelte Polvera.
    »Ich auch nicht.«
    Gordon hob die Schultern. Die Decke geriet durch die Bewegung ins Rutschen und glitt von seinem Körper, was ihn nicht weiter störte. »Aber es hat sie gegeben, Quinn! Ich habe sie gesehen, und ich habe mir auch nichts eingebildet, das kannst du mir glauben. Diese Frau
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