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0883 - Mörderisch

0883 - Mörderisch

Titel: 0883 - Mörderisch
Autoren: Jason Dark
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er sich gleich erheben zu wollen.
    Das tat er auch, und zwar mit einem geschmeidigen Sprung. Ich zuckte für einen Moment zusammen, als er sich mitten im Sprung drehte.
    Er starrte gegen die Tür!
    Ich hielt den Atem an. Zum erstenmal sah ich sein Gesicht, und ich war nicht begeistert. Unter den glatten Brauen zeichneten sich helle Augen ab. Sie wirkten klar, aber gleichzeitig kalt und ausdruckslos. Da war kein Gefühl zu spüren. Diese Augen gehörten keinem Menschen, sondern einem Roboter. Die Nase war kantig wie ein Stück Holz. Die Nasenlöcher erinnerten an Nüstern. Der Mund war extrem breit.
    Der sehnige Hals fiel mir ebenfalls auf. Viel mehr war vom Körper des Gefangenen nicht zu sehen, denn er steckte in einer aschgrauen, weitgeschnittenen Gefängniskleidung aus derbem Stoff. Die Hände schauten aus den Ärmeln hervor. Er hatte sie zu Fäusten geballt und richtete seinen Blick auf die Innenseite der Tür, wo sich auch das Guckloch befand. Er mußte zumindest mein Auge sehen, und er lächelte plötzlich. Es war ein Lächeln, das mich warnte. Wenn man je von einem kalten, eisigen Lächeln sprechen konnte, dann traf es auf dieses hier zu, und ich ahnte schon, was mir bevorstand.
    Ich trat wieder zurück. Der Gefängnisdirektor blickte zu mir hoch. »Nun, was sagen Sie?«
    »Tja, er sieht nicht gerade aus wie ein Dreßman.«
    Dr. Fercy lachte glucksend. »Da haben Sie recht. Das ist er auch nicht.« Er tippte mich an. »Ich denke nicht, daß die Fahrt mit diesem Monster auf zwei Beinen ein Ausflug wird.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Vielleicht einer in die Hölle.« Er lachte wieder, diesmal meckernd, weil er wohl froh war, die Sorge um Slim Guthry los zu sein, aber er hörte auf, als ich ihn anschaute.
    »Gut, dann…«
    »Hören Sie, Mr. Fercy. Dieser Gefangene ist nicht gefesselt. Soll er so in den Wagen gesetzt werden?«
    »Nein, das nicht. Es werden ihm noch Handschellen angelegt. Nicht wahr, Sam?«
    Der hünenhafte Schwarze neben mir nickte.
    Ich aber hatte die Stirn gerunzelt, weil ich über den Vornamen nachdachte. Den hatte ich vor kurzem gehört, und Dr. Fercy sprach mich noch einmal an.
    »Darf ich Ihnen Sam Wilde vorstellen? Er wird Ihr Begleiter sein. Und ich versichere Ihnen, daß Sie sich voll und ganz auf ihn verlassen können, Mr. Sinclair.«
    Ich drehte mich um.
    Sam Wilde grinste mich an. Seine dunklen Augen schillerten. Er hatte in der Tat die Figur eines Preisboxers. Ich hätte ihn nicht zum Feind haben wollen. Für die nächsten Stunden würden wir Kollegen sein. Ich lächelte und streckte ihm etwas vorsichtig meine Hand entgegen. Sam deutete die Bewegung richtig, deshalb drückte er mit seiner Pranke auch nicht zu fest zu.
    »Ich heiße John.«
    »Alles klar, John.«
    »Und Sie glauben, daß wir es schaffen?«
    Sam nickte. »Aber immer. Der Wagen ist sicher, und ich denke schon, daß ich ein Auge auf ihn haben werde.«
    »Gut, dann bin ich beruhigt.«
    Fercy stieß mich an. »Bitte, Mr. Sinclair, treten Sie zur Seite. Sam Wilde wird dem Mann jetzt Handschellen anlegen. Sie sind noch mit einer Kette verbunden, denn wir wollen ja nicht, daß er auf der Ladefläche herumturnt.«
    »Das denke ich auch.«
    Sam Wilde hatte die Handschellen bereits von seinem Gürtel losgehakt. Die Eisenkette zwischen ihnen klirrte leise, als er die stählernen Fesseln bewegte. Der Direktor höchstpersönlich öffnete die Zellentür, trat dann zurück, um Sam den Weg freizugeben.
    Ich blieb so stehen, daß ich in das Innere der Zelle schauen konnte. Natas gehörte nicht eben zu den kleinen Menschen, aber im Vergleich zu Sam wirkte er beinahe schmächtig. Er rührte sich nicht, als der Wächter auf ihn zukam. Der breite Rücken des Mannes versperrte mir mein Blickfeld. Sam wuchtete den Gefangenen herum, der durch den Schwung bis gegen die Wand fiel, aber nicht dazu kam, sich dort abzustützen, denn Sam Wilde riß ihm die Arme auf den Rücken, bog sich noch durch und ließ dann die beiden Stahlkreise um die Gelenke schnacken. Das eine Ende der Kette hielt Sam Wilde fest. Er hatte es einmal gedreht und um sein Gelenk geschlungen.
    Wie einen Hund zog er ihn hinter sich her, als die beiden die Zelle verließen. Der Gefangene würdigte uns keines Blickes. Er starrte bewußt an uns vorbei. Selbst mich, den Fremden, nahm er nicht zur Kenntnis.
    »Du weißt, wohin du ihn zu schaffen hast?« fragte Fercy.
    »Ja, ich habe den Wagen schon vorgefahren.«
    »Gut, wir kommen dann nach. Mr. Sinclair muß mir nur noch etwas
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