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0882 - Brennpunkt Milchstrasse

Titel: 0882 - Brennpunkt Milchstrasse
Autoren: Unbekannt
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tränenüberströmt, aber seine Miene und die Augen verrieten, daß es Tränen der, Freude und der Rührung waren.
    Langsam erhob sich der ehemalige Prospektor und ging mit ausgestreckten Händen auf Gerziell zu.
    „Ich bin enttäuscht von deinen Brüdern, Gerziell", sagte er. „Wenn Sie deine Gestalt abscheulich finden, dann haben sie keinen Geschmack. Ich habe noch nie in meinem langen Leben so etwas Wunderschönes wie dich gesehen."
    Ganz sacht fuhren seine Fingerspitzen über das Wesen, das ungefähr so groß war wie ein Mensch, aber überhaupt keine Ähnlichkeit mit einem Menschen auf wies.
    Im ersten Augenblick dachte Pyon Arzachena an eine menschengroße, aus rötlich funkelnden Kristallen zusammengesetzte Schneeflocke, so ebenmäßig und ästhetisch sauber, ja beinahe ätherisch wirkte der Gys-Voolbeerah auf ihn. Doch beim genaueren Hinschauen offenbarte sich ihm die kristallinfaserige Struktur, die Ballungen zahlloser herrlicher Muster bildete.
    „Ich möchte dir glauben, Arzachena, aber ich kann es nicht", hallte es aus dem Gebilde.
    „Er muß schon drin sein!" rief draußen jemand.
    „So ein Narr!" hörte Pyon den Laren rufen.
    Im nächsten Moment stürmten Hotrenor-Taak und der schlammverschmierte Wachtposten in die Steuerzentrale. Beide hielten sich die Hände mit gespreizten Fingern vor die Augen.
    „Pyon?" rief der Lare. Dann erblickte er Gerziell.
    Eine ganze Minute lang sagte er nichts, dann flüsterte er: „Bei den Energiekaskaden von Tbyllon, das ist kaum zu glauben! So schön! So wunderschön!
    Wer ist das? Sind Sie das, Gerziell?"
    „Schön?" fragte fassungslos der Posten und schaute blinzelnd auf Gerziell. „Ist das wahr: ihr findet Gerziells Gestalt schön? Aber es ist die wahre Form, die Form des Ursprungs, die mit einem Fluch belegt ist!"
    „Rede keinen Unsinn!" sagte Ho-trenor-Taak. „Du bist vielleicht häßlich. Gerziell ist schön. Er entspricht seltsamerweise nicht nur dem Schönheitsideal der Terraner, sondern auch dem der Laren - und es würde mich nicht wundern, wenn er dem Schönheitsideal aller organischen Intelligenzen entspräche."
    „Warum betonen Sie .organische' Intelligenzen?" fragte Gerziell.
    „Weil ich sehe, daß zumindest Ihre evolutionsbedingten Vorfahren aus anorganischen Elementen beziehungsweise anorganischen Riesenmolekülen hervorgegangen sind", antwortete Hotrenor-Taak. Er lächelte. „Aber heute ist wohl nur noch die Form beziehungsweise der Glanz davon vorhanden. Immerhin, wenn alle Gys-Voolbeerah so aussähen wie Sie, dann würden die meisten anderen Intelligenzen euch bewundern -und wenn sie euch bewundern, verlernen sie es, euch zu fürchten."
    „Ist das alles wahr?" fragte Gerziell.
    „Ich schwöre es!" rief Pyon Arza-chena.
    „So wahr ich lebe!" sagte Hotrenor-Taak.
    „Ich glaube euch", sagte Gerziell. „Ja, es stimmt, unsere Vorläuferrasse war eine anorganische Intelligenz. Inzwischen sind wir aber nicht viel anorganischer als Menschen, denn wir haben uns durch ungezählte Metamorphosen auch in der Grundstruktur verändert. Uns ist nur die Fähigkeit geblieben, die alte äußere Erscheinung nachzubilden.
    „Uns?" fragte der Wachtposten.
    „Ja, du kannst es auch - und ihr könnt es ebenfalls!" fügte er für die zirka dreißig Gys-Voolbeerah hinzu, die sich in die Steuerzentrale gedrängt hatten und mit angehaltenem Atem jedes Wort aufnahmen.
    Aus dem kristallin wirkenden Gebilde kam ein zarter Akkord.
    „Unsere Vorväter hatten anscheinend eine genetisch verankerte Psy-cho-Barriere errichtet, die sich aktiviert, wenn einer von uns einen Gys-Voolbeerah in der ursprünglichen Gestalt sieht. In dem Fall empfindet er grenzenlosen Ekel und Abscheu vor dieser Form - und niemals hätte er sie angenommen, denn wer sie annimmt, muß darin verharren, bis er erlöst wird."
    Aus den Zuschauern löste sich Yt-ter und trat dicht vor Gerziell hin.
    „Ich beginne deine Schönheit zu sehen, Gerziell."
    „Dann nimm die wahre Form an, Ytter!" sagte Gerziell. „Du kannst es!"
    „Ja!" erwiderte Ytter.
    Erschaudernd sah Pyon Arzache-na zu, wie Ytter sich in ein Ebenbild von Gerziell verwandelte - und als Ytter damit fertig war, hatten weitere vier oder fünf Gys-Voolbeerah damit angefangen, die wahre Form anzunehmen.
    „Ich freue mich - für euch und für uns Menschen!" sagte der ehemalige Prospektor. „Ihr werdet nicht mehr gefürchtet, sondern bewundert werden - und da ihr von der wahren Form nie wieder auf eine andere Form übergehen könnt,
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