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0881 - Das Kind der Mumie

0881 - Das Kind der Mumie

Titel: 0881 - Das Kind der Mumie
Autoren: Jason Dark
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hinzusetzen, aber die Folgewirkungen waren schlimm. Der Rachen war wund und schmerzte. Auf dem Weg in die Kehle schien sich die Luft in Säure zu verwandeln. Vor ihren Augen drehte sich die Welt. Shao hob die Arme an und preßte die Hände gegen ihr Gesicht, wobei sie durch die Lücken der gespreizten Finger nach vorn sehen konnte und dort die beiden Araber erkannte, die allerdings nicht allein waren, sondern wie zwei Leichenwächter rechts und links eines Kindes standen, das seinen Blick auf Shao gerichtet hielt.
    Der Blick der goldenen Augen!
    Es war kein Traum, den Shao erlebt hatte. Es entsprach den Tatsachen. Dieses Kind hatte goldene Pupillen, zwei strahlende Sonnen in den Augen, und die waren genau auf Shao gerichtet.
    Hinter dem Gebüsch verlor sich kein Licht. Trotzdem entdeckte Shao das Lächeln auf den Lippen des für sie namenlosen Jungen. Sie sprach ihn nicht an. Auch wenn ihr Lebensretter vor ihr stand, brachte es einfach nicht fertig, einen Laut hervorzubringen, hinzu kam die plötzliche Wende des Falls. Eben noch in allerhöchster Lebensgefahr, war dann die überraschende Wende eingetreten.
    Der Pferdeschwanz rollte seine Schlinge zusammen und steckte sie ein. Er und auch sein Kumpan standen zwar in der Nähe, beide aber hatten eine demütige Haltung eingenommen, als wären sie Diener, einzig und allein auf ihren König fixiert.
    Der Junge sagte nichts mehr. Er ging auf Shao zu und streckte ihr seine Hand entgegen. Eine Geste der Freundschaft, und Shao überlegte einen Moment, ob sie die Hand tatsächlich annehmen sollte oder ob alles nur ein weiterer Trick war. Schließlich arbeiteten die Araber und der Junge zusammen.
    Das Zögern fiel ihm auf. Er lächelte Shao an, als er sagte: »Du kannst sie ruhig anfassen.«
    Die Worte hatten der Chinesin die Brücke gebaut. Sie machte auch ihren Arm lang, umfaßte die Hand und bemerkte schon im selben Augenblick die Veränderung.
    Von der Hand des Jungen ging etwas aus, das sie nur mit einem Strom der Kraft bezeichnen konnte.
    Es war etwas Unerklärliches oder Unbeschreibliches, das durch ihren Körper drang und sie sowohl die Angst als auch die Mattheit vergessen ließ. Sie spürte ein Vertrauen, das sie dem Jungen entgegenbrachte, und als sie zitternd auf den Beinen stand, wunderte sie sich darüber, daß sie nicht fiel.
    Der Junge lächelte noch immer, als er ihre Hand losließ. »Es war nicht so gemeint«, sagte er. In seiner Stimme klang Bedauern mit. »Hast du Schmerzen im Hals?«
    Shao konnte nur nicken.
    Der Junge, der redete wie ein Erwachsener, hob seine Arme an und streckte ihr die Hände entgegen.
    Seine Finger erreichten Shaos Hals, sie strichen an beiden Seiten mit den Kuppen darüber hinweg.
    Shao wollte die Augen nicht schließen, sie mußte es einfach tun und sich den streichelnden Fingern hingeben.
    Es war so wunderbar. Diese Sanftheit gefiel ihr, aber das war nicht alles. Sehr schnell bekam sie die heilenden Hände oder Kräfte des Jungen zu spüren.
    Die Schmerzen verschwanden. Sie huschten aus ihrem Körper. Shao konnte es kaum glauben. Als der Junge die Hände wieder sinken ließ, da atmete sie tief durch.
    Es klappte.
    Der zweite Atemzug!
    Auch bei ihm spürte sie kein Kratzen mehr im Hals. Innen und außen waren die Verletzungen verschwunden. Hätten nicht die beiden Araber in der Nähe gestanden, so hätte Shao geglaubt, nur einen Traum erlebt zu haben.
    Der Junge lächelte noch immer. Von irgendwoher erreichte ein Lichtschimmer sein Gesicht und gab ihm auf der rechten Seite einen warmen Anstrich. »Ich spüre, daß du etwas Besonderes bist«, begann er zu sprechen, und Shao wunderte sich nicht mal darüber, daß er auch ihre Sprache beherrschte, bei ihm war eben alles perfekt. Er war ein Wesen, das über den anderen stand. »In dir ist etwas, das mich irritiert hat, aber es ist nichts Schlechtes. Du bist ein Mensch, doch ich spüre, daß du aussiehst wie jemand, der woanders hingehört. Du lebst zwischen den Welten. Du bist… nein, du hast etwas hinter dich gebracht, das ich nicht greifen kann, das aber vorhanden ist…«
    »Was willst du?« flüsterte Shao in seine Worte hinein.
    »Ich will, daß du am Leben bleibst. Sie haben die falsche Person erwischt. Ich will mich bei dir entschuldigen. Du hast mit den anderen nichts zu tun.«
    »Mit welchen anderen?«
    »Mit den Männern, die mich fangen wollen. Sie werden mich nicht finden, ich werde sie finden und mich rächen. Vergiß mich. Vergiß mich schnell. Ich wünsche dir viel Glück
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