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0879 - Henker-Dämmerung

0879 - Henker-Dämmerung

Titel: 0879 - Henker-Dämmerung
Autoren: Roger Clement
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Erlös zu betrinken, dann hatte er im Kloster wirklich nichts verloren.
    »Bring den jungen Bruder auf den Kampfplatz!«, befahl der Abt. »Ich glaube, er braucht dringend eine gute Übungsrunde!«
    ***
    Bruder Simoor hatte einen entsetzlichen Brummschädel. Als er den Fehler beging, die Augen aufzuschlagen, wurden seine Leiden noch verstärkt.
    Die Morgensonne marterte ihn mit Lichtblitzen, die genau in sein Gehirn zu schießen schienen.
    Der junge Mönch versuchte, sich an den vergangenen Tag zu erinnern. Doch das gelang ihm nicht so richtig. Simoor hatte das unbestimmte Gefühl, Mist gebaut zu haben…
    Und dann erschienen die Bilder vor seinem geistigen Auge. Er dachte an Majna, die dralle Schankmagd mit den üppigen Brüsten. Dieses Biest hatte es wirklich geschafft, sein Keuschheitsgelübde zu brechen. Simoor musste grinsen, als ihm wieder einfiel, was für einen Spaß er mit der Magd auf ihrem Nachtlager gehabt hatte.
    Doch gleich darauf verging ihm die aufkeimende gute Laune. Ihm fiel nämlich wieder ein, was außerdem geschehen war. Das Geld, mit dem er Waffenöl hatte kaufen sollen, überließ er Majna als Dank für ihre Liebesdienste. Doch das Waffenöl musste Simoor natürlich trotzdem beschaffen. Also hatte er sein Schwert im Pfandhaus beliehen, um mit dem geborgten Geld in der Schänke ein Spielchen zu wagen.
    Doch irgendwie hatten die Geister der Natur die Würfel nicht so geführt, dass Simoor gewinnen konnte. Dabei hatte er doch das Geld für das Waffenöl gewinnen wollen! Aber es hatte nicht funktioniert. Vi eileicht lag es ja an dem vielen Wein, den der Wirt seinem mönchischen Gast so großzügig einschenkte. Und Simoor war nun einmal keine berauschenden Getränke gewöhnt.
    Kein Wunder also, dass er sich nicht mehr an alles erinnern konnte, was am Vortag geschehen war.
    Eigentlich , sagte sich Simoor, trägt also der Meister der Harmonie die Schuld an meinem Unglück! Warum gibt es hier im Kloster nicht ab und zu einen guten Schluck? Wenn ich an Wein gewöhnt wäre, dann hätte mich dieser schurkische Wirt niemals so abfüllen können!
    Stöhnend richtete der junge Mönch sich auf. Er lag auf seinem kargen Bett in seiner Mönchszelle. Simoor konnte sich nicht erinnern, wie er dorthin gekommen war. Der Raum war so klein, dass man ihn mit drei Längsschritten und zwei Querschritten durchmessen konnte. Die Einrichtung bestand nur aus einer Kiste für Kleidung und persönliche Dinge, einem Tisch, einem Stuhl und der harten Pritsche. Und natürlich einem kleinen Altar mit Statuen, welche die Geister der Natur darstellten.
    Simoors rechte Hand stieß gegen etwas Kaltes.
    Sein Schwert!
    Es hatte neben ihm auf dem harten Lager gelegen. Der Mönch umfasste die verzierte Lederscheide, in der sich die Waffe befand. Er zog blank. Es gab keinen Zweifel. Dieses Schwert war sein eigenes, persönliches Schwert. Es war unverwechselbar.
    Auf der Klinge, oberhalb der Blutrinne, war nämlich sein Name in den verschlungenen Schriftzeichen von Go'nam angebracht. Und unmittelbar darunter prangte das Motto der Bruderschaft.
    DEN FÜHLENDEN WESEN ZU DIENEN.
    Simoor verstand die Welt nicht mehr. Er konnte sich noch daran erinnern, die Waffe ins Pfandhaus gebracht zu haben. Aber hatte er sie auch wieder ausgelöst? Und wenn, mit welchem Geld? War er doch als Gewinner aus dem Würfelspiel hervorgegangen? Und wie war er überhaupt ins Kloster zurückgekehrt? Auf seinen eigenen Füßen?
    Da wurde die Tür seiner Mönchszelle aufgerissen. Simoor zuckte schmerzhaft zusammen. Laute Geräusche waren seinem Brummschädel nicht gerade zuträglich. Doch der junge Mönch hielt seine Zunge im Zaum. Er protestierte nicht.
    Denn der bullige Bruder Tedo, der sich nun vor ihm aufgebaut hatte, schien ohnehin schon stinksauer zu sein.
    »Der Meister der Harmonie will dich sehen, Bruder Simoor! Auf dem Kampfplatz!« Bruder Tedos Augen funkelten. »Und verleihe dein Schwert nicht«, fügte er mit beißendem Spott hinzu, »du wirst es brauchen!«
    Simoor schlug die Augen nieder. Er wusste natürlich, dass ein Schwert-Mönch eigentlich niemals seine Waffe aus der Hand geben durfte. Denn das Schwert war für die Klosterbrüder mehr als eine normale Waffe zur Verteidigung ihrer selbst und von Schwächeren, die ihre Hilfe brauchten.
    Das Schwert war gleichzeitig auch ein magisches Mittel, ein Medium, durch das die Geister der Natur den Mönchen geheime Kräfte gaben.
    Bruder Tedos ironische Bemerkung deutete darauf hin, dass der bullige Mönch von
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