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0876 - Der Dämon von Nigeria

0876 - Der Dämon von Nigeria

Titel: 0876 - Der Dämon von Nigeria
Autoren: W.K. Giesa und Dirk van den Boom
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können? Bereits gegen seine Zombies hatte es sich nur als begrenzt wirksam erwiesen, ein Hinweis darauf, dass bei der Erschaffung der Untoten nicht nur schwarzmagisches Potenzial eine Rolle gespielt hatte. Gegen den Zauberer selbst mochte sich die Kraft des Sterns als völlig wirkungslos erweisen - aber vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit, ihn hilfreich einzusetzen. Zamorra beschloss, mit dem Ruf noch zu warten und sich dabei auf seinen Instinkt zu verlassen.
    Ekeke hatte sich nun aus seiner sitzenden Haltung erhoben, weiterhin ohne dass seine Füße den Boden berührten. Er breitete seine Arme aus, und seine tiefe Stimme erfüllte den Raum mit Resonanz.
    »Meine Jünger! Meine Diener! Heute wollen wir gemeinsam jubilieren! Der Kreis beginnt, sich zu schließen! Vor mehr als 200 Jahren habe ich begonnen, das Kleinod der Unsterblichkeit zu erschaffen, mit der Macht und dem Willen des mächtigen Shango, Gott des Donners, unseres Herrn!«
    Zamorra spürte eine magische Schwingung durch den Raum gleiten. Sie kam von außen, wie beschworen, aber wenn ihn seine Sinne nicht trogen, dann war da… Unwille enthalten. Zwang, aber Unwille, so als ob jener, auf dessen Namen sich Ekeke berief, seine Kraft nur zögernd und ohne große Bereitschaft zur Verfügung stellte. Zamorra rief sich in Erinnerung, was er über Shango wusste. Die traditionelleYoruba-Religion, in deren Rahmen Ekeke hier offenbar agierte, die er aber ebenso offenbar zu pervertieren getrachtete, betete Shango an, den Sohn Oduduwas, des mystischen Gründers der ersten Stadt der-Yoruba, Ile-Ife. Shango vereinte als Gott des Donners unbändige Macht in sich, die er sowohl konstruktiv wie auch destruktiv einzusetzen bereit war, er war sowohl der jähzornige, wilde Gott wie auch der voller übersprudelnder Lebendigkeit und Lebensbejahung. Es schien, als spekuliere Ekeke sehr einseitig auf seine zerstörerische Seite, und da lag die Crux: Shango war nicht böse, er vereinte Gegensätzliches in sich, das sich auch einmal eruptiv entlud. Wer ihn anrief, war nicht notwendigerweise ein Schwarzmagier, und wer seine Macht missbrauchte, missbrauchte keine Schwarze Magie. Und so war Merlins Stern gegen die Zombies nicht wirkungsvoll genug gewesen: Zwar hatte sich genug von der Verderbtheit Ekekes auf seine Schöpfungen übertragen, um sie verwundbar zu machen, aber letztendlich waren sie keine Produkte Schwarzer Magie und damit für Merlins Stern nicht grundsätzlich ein »Feind«.
    Zamorra hasste solche Situationen. Sie führten ihm vor Augen, dass nicht alles in ein klares Schwarz-Weiß-Schema einzuordnen war. Und sie machten ihm klar, dass böse Absichten sich neutraler oder gar positiver Kräfte bedienen konnten. Ekeke war offenbar so ein Fall, und das grenzte Zamorras Handlungsspielraum massiv ein.
    Er musste an Leonardo de Montagne denken, seinen dämonischen Vorfahren. Der hatte Zamorra einst das Amulett gestohlen, das ebenfalls magisch neutral war, das er aber stets zu positiven Zwecken benutzte. Leonardo hingegen hatte es für das Negative benutzt.
    Ekekes Stimme lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Heute, meine lieben Anhänger, wird Euer Meister endgültig Unsterblichkeit erlangen. Das Kleinod wird mit seiner selbst verbunden, der Anfang mit dem Ende. Sobald sich der Kreis schließt, bin ich Teil des Kreislaufes und damit den Zwängen der materiellen Existenzsicherung dauerhaft enthoben. Ich benötige nun Eure Kraft, meine Freunde, Eure Kraft und die der Gesegneten, deren Leben wir meiner Herrlichkeit opfern werden. Lasst uns gemeinsam zurück reisen in die Vergangenheit, in jene Zeit, in der das Kleinod entstand und in der ich meinen Weg begonnen habe.«
    Ekeke machte eine Kunstpause. Sein Blick fiel auf Zamorra. Dutzende von Augenpaaren richteten sich auf den Professor. »Und niemand, meine treuen Gefolgsleute«, setzte der Priester leise fort, »niemand wird uns bei unserem Tun aufhalten können.«
    Zamorra senkte den Kopf. Er vermochte dem nichts entgegenzusetzen.
    ***
    Awale zögerte nicht. Sie erreichten den Schrein Ekekes am Nachmittag, doch es war dunkel wie in der Nacht.
    Düstere, bedrohende Wolken waren aufgezogen, tiefblaue Bänke geballter Macht, bereit, einen vernichtenden Regensturm nieder zu schicken. Und vernichtend waren solche Regenstürme, sie schwemmten Hütten hinweg, durchdrangen Dächer, drückten heimkehrende Bauern nieder, vernichteten Ernten. Sie waren ein Segen, brachten sie doch das nötige Wasser für die zahlreichen
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