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0863 - Die Sirene von Atlantis

0863 - Die Sirene von Atlantis

Titel: 0863 - Die Sirene von Atlantis
Autoren: Jason Dark
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zusammen, als Roya ihr auf die Schulter schlug. »He, was ist los mit dir? Schläfst du?«
    »Nein.«
    »Schau mich an.«
    Kara drehte sich um.
    Naß stand Roya vor ihr. Sie strich ihre Haare mit einer Handbewegung zurück und schaute dann an ihrem Körper entlang, wo sich alles unter dem dünnen Sommertuch abzeichnete. »Na, gefällt es dir?«
    »Wie meinst du das?«
    Die Blonde lachte. »Das weißt du schon sehr gut, auch wenn du ein Jahr jünger bist. Aber lassen wir das.« Sie war sehr sprunghaft und bewies es auch wieder. »Sollen wir gehen?«
    »Wohin?«
    »Raus – einfach weg. Hier ist es noch zu stickig. Draußen empfängt uns die Kühle. Da ist es wunderbar. Wir können durch die Gassen laufen, wir laufen durch Wasser, wir können noch ein Bad nehmen, wir können alles wieder machen.«
    Kara hob die Schultern. »Warum nicht? Ich warte dann auf dich.«
    »Warum das?«
    »Du willst dich doch umziehen und…«
    Roya lachte laut auf. »Ich und umziehen? Nein, ich werde es genießen, wenn der kühle Wind mein nasses Hemd streichelt und trocknet.«
    Kara hatte Bedenken. »Man wird dich anstarren!«
    Wieder lachte Roya laut auf. »Und? Bin ich es nicht wert, angeschaut zu werden?« Sie drehte sich. »Sieh hin, ich bin doch eine Frau…«
    »Das stimmt.«
    »Und ich werde auch so handeln wie eine Frau. Aber wie eine starke Frau. Weißt du, was ich mir vorgenommen habe?«
    »Nein.«
    »Ich werde viel lernen. Ich will kämpfen, ich will eine Große werden. Ich spüre, daß ich etwas in mir habe, das anders ist als bei den meisten Menschen. Ich habe eine Kraft, die andere überzeugen kann. Allein die Stimme ist es, die mir diesen Mut gibt. Ich werde kämpfen, und ich werde singen.«
    Kara wollte das Thema beenden. »Wann gehen wir?«
    »Sofort.«
    »Gut.«
    ***
    Sie hatten das große, schon palastähnliche Haus des weisen Delios verlassen und waren hinaus in den Garten gelaufen, der sich im Gegensatz zu der Zeit vor dem Gewitter, völlig verändert hatte. Er war regelrecht aufgeblüht.
    Alle Brunnen hatten sich mit dem frischen Wasser gefüllt. Aus zahlreichen Öffnungen wie den Mäulern oder Mündern der steinernen Fabeltiere sprudelte es hervor. Die Luft war nicht nur klar, sie roch auch wunderbar würzig. Beide Mädchen konnten nicht genug davon bekommen und holten mehrmals tief Luft.
    Kara hatte ihre »Schwester« gerade noch davon abhalten können, durch den Ort zu laufen. Hier im Garten waren sie vor den Blicken Fremder ziemlich geschützt, und auf einer steinernen Bank ließ sich Kara nieder. Über ihr ein wahres Blütenmeer.
    Roya streckte die Beine aus. »Herrlich, nicht?«
    »Ja, mir gefällt es auch.«
    Die Sonne war durchgekommen und hatte ihre Strahlen auf die feuchte Erde geschickt. Die Hitze verdampfte das Wasser. An vielen Stellen bildeten sich Nebelinseln, die in trägen Wolken durch den Garten trieben und an den Mauern hochkrochen.
    Roya strich letzte Tropfen von ihren Beinen weg. »Was willst du eigentlich später mal machen?« fragte sie.
    »Wieso?«
    »Du kannst doch nicht immer hier herumhocken und nicht an das denken, was vor dir liegt.«
    »Was liegt denn vor mir?«
    »Das Leben.«
    »Stimmt.«
    »Ich weiß, wie meines aussehen wird.«
    »Ja, du willst zu einer Kämpferin werden.«
    »Das ist nicht alles!« rief die blonde Roya. »Ich werde die Herrscherin auf den Schlachtfeldern sein, das weiß ich genau. Ja, so und nicht anders wird es laufen.«
    Kara wollte es kaum begreifen. »Schlachtfelder?« wiederholte sie leise.
    »Ja, auf den Feldern des Todes. Wo das Blut der Menschen fließt und mein Sirenengesang den Tod herbeiholt. Da werde ich meine Zeit verbringen, dafür bin ich geboren. Deshalb existiere ich.« Sie bewegte bei den nächsten Worten beide Hände. »Eine große Zukunft liegt vor mir, eine Zukunft, die kein Ende finden wird, ich weiß es.«
    »Kein Ende?«
    »Du verstehst es nicht, wie?«
    »Nein.«
    Roya rückte näher an Kara heran. Ihre Augen hatten einen ungewöhnlich klaren Ausdruck angenommen. Man konnte sie mit Dolchen vergleichen, die sich in irgendwelche Körper bohrten. Kara ärgerte sich darüber, daß sie zusammenschrak.
    »Magie, reine Magie!« flüsterte Roya, dabei jedes Wort sehr genau betonend. »Das ist es doch, auf das wir uns verlassen müssen. Die Magie ist stark, sie ist einmalig, sie lebt nicht nur, sie wird auch überleben, das weiß ich genau.«
    »Und was soll sie überleben?« fragte Kara.
    »Alles. Die Welt, dieses Land, den Himmel, das Meer. Sie ist
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