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086 - Das Grab des Vampirs

086 - Das Grab des Vampirs

Titel: 086 - Das Grab des Vampirs
Autoren: Frank Sky
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allein.
    Ein Uhu schrie. Der Ruf hallte schauerlich durch die Nacht, und wenig später vernahm Runge ein unheimliches Keuchen und Ächzen. Er blickte sich nach einer Waffe um, entdeckte einen Ast, der unter einem Baum lag, und nahm ihn auf. Langsam drehte er sich herum.
    Ungefähr hundert Meter von ihm entfernt stand eine unförmige Gestalt. Sie kroch über eine Bodenerhebung, und eilte mit ungelenken Bewegungen auf ihn zu.
    Runge umklammerte den Ast mit beiden Händen. Er fühlte, daß ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Mühsam widerstand er dem Drang, einfach zu fliehen, weil er wußte, daß er damit nichts erreichen würde. Im Wald war er keineswegs gerettet; hier konnte er seinen Gegner wenigstens sehen.
    Zehn Meter vor Runge richtete der Fremde sich auf. Der Medizinstudent erkannte den Vampir wieder, der Alphonse der Marcin getötet hatte.
    „Der Dauphin!“ sagte Runge laut.
    Der Verkrüppelte stöhnte gequält. Jeder Schritt, jede Bewegung schien ihn zu schmerzen, und doch trieb ihn seine Blutgier voran.
    „Bleib stehen, Ungeheuer!“ rief Runge.
    Der Dauphin antwortete mit unverständlichen Lauten. Der Mond beschien sein Gesicht, so daß Runge das raubtierartige Gebiß sehen konnte. Als der Vampir die Arme ausbreitete, wurde für den Mediziner deutlich, wie sehr man ihn vor seiner Hinrichtung gefoltert haben mußte. Die Knochen waren schief und krumm wieder zusammengewachsen, die rechte Schulter wölbte sich fast bis zum Kopf hoch, und das Gesicht hatte nichts Menschliches mehr.
    Der Dauphin kam schaukelnd näher. Er streckte Runge die Hände entgegen und krümmte die Finger, als hätte er den Hals seines Opfers schon gepackt.
    Runge sprang auf den Mißgestalteten zu und schleuderte ihm den Ast entgegen. Er hatte Widerstand erwartet, doch der Ast fuhr durch den Vampir hindurch. Runge verlor das Gleichgewicht. Der Ast zerbrach in zwei Teile, und eine Klaue packte den Studenten an der Schulter.
    Wie durch ein Wunder konnte Runge dem zuschnappenden Vampirgebiß entgehen. Er rollte über den Boden und schnellte wieder hoch. Tief gebückt stand ihm der Dauphin gegenüber. Seine Arme baumelten bis auf den Boden herab. Runge wußte nicht mehr, wie er ihn abwehren sollte. Er wich zurück, stolperte über eines der Aststücke und stürzte. Mit einem gierigen Aufschrei sprang der Vampir ihn an. Runge schnellte hoch und entkam zum zweitenmal. In beiden Händen hielt er je ein Stück des Astes. Der Dauphin stand lauernd vor ihm.
    Da kam Runge eine verwegene Idee. Zögernd hob er die Aststücke, um sie dann entschlossen zu einem Kreuz zusammenzuhalten. Der Schatten des Kreuzes fiel auf das Gesicht des Ungeheuers und teilte es in vier Sektoren.
    Der Dauphin schrie gellend auf. Er wich zurück und hielt die Hände vors Gesicht. Runge folgte ihm.
    Nach einigen Schritten verließen den Vampir die Kräfte. Er brach zusammen, hob aber Runge noch immer den Kopf entgegen; er war nicht fähig, sich dem Schattenkreuz zu entziehen.
    Runge stieß mit dem Fuß gegen einen Stein und stolperte. Der Dauphin kam frei. Röchelnd und knurrend sprang er auf, um seinen Widersacher erneut anzugreifen, doch der Student fing sich rasch genug wieder. Abermals gelang es ihm, das Kreuz auf das Gesicht des Ungeheuers zu bannen, und wieder sackte der Dauphin in sich zusammen. Er stöhnte und ächzte, als ob er sich auf der Folterbank befinden würde.
    „Isabelle“, schluchzte er. „So vergib mir doch!“
    Fast mitleidig blickte Runge auf ihn herab. Er wußte nicht, wie er die Qualen des Dauphin beenden sollte. Er konnte doch nicht die ganze Nacht hier stehenbleiben und ihn mit dem Schattenkreuz in Schach halten. Ira befand sich im Schloß; und sie war in Gefahr – davon war er fest überzeugt. Er mußte ihr helfen. Aber was sollte er tun?
    Flüchtig blickte er zum Himmel hinauf. Nur eine einzige Wolke stand über ihm, ansonsten war der Himmel sternklar. Sobald die Wolke den Mond bedeckte, würde der Schatten verschwinden. Dann würde der Vampir frei sein, und nichts würde ihn mehr zurückhalten können, sich sein Blutopfer zu holen.
     

     

Ira Bergmann blieb vor einer kühn dekolletierten Dame stehen, die ihr den Weg versperrte und ihr mit ausgestreckten Armen zu verstehen gab, daß sie sie nicht vorbeilassen würde. Dann faßte sie sich plötzlich mit der linken Hand an den Kopf und riß sich die Maske mit einem Ruck herunter.
    Ira wich aufschreiend zurück.
    Auf dem jungen Oberkörper mit den schwellenden Brüsten und den
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