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0859 - Die Mutantenspinne

0859 - Die Mutantenspinne

Titel: 0859 - Die Mutantenspinne
Autoren: W.K. Giesa
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noch im Krankenhaus lag, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich von Tatort zu Tatort mitschleifen zu lassen.
    »Karnickelfangschlag«, widerholte der Polizeiarzt gelassen. »Sie haben wohl nie auf dem Land gelebt? Das Langohr bekommt eins mit der Handkante, ist tot und merkt deshalb nicht mehr, dass ihm das Fell über die Ohren gezogen wird; mithin kann es seinen Besitzer auch nicht verklagen. Also steckt man es problemlos in den Kochtopf und…«
    »Und wenn Sie uns jetzt auch noch das Rezeptbuch Seite für Seite herunterleiern, verpasse ich Ihnen einen Karnickelfangschlag«, drohte Robin.
    »Barbar!«, brummte Renoir. »Bis zu diesem Moment war ich wahrhaftig geneigt, Ihnen das Obduktionsergebnis ausnahmsweise mal in Ihr Büro zu bringen. Aber wenn Sie mir so kommen, kommen Sie wie immer zu mir zum Abholen.«
    »Obduktion?« Der hochgewachsene Brunot sah den Mediziner herablassend von oben her an. »Die Todesursache ist doch klar: Karnickel…«
    Renoirs Zeigefinger ruckte drohend hoch und bohrte sich fast in Brunots Nasenlöcher. »Wagen Sie es nicht, meine Untersuchungsmethoden zu kritisieren! Vergessen Sie nie, dass auch Sie eines Tages auf meinem Tisch liegen, und was glauben Sie, was ich dann alles mit Ihnen anstelle, wenn Sie sich nicht mehr dagegen wehren können?«
    »Bis dahin sind Sie längst pensioniert!«
    »Abwarten! Was ist jetzt, braucht die SpuSi meinen Klienten noch, oder kann ich ihn in meine Hobbykiste packen und in die Pathologie bringen lassen?«
    »Lassen Sie ihn verpacken und schreiben Sie mit fettem Filzstift ›Zerbrechlich - diese Seite oben‹ drauf,« seufzte Robin. »Irgendwer sollte auch das Hundetier nehmen und ins Heim bringen, sonst kommt unser Polizeiarzt noch auf die abstruse Idee, diesen Hercule mitzunehmen und mit all dem zu füttern, was bei Obduktionen so anfällt.«
    Dr. Renoir trat ihm ganz versehentlich kräftig gegen das Schienbein, schrie selbst laut »Au!« und hinkte mit gespielt schmerzverzerrtem Gesicht davon.
    »Eines nicht sehr fernen Tages«, murmelte Robin rachsüchtig, »wird sich beim Reinigen meiner Dienstwaffe seltsamer Weise ein Schuss lösen, und rein zufällig fängt Herr Doktor die Kugel mit seiner Stirn auf. Kommen Sie, François, wir schauen uns mal diesen düsteren Durchgang an, in dem der tote Abdul Mahasseq das riesige Spinnennetz gesehen haben will. Können Sie sich vorstellen, dass eine Spinne per Handkantenschlag tötet? Ich nicht.«
    »Spinnen haben keine Hände«, versicherte Brunot und hielt sich vorsichtshalber im Windschatten seines Chefs. Er hatte noch nie den Helden spielen wollen.
    ***
    »Im Dunkeln ist gut munkeln«, brummte Robin. Die Nachtschwärze im Durchgang zwischen den beiden Häusern gefiel ihm nicht, aber das schien hier völlig normal zu sein. »Ich wollt', es wäre Nacht und das Monster käme.«
    »Beschwören Sie es lieber nicht«, stöhnte Brunot. »Außerdem kann ich mich nicht erinnern, dass im ›Wallenstein‹ von einem Monster die Rede war! Wurden da nicht eher die Preußen genannt?«
    »Gibt's da einen nennenswerten Unterschied?«, fragte Robin sarkastisch zurück.
    »Wenn Sie zitieren, Chef, dann bitte richtig!«
    Robin schaltete eine starke Stablampe ein, die er aus dem Dienstwagen mitgenommen hatte. Das Licht riss unmittelbar vor ihm ein Netz aus der Schwärze, dessen Fäden gut zentimeterdick und mit einem seltsamen Schleim befleckt waren. Nur einen Schritt mehr, und der Chefinspektor wäre genau hineingeraten.
    »Ups!«, murmelte er. Brunot, der mit dem plötzlichen Stopp nicht gerechnet hatte, prallte gegen ihn und schob ihn vorwärts. Er konnte sich gerade noch mit einem Rammstoß nach hinten retten.
    »Drängeln Sie doch nicht so, François!«, rüffelte er. »Sie kommen noch früh genug ans Sterben!«
    »Darüber sollten Sie keine dummen Witze machen, Chef. Da links - das muss der Kokon sein, von dem die Rede war.«
    Robin nickte. Das riesige Ding gefiel ihm überhaupt nicht, außerdem fühlte er Unbehagen bei der Vorstellung, dass jeden Moment eine von der Größe her dazu passende Spinne auftauchen könnte. Er kämpfte dagegen an, aber es gelang ihm nicht.
    Er drückte Brunot die Stablampe in die Hand. Dann holte er sein Taschenmesser hervor und klappte es auf. »Warum müssen die Klingen immer so fest sitzen?«, grummelte er. »Da bricht man sich ja die Fingernägel bei ab! Das nächste Springmesser, das ich bei irgendeinem Witzbold konfisziere, wandert nicht in die Asservatenkammer, sondern in meine
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