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0854 - Sklavendämonen

0854 - Sklavendämonen

Titel: 0854 - Sklavendämonen
Autoren: Martin Kay
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Rue Thierry. Er hatte die Orientierung verloren und nicht den blassesten Schimmer, wo er sich befand.
    Zamorra vergewisserte sich, dass er nicht verfolgt wurde. Die Schwarzblüter waren irgendwo auf dem alten Werksgelände zurückgeblieben und begnügten sich offenbar mit den Opfern, die nicht entkommen waren.
    Sein Blick fiel auf den Blaster in seinen Händen. Das Energiemagazin war leer geschossen. Keine Ladestation in der Nähe. Das nächste Ersatzmagazin lag in Frankreich. Er steckte den Blaster ein, zog dafür das Handy aus der Jacke und drückte die Wahl Wiederholung. Langlois Nummer.
    Der Ruf ging durch, doch nach etwa zwanzig Freizeichen meldete sich der Netzbetreiber Orange Telecom mit einer Standardansage, dass der Teilnehmer nicht erreichbar sei.
    »Mist.« Zamorra sah auf die Uhr. In Frankreich war es Nachmittag, eine gute Zeit, Nicole Duval zu erreichen. Sein Daumen wanderte zur Kurzwahltaste, die ihn direkt mit dem Anschluss im Château Montagne mit einem Visofon verband. Bevor er sie jedoch drücken konnte, ertönte hinter ihm aus einer der Gassen ein Schrei.
    Stimmen näherten sich. Kampflärm brandete auf. Irgendwo schepperte es.
    Zamorra fluchte und rannte die Rue Thierry entlang, bis er auf eine Kreuzung zur Rue Bourdeau stieß. Auf der anderen Straßenseite befand sich das Montrealer Aquädukt, das sich bei Lasalle in den St. Lorenz Strom ergoss. Jetzt hatte Zamorra eine Möglichkeit, sich zu orientieren. Er blickte in Richtung Süden. Concordia und Langlois' Wohnung lagen nordöstlich knapp drei Kilometer von hier entfernt. Zamorra setzte sich in éewegung. Bevor er sich damit abfinden konnte, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen, hielt neben ihm ein Taxi.
    Er blieb stehen, als die Seitenscheibe herunterfuhr.
    »Guten Abend, Monsieur«, sagte eine rauchige Frauenstimme. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen.«
    Der Parapsychologe nickte nur, öffnete die Tür im Fond und ließ sich in die Polster fallen.
    »Lag ich doch richtig«, sagte die Fahrerin. »Wohin darf ich den übermüdeten Gentleman bringen?«
    Zamorra fühlte sich ausgelaugt und müde. Ihm lag eine schnippische Erwiderung zu der saloppen Art der Frau auf der Zunge, doch er schluckte sie herunter. Nach lockerer Konversation war ihm momentan nicht zumute. Er musste einen klaren Kopf bewahren und wieder zu Kräften kommen. Mit leiser Stimme nannte er der Fahrerin Langlois' Anschrift.
    Der Wagen fuhr an. Zamorra blickte aus dem Fenster, rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht und spürte Feuchtigkeit auf der Haut. Er betrachtete seine Handfläche und sah Blut, das von etlichen Schrammen und Kratzern im Gesicht herrührte. Seufzend schüttelte er den Kopf. Was er erlebt hatte, war nahezu unfassbar. Die Dämonen hatten die Kontrolle verloren. Sippen, die sich sonst gegenseitig zerfleischten, arbeiteten mit einem Mal zusammen und töteten wahllos aus purer Mordlust.
    Der Parapsychologe fragte sich, ob die Gier nach Tod und Zerstörung mit den Androgynen zusammenhing. Immerhin war eine fremde Art von Magie im Spiel, die Zamorras Amulett blockierte.
    »Möglicherweise färbt irgendetwas von ihnen auf die Schwarzblütigen ab«, murmelte er.
    »Bitte?«
    Zamorra sah hoch. Im Rückspiegel begegnete sein Blick dem der Taxifahrerin. Erst jetzt merkte er, dass er laut gedacht hatte. Die grünen Augen funkelten im Spiegel.
    »Ach nichts«, sagte der Professor und hoffte, dass die Fahrerin nicht nachhakte. Er hatte keine große Lust, mit ihr darüber zu streiten, was sie etwas anging und was nicht.
    »Schwarzblütige?«
    Zamorra seufzte. Sein Blick wanderte an der Seite der Frau entlang. Sie trug einen langen schwarzen Mantel, der weit geöffnet war und ein rotes Minikleid offenbarte. Dieses und die kniehohen Lederstiefel schienen nicht gerade der legeren Kleidung einer Taxifahrerin zu entsprechen.
    Vielleicht will sie nachher noch auf die Rolle. Was geht es mich an ?, überlegte Zamorra. »Schon gut…« Er schloss die Augen. Erst jetzt spürte er die warnenden Signale des Amuletts. Er hatte die Wärme auf seiner Haut der Nähe der Dämonen zugeschrieben, doch inzwischen waren sie zwei, drei Häuserblocks entfernt. Verfolgte sie jemand?
    Er öffnete die Lider und sah aus dem Fenster, dann aus der Heckscheibe. Andere Fahrzeuge waren nicht in Sicht. Er kurbelte das Seitenfenster herunter und suchte den dunklen Himmel ab.
    Ein Räuspern brachte ihn auf einen anderen Gedanken und er blickte wieder in den
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