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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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mitteilen wollten. Eine Botschaft, vielleicht hatten sie auch eine Erklärung für mich, aber nichts dergleichen geschah. Sie standen da, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, mit mir einen Kontakt zu bekommen, und das wiederum begriff ich nicht.
    Ich wartete.
    Sie warteten…
    Mir fiel auf, daß ihre Gesichter allesamt einen sehr traurigen Ausdruck zeigten, als wäre ihnen während ihres Ablebens noch etwas Schreckliches passiert.
    Die Kälte blieb, die vier Gestalten blieben ebenfalls, ich war auch noch vorhanden, aber ich wollte auf keinen Fall ohne Ergebnis wieder zurück zum Ufer rudern.
    Ich brauchte den Kontakt.
    Sehr vorsichtig bewegte ich mein Paddel. Ich hatte es zuvor eingeholt und drückte es jetzt wieder über den Wulst der Bordwand hinweg. Ich wollte die vier Geister nicht stören, aber gleichzeitig an sie herankommen. Das Paddel tauchte ins grünlich schimmernde Wasser. Ich drängte es zurück, das Boot bekam einen leichten Schub und glitt vor. Nicht einmal Wellen entstanden, als es über die Oberfläche hinwegglitt und auf das Ziel zufuhr.
    Ich kam mir vor, als würden wir gemeinsam schweben, und die Distanz zwischen uns schmolz rasch. Ich brauchte das Paddel nicht ein zweites Mal einzutauchen, der Druck reichte aus, um mich an die vier Gestalten heranzubringen.
    Ich war vorsichtig und gespannt, denn ich wußte nicht, was passierte, wenn ich sie berührte oder durch sie hindurchfuhr, falls dies überhaupt möglich war.
    Wenn sie sehen konnten, dann mußten sie auch bemerken, daß ich ihnen entgegenfuhr. Ich kam näher, sie hätten eigentlich verschwinden müssen, doch sie blieben, und ich berührte sie nicht nur, ich fuhr sogar in die vier Gestalten hinein.
    Dabei geschah etwas Seltsames. Es war für mich wie der Eintritt in eine andere Welt. Schwer nachvollziehbar, ich hatte trotzdem das Gefühl, die normale Umgebung verlassen zu haben und in eine andere einzudringen, die mich voll und ganz umgab.
    Sie war nicht wie ein Gefängnis, aber auch nicht viel anders. Ich spürte die Fremdheit sehr deutlich. Sie stürmte auf mich ein, sie überflutete mich, das Schlauchboot stoppte auch, und ich traf keine Anstalten, wieder loszufahren.
    Dafür konzentrierte ich mich auf die fremden Gedanken. Sie überrollten mich lautlos, aber sie kamen mir zugleich vor wie ein mächtiger Sturmwind.
    Und ich hatte den Eindruck, als spielte mein Kreuz dabei eine wichtige Rolle. Es war dabei, diese Gefühle aufzufangen, sie zu konzentrieren und dann abzugeben, so daß sie durch meinen Kopf strömten und sich zu Empfindungen zusammensetzten.
    Es waren sicherlich keine Stimmen, zumindest keine direkten, obwohl sie mir so vorkamen.
    Wispern, flüstern, geheimnisvolle Botschaften durchflossen mein Hirn. Das Jenseits oder die andere Welt hatte ein Tor weit geöffnet, um den Kontakt mit mir zu haben. Diesmal empfing ich die Botschaften, und sie wurden so vorgetragen, daß ich sie auch verstand.
    Über die Lösung des Rätsels dachte ich nicht nach. Ich vertraute mir selbst, und ich vertraute gleichzeitig meinem Kreuz, das mir einen Schutz gab.
    Die vier Geister hatten mit ihm Kontakt aufgenommen. Gerade das Kreuz bannte sie auf der Stelle und veränderte den Informationsfluß, in dem ich nicht nur die Botschaft hörte, sondern sie mir auch bildlich gezeigt wurde.
    Vor meinen Augen entstanden die einzelnen Sequenzen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen, denn ich erlebte Dinge mit, die längst geschehen waren.
    Die Erinnerung wurde zu einem Film.
    Ich war der Zuschauer.
    Das Kreuz war mein Katalysator.
    Die Welt um mich herum versank, obwohl ich noch immer im Boot auf dem Wasser blieb, aber die lebendig gewordene Vergangenheit, die ich zu sehen bekam, war einfach schrecklich.
    Ich erlebte das Ende der vier jungen Leute plastisch mit, als wäre ein Video-Recorder eingeschaltet worden…
    ***
    Überall war Wasser!
    Keine Luft, nur dieses verdammte Wasser, das so herrlich, aber auch so grausam sein konnte.
    In diesem Fall war es grausam!
    Es faßte zu. Es war einfach da. Es tobte, es ließ den Menschen keine Chance. Sie waren vom Wasser geholt worden. Unheimliche Kräfte hatten sich dort ausgetobt. Sie waren aus der Tiefe hervorgestiegen und hatten das Boot zum Kentern gebracht.
    Ich sah es nicht, ich sah auch nicht die Oberfläche des Sees, ich erlebte nur die Qual der vier jungen Leute mit, die zu ertrinken drohten.
    Sie alle konnten schwimmen, und sie versuchten verzweifelt, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sie schafften es
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