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0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht

Titel: 0851 - Wir jagten das bleiche Gesicht
Autoren: Jason Dark
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nicht?«
    Berta Sahler nickte mir zu. »Ja, ich habe sie gesehen. Sie ist hier. Ritas Geist hat sich aus dem Reich der Toten gelöst. Er hat uns hergeholt. Nicht alle, aber die wichtigen. Sogar der blutige Albert ist noch erschienen. Ich habe ihn gesehen. Nur Egon Kraft kam nicht.«
    »Er kann nicht mehr kommen«, erklärte Harry, »denn er ist tot.«
    »Ach so…?«
    Harry sagte ihr nichts über die Umstände des Todes, für ihn gab es wichtigere Dinge zu erledigen. Er wollte vor allen Dingen wissen, wo Rita Reinold steckte.
    Nach dieser Frage zögerte die Frau. »In der Nähe«, flüsterte sie dann.
    »Wo genau?«
    »Unten.«
    »In der Waschküche?«
    »Das kann sein.«
    »Sind auch die anderen dort unten?«
    »Bestimmt.«
    Mehr hatten wir nicht wissen wollen. Jeder dachte wohl das gleiche. Wir erkannten es an den Blicken, mit denen wir uns anschauten. Suko nickte sehr langsam. »Okay«, sagte er, »wenn wir sie unten finden, dann sollten wir hin.«
    »Und was machen wir mit Berta Sahler?«
    Der Inspektor warf ihr einen knappen Blick zu. Sie hockte apathisch auf ihrer Pritsche und knetete die Haut. »Nichts machen wir mit ihr, Harry. Wir lassen sie hocken. Sie wird uns wohl kaum gefährlich werden können, denke ich.«
    Die beiden anderen waren einverstanden. Auch die Lampen löschten wir, und es sah so aus, als würde die veränderte Frau hinter einem Vorhang verschwinden, um im Land des Vergessens zu entschweben. Ihr Platz war hier in der Zelle. Was später mit ihr geschehen würde, stand noch in den Sternen.
    Spuren, die auf Rita Reinold hingewiesen hätten, entdeckten wir nicht. Der Gang war da, der Gang war leer, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß er immer so ausgesehen hatte. Ich schaute auch in ein kleines Büro hinein, in dem ein alter Spind umgestürzt worden war. Sicherlich war dieser Bau schon von irgendwelchen Vandalen durchsucht worden.
    Wir hatten wieder die Lampen eingeschaltet. Ihre Strahlen waren der Wegweiser, und wir sahen plötzlich ein erstes Ziel, denn eine starke Gittertür versperrte uns den weiteren Weg. Beim zweiten Hinsehen sahen wir, daß sie offenstand. Man hatte sie nur angelehnt. Ich hatte die Spitze übernommen, zerrte die Gittertür auf, was nicht lautlos ablief, und leuchtete gegen eine Treppe.
    Wenn diese Stufen sprechen könnten, hätten sie bestimmt schreckliche Schauergeschichten zu erzählen gewußt. Über diese Stufen waren die Gefangenen in den Bunker geschleift worden. Bestimmt in Räume oder Zellen, die noch enger waren als die hier oben.
    »Das ist der Weg!« flüsterte Harry hinter mir.
    »Pssst!«
    Ich hatte etwas gehört. Aus der Tiefe waren die Geräusche gedrungen, und sie waren nicht genau zu identifizieren. Jedenfalls hörten sie sich schlimm an. Mir kam der Vergleich von der Hölle in den Sinn, ein Ort, wo Heulen und Zähneknirschen herrschen sollten.
    Zumindest das Heulen oder Jammern traf zu. Unterbrochen von Schreien oder Flüchen.
    »Wenn Rita hier ist, dann da unten«, sagte Suko.
    »Dann auf zum bleichen Gespenst«, erklärte ich und ging den ersten Schritt nach vorn..
    ***
    Albert Fink, auch der blutige Albert, sah etwas, das er nicht glauben konnte.
    Es war nicht zu fassen, schlimm, furchtbar, und er bewegte seine Lampe von links nach rechts, so daß die einzelnen Gestalten auftauchten wie Bilder in einem Film, der weitergedrehte wurde, um sie verschwinden zu lassen.
    Es war zuviel, es war nicht zu fassen. Er sah seine ehemaligen Kollegen, doch was hatte man aus ihnen gemacht? Zu wem waren sie überhaupt geworden?
    Fink stand an der Tür. Der Mund wollte sich nicht mehr schließen. Er hörte sich selbst keuchend atmen, und so etwas wie Angst und Starrheit durchpeitschte ihn. In seinem Innern lag die Kälte. Das Knochenmark schien eingefroren zu sein, und selbst unter seinen Haaren hatte sich die Gänsehaut ausgebreitet.
    Was er da vor sich sah, hatte mit den Kollegen, die er von früher her kannte, nichts mehr zu tun. Sie alle waren in den Bann des bleichen Gespenstes geraten, und dieser Geist hatte es tatsächlich geschafft, die fünf schlimmsten und wichtigsten Wärter zusammenzuholen.
    Namen schwirrten durch Finks Kopf. Er kannte sie alle. Er wußte von ihren Schwächen und Stärken. Mehr als vier Jahre waren seit der Schließung des Hauses vergangen, doch er kannte sie alle wieder, auch wenn sich einige von ihnen verändert hatten, wie es bei ihm ebenfalls der Fall gewesen war.
    Da waren die Haare grauer geworden, die Augen müde, die Körper
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