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0847 - Shango

0847 - Shango

Titel: 0847 - Shango
Autoren: Jason Dark
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Schloß. Dann legte er zwei Hände um den Knauf und zerrte die Tür auf.
    Sie war lange nicht mehr geöffnet worden. So hatte auch keine frische Luft in den Keller strömen können. Die alte, verbrauchte wehte uns entgegen. Sie kam wie ein Gruß aus den Tiefen eines uralten Abwasserkanals und roch widerlich.
    Es glich schon einem kleinen Wunder, daß in dieser sumpfigen Gegend überhaupt ein Keller hatte angelegt werden können. Dementsprechend sah er auch aus.
    Feuchte, glatte Steinstufen, bewachsen mit glitschigen Pflanzenresten, und Gulda erklärte uns, daß es hier kein Licht gab, deshalb sahen die Stufen auch aus, als würden sie im Nichts enden.
    Suko und ich zückten unsere Lampen. Zu viert folgten wir den tanzenden Strahlen in dieses düstere Grab hinein. Ich konnte mir vorstellen, daß sich in der Tiefe schreckliche Dramen abgespielt hatten.
    Shango hatte seinen Bruder geholt.
    Davon mußten wir einfach ausgehen.
    Cabal war ein Mensch, Shango aber ein Mittelding zwischen Mensch und Dämon, eine höllische Metamorphose, deren Körper sich in einen Schatten verwandeln konnte. Für ihn gab es so gut wie keine Hindernisse. Bei Cabal verhielt es sich anders. Uns stellte sich die Frage, wie Shango es schaffte, seinen Bruder aus dieser Hölle herauszubekommen. Es würde schwer werden, denn Cabal blieb, was er war.
    Entweder kamen sie uns entgegen. Wenn nicht, konnten sie auch den Aufzug genommen haben, oder aber sie hielten sich noch immer in der Umgebung der Verliese auf.
    Es gab kein Geländer an der Seite. Wegen der Glätte auf den Stufen konnten wir auch nicht schneller gehen, und ich war froh, als ich das Ende des Lichtscheins sah, der sich auf einer breiten Pfütze vor der Treppe widerspiegelte.
    Dahinter befand sich eine Tür.
    Acht Füße platschten durch die Pfütze. Sie war tief. Wir bekamen nasse Socken.
    Wieder mußte Gulda aufschließen. Glücklicherweise trug er die Schlüssel bei sich. Gemeinsam zerrten wir das stabile Ding auf und standen in einem schmalen, aber hohen Gang.
    Von rechts hörten wir Geräusche.
    Es waren Stimmen. Nur kriegten wir nicht mit, worüber gesprochen wurde. Jorge Gulda zog daraus die richtigen Schlüsse. »Ich denke«, flüsterte er, »daß alle Gefangenen freigekommen sind. Ja, alle. Er hat es geschafft.«
    Wäre das in Shangos Sinne gewesen? Ich konnte es mir vorstellen. Er war ein Wesen, das auch die Panik und das Chaos brauchte. Wenn er die Männer tatsächlich freigelassen hatte, dann würden sie wie hungrige Tiere sein, die sich uns entgegenstürzten, und wir konnten uns auf einiges gefaßt machen.
    Auf keinen Fall durften wir ähnlich oder unüberlegt handeln, deshalb blieben wir stehen. Wieder mußte uns Gulda Auskunft geben. Mein Lampenstrahl wies auf eine Tür. Das Ende hatte dort einen harten Kreis hinterlassen, der aussah wie ein gelbes Auge, das sich durch das Holz bohren wollte.
    »Wohin führt die Tür?«
    »In… in das Verlies. Man erreicht einen kleinen Vorraum. Da ist auch eine Toilette. Von dort kann man zu den Plätzen unserer Aufpasser gelangen.«
    »Wie kommen wir in das eigentliche Verlies?«
    »Das ist kein Problem. Es ist zwar durch eine Gittertür abgetrennt, aber sie wird bestimmt offen sein.«
    »Dann los!« sagte Suko und ging als erster. Beim Näherkommen entdeckten wir den schwachen Lichtschein, der unter der Türritze herfiel. Er war für uns ein besonderer Wegweiser. Suko wollte die Tür aufzerren, als es passierte. An der anderen Seite hatte ebenfalls jemand gewartet, und der war schneller als der Inspektor. Er drückte Suko die Tür entgegen, und mein Freund mußte achtgeben, daß er nicht erwischt wurde.
    Ein Mann stolperte über die Schwelle. Hinter ihm brannte Licht, er jedoch geriet beim Übertreten der Schwelle geradewegs in den Schein meiner Lampe hinein, der sich auf seinem Gesicht festsetzte und ihn für einen Moment blendete.
    Wir sahen einen Kerl, der in Lumpen gehüllt war. Helle Strohhaare umgaben seinen Kopf. Das Gesicht war schmal, von Furchen gezeichnet, und in seinen Augen glühte so etwas wie Wahnsinn.
    Ergriff sofort an.
    Ich war davon ausgegangen, daß sich die Killer nicht mehr wie Menschen benehmen würden, und ich hatte recht damit, denn der Weißhaarige sprang Suko an wie ein Tier. Er krallte sich an meinem Freund fest und versuchte, die Zähne in den Hals des Inspektors zu schlagen.
    Suko nickte. Es sah jedenfalls wie ein Nicken aus, tatsächlich aber wuchtete er seinen Kopf nach vorn und traf damit das Nasenbein
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