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0841 - Die Glaswelt

Titel: 0841 - Die Glaswelt
Autoren: Unbekannt
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Schlachtfeldern zu sterben, warum also nicht gleich hier auf dieser Welt, der sie ihr verfluchtes Dasein zu verdanken hatten...?
    Sabotagetrupps dieser Geächteten stiegen nachts zur Oberfläche empor und sprengten wichtige Teile aus der Treibhauskuppel. Wenn eine der tragenden Säulen einstürzte, folgten ihr große Stücke des gläsernen Daches, das beim Aufschlag in tausend Splitter zerbrach.
    Immer unerbittlicher wurde der Kampf zwischen den Fehlzüchtungen und ihren Todfeinden, den Androiden Jägern.
    Beide Seiten kannten keine Schonung. Und beide Seiten kannten auch keine Furcht vor dem Tod, weil sie so programmiert worden waren.
    Die Ourthels aber erzeugten und handelten weiter, ohne daß ihnen der langsame Untergang ihrer Welt bewußt wurde. Vielleicht hätte es noch einige tausend Jahre gedauert, bis der Tag der Vernichtung kam, aber ein weiteres Ereignis eskalierte die unheilvolle Entwicklung.
    Eines Tages entdeckten die Hordeis den fünften Planeten einer hellgelben Sonne, der wie ein funkelndes Juwel zwischen den Sternen stand.
    Gethaar-Hay spürte, daß es heute ganz besonders warm an der Oberfläche sein mußte.
    Gegen Mittag konnte er durch die Spalten in der Felsendecke seltsame Geräusche hören, die zweifellos von der Oberfläche kamen. Manchmal zersprangen mit klirrendem Krachen überhitzte Glasstücke und regneten dann auf die Ruine herab.
    Er kannte dieses Phänomen von früher her, als er noch kein Gefangener gewesen war und frei in den Trümmern der zusammengebrochenen Welt umherstreifte.
    An selten heißen Tagen riefen die Sonnenstrahlen merkwürdige Effekte hervor. Glas splitterte oder schmolz, Säulen zerbarsten und stürzten um, und manchmal gab es sogar riesige Brände, die Tiere und Pflanzen vernichteten.
    Hier unten in seinem Gefängnis hatte er das alles nicht mehr erlebt. Hier war er vor solchen Naturereignissen sicher, aber dafür hatte er auch die Freiheit der Bewegung verloren.
    Es wurde immer heißer.
    Sein logisch denkendes Gehirn sagte ihm, daß er nichts zu befürchten habe. Die Hitze konnte hier unten nicht viel ausrichten. Außerdem machte sie ihm nichts aus. Er hätte selbst durch ein Feuer gehen können, ohne daß sein Kunststoffkörper beschädigt worden wäre.
    Aber da war noch etwas anderes, das ihn beschäftigte: Seit einiger Zeit empfing sein geschultes Androidengehirn nicht der Norm entsprechende Organimpulse.
    Derartige Impulse, auf die man ihn einst programmiert hatte, gab es schon lange nicht mehr. Mit den Ourthels waren auch ihre Züchtungen vernichtet worden. Nur die Androiden hatten überlebt, wenn auch nur in kleiner Anzahl. Gethaar-Hay hatte bei seinen langen Wanderungen nach der Katastrophe nur einen einzigen anderen Jäger getroffen. Grußlos waren sie aneinander vorbeigegangen.
    Die aufgefangenen Impulse waren organischen Ursprungs. Der Jäger wußte das, auch wenn er kein Telepath war. Niemals hätte er die Gedanken eines Ourthel oder einer Fehlzüchtung lesen können, aber er war in der Lage, gedankliche Muster zu empfangen und zu ordnen.
    Ihren Sinn zu begreifen, wäre ihm nicht möglich gewesen.
    Unwillkürlich aktivierte sich sein achtbeiniger Bewegungsmechanismus und versuchte, den ovalen Körper freizubekommen, den er trug. Mit aller zur Verfügung stehenden Kraft drückte er gegen die Trümmerstücke, die ihn festhielten.
    Aber der Versuch blieb erfolglos wie immer.
    Dann kam ihm ein unerhörter Zufall zu Hufe.
    Mit einigem Erschrecken - hatten die Ourthels bei seiner Herstellung auch den Schrecken einprogrammiert ...? - bemerkte er den langsam durch einige Felsspalten herabkriechenden, weißglühenden Strom geschmolzenen Glases. Sein Kunstkörper würde verbrennen, aber zuerst seine Beine, die ihn trugen.
    Wenn der Strom ihn erreichte, war alles vorbei.
    Eigentlich war es in diesen schicksalhaften Sekunden, daß sich in ihm das Gefühl der Selbsterhaltung regte und damit der Wille, sich zu verteidigen.
    Aber wie...?
    Durchsichtige Tropfen, die nach unten fielen, erstarrten sofort und bildeten kleine Säulen. Dann folgte der eigentliche Strom, der langsamer erstarrte, aber nicht langsam genug.
    Gethaar-Hay sah, daß eine der glühenden Glaszungen seitlich das eine der beiden Trümmerstücke erreichte, die ihn einklemmten. Die Hitze war noch groß genug, die Berührungsstelle zwischen ihm und der ursprünglichen Korridorwand aufzuweichen, wenn auch nur für wenige Augenblicke.
    Das Trümmerstück rutschte nach, ehe das verflüssigte Material wieder
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