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084 - Medusenblick

084 - Medusenblick

Titel: 084 - Medusenblick
Autoren: A.F.Morland
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Dimension bevölkerten.
    Die Gestalt duckte sich, als befürchtete sie, geprügelt zu werden. »Herr und Gebieter…«
    »Verschwinde!« herrschte Phorkys das Wesen an. »Laß mich allein!«
    »Du hast befohlen, ich soll dir melden, wenn…«
    Flammen - daumengroße - entstiegen Phorkys' Augen, sausten auf das Wesen zu und trafen es. Es schien, als bestünde das Echsenwesen aus einem leicht brennbaren Material. Die kleinen Feuerzungen stießen gegen den Körper und setzten ihn in Brand.
    Weit klaffte das Echsenmaul auseinander und ein markerschütternder Schrei klang auf, während das Wesen verbrannte. Es wälzte sich brüllend auf dem Boden, versuchte die Flammen zu ersticken, doch das war nicht möglich.
    Die Schreie verstummten, das Wesen lag still, und wenig später erloschen die Flammen auf einem schwarzen Skelett.
    »Du greifst hart durch«, sagte jemand in Phorkys' Nähe. Der Vater der Ungeheuer fuhr herum und erkannte Asmodis.
    »Jedermann hier weiß, was geschieht, wenn man mir nicht gehorcht!« knurrte Phorkys.
    Asmodis kam näher. Er hatte einen Menschenfuß und den Huf eines Pferdes. Dadurch waren seine Schritte unregelmäßig, und es sah aus, als würde er humpeln. Bis zu den Hüften hinauf war er dicht behaart. Fast konnte man meinen, er trüge eine dicke Pelzhose. Sein Oberkörper war nackt. Harte Muskeln zuckten unter der Haut, die glänzte, als wäre sie mit Nußöl eingerieben. Sein Kopf hatte eine dreieckige Form, und aus der Stirn ragten die Teufelshörner.
    »Deine Anwesenheit ist hier nicht länger erforderlich«, sagte der Höllenfürst. »Neue Aufgaben warten auf dich.«
    »Wo?«
    »Auf der Erde.«
    »Ich war lange nicht mehr dort.«
    »Es wird Zeit, daß du dich dort wieder blicken läßt. Marbu gelang es, Tony Ballard zu vergiften.«
    »Eine äußerst erfreuliche Nachricht«, sagte Phorkys und lachte schadenfroh.
    »Der Dämonenhasser kann bald zu uns gehören, aber diese Entwicklung darf nicht aufgehalten werden. Tony Ballard muß zum Höllenstreiter werden.«
    »Was kann ich dazu beitragen?« fragte Phorkys tatendurstig.
    Asmodis sagte es ihm. Er sprach über die geplante Teufelsaustreibung, die Phorkys hintertreiben sollte, und der Vater der Ungeheuer hatte sofort eine Idee, die Asmodis' vollste Zustimmung fand.
    »Wann soll ich aufbrechen?« fragte Phorkys ungeduldig.
    »Sofort«, antwortete der Höllenfürst.
    Und der Vater der Ungeheuer machte sich auf den Weg.
    ***
    Ich leerte mein Glas. Der Pernod schmeckte wie immer. Alles war wie immer - nur ich war nicht mehr derselbe, und das machte mir Sorgen.
    Ich hatte Mr. Silver nicht geholfen, obwohl er meine Hilfe gebraucht hätte, und das war mehr als bedenklich. Meine Freunde konnten sich nicht mehr auf mich verlassen!
    Dieses verdammte Marbu-Gift. Es befand sich in mir, und ich haßte es. Aber wie lange noch? Je mehr mich der schwarze Parasit überwucherte, desto mehr würde ich mich an ihn gewöhnen.
    Und dann…
    Völlige Abkehr von allen bisherigen Freunden! Frontenwechsel! Es würde einen neuen Feind für mich geben: das Gute! Ich würde zum Verräter an allen meinen bisherigen Idealen werden!
    Das war eine ungeheure Last. Sie drückte schwer auf meine Schultern, und ich befürchtete, unter ihrem Gewicht zusammenzubrechen. Ich wollte nicht zum Streiter des Bösen werden, aber ich konnte die schreckliche Entwicklung nicht aufhalten.
    Ich brauchte Hilfe, und von Pater Severin hoffte ich sie zu bekommen. Endlich war er soweit. Er hatte gesagt, er müsse sich gründlich auf den Exorzismus vorbereiten, und dann würde er sich umgehend mit mir in Verbindung setzen.
    Das hatte er mittlerweile getan.
    Ich stellte mein leeres Glas auf den Tisch und seufzte. Das war der Abschiedsdrink gewesen. Niemand wußte, wie es mit mir weiterging. Wie würde meine Zukunft aussehen?
    Konnte mich Pater Severin entgiften? Würde er es wenigstens schaffen, ein Fortschreiten der schwarzen Krankheit aufzuhalten?
    Schon das wäre als Erfolg zu werten gewesen, denn dann hätten meine Freunde Zeit gehabt, auf der Erde und in anderen Dimensionen nach dem Gegengift zu suchen. Wir waren davon überzeugt, daß es ein solches gab. Wir wußten nur nicht, wo.
    Ich sah Vicky Bonney an. Der Blick ihrer veilchenblauen Augen war ängstlich und traurig. Sie trug ein fliederfarbenes Kleid, das eine Handbreit über dem Knie endete und viel von ihren wohlgeformten Beinen sehen ließ. Wie ein sanfter, gütiger Engel sah sie aus und konnte doch, wenn Gefahr drohte, zur
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