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083 - Der Tod trägt eine Maske

083 - Der Tod trägt eine Maske

Titel: 083 - Der Tod trägt eine Maske
Autoren: A.F.Morland
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zu holen.
    Damit ihnen der Alte keine Schwierigkeiten machte, wollten sie ihn vorher töten. Ihre Pfeile lagen bereits auf den Sehnen der Bogen. Bika war eigentlich schon tot. Er wußte es nur noch nicht.
    Der alte Mann überlegte, ob er Yerdyn rufen sollte, und als er es dann tun wollte, passierte es.
    Eine Bogensehne summte, und der Pfeil durchbohrte Bika. Sein grünes Gesicht verzerrte sich schmerzvoll. Der nächste Pfeil zischte heran. Bika zuckte zusammen. Auch der dritte Pfeil kam ins Ziel.
    Die Feinde dachten, das würde genügen. Sie glaubten, Bika würde tödlich getroffen zusammenbrechen, doch der alte Mann war zäher, als sie dachten.
    Vor allem die Liebe zu seinem Sohn hielt ihn auf den Beinen. Die Gegner konnten nicht verhindern, daß er zur Hütte zurücktorkelte. Erst wenige Schritte davor brach er zusammen, aber er blieb nicht liegen, gab nicht auf. Er schleppte sich auf allen vieren weiter, kroch auf die offene Tür zu.
    Auf der Schwelle verließen ihn die Kräfte. Er konnte nicht mehr weiter, aber Yerdyn hatte ihn entdeckt. Entsetzt sprang der Junge auf.
    »Vater!«
    Er rannte zu Bika und zerrte ihn ächzend in die Hütte. Die Tür schloß er mit einem kraftvollen Tritt. Ein schwerer Holzriegel fiel herab, und nun war die Tür von außen nicht mehr zu öffnen.
    »Vater!« stieß Yerdyn wieder verstört hervor. Er konnte nicht fassen, daß im Körper des alten Mannes drei Pfeile steckten. Vorsichtig ließ er Bika auf sein weiches Feilager sinken. Grüne Schweißperlen glitzerten auf Yerdyns Stirn. Er wußte nicht, was er zuerst tun sollte - dem Vater helfen oder die Feinde töten, die den alten Mann mit ihren Pfeilen gespickt hatten.
    Drei Pfeile - drei Gegner. Mindestens. Yerdyn war trotzdem entschlossen, diese Herausforderung anzunehmen.
    »Yerdyn«, preßte sein Vater heiser hervor.
    »Ich werde sie töten!« knirschte der Junge erschüttert.
    »Du darfst nicht kämpfen, Yerdyn. Du mußt fliehen.«
    »Ich laufe vor diesen Bastarden nicht weg.«
    »Du trägst das Opfermal.«
    »Sie kriegen mich nicht.«
    »Vielleicht gelingt es dir, diese drei Feinde zu töten, aber dann werden andere kommen, doppelt so viele, oder noch mehr. Sie brauchen Gezeichnete wie dich - für Alcarrax. Deshalb werden sie alles tun, um dich in ihre Gewalt zu bekommen.«
    Der Atem des alten Mannes klang rasselnd. Yerdyn zerriß es vor Schmerz fast das Herz. Es hätte nicht schlimmer sein können, wenn die Pfeile in seinem Fleisch gesteckt hätten. Er wußte, daß sein Vater sterben würde, aber alles in ihm lehnte sich verzweifelt dagegen auf.
    Bika war ein alter Mann, und Yerdyn wußte, daß er nicht ewig leben würde. Aber er hatte erwartet, daß sein Vater eines natürlichen Todes sterben würde.
    Das war ein eiskalter, hinterhältiger, feiger Mord!
    »Ich werde dir die Pfeile herausschneiden«, keuchte Yerdyn.
    Bika schüttelte schwach den Kopf. »Es hat keinen Zweck, sich etwas vorzumachen, mein Junge. Es geht mit mir zu Ende. Doch bevor ich diese Welt verlasse, mußt du mir versprechen, von hier fortzugehen. Geh zu meinem guten Freund Scarpatt. Erzähle ihm von dem Zeichen am Himmel und daß Alcarrax kommen wird. Zeige ihm dein Opfermal. Er wird dir helfen, wird dich mit seinem Leben beschützen. Wir haben keinen besseren Freund.« Bika streckte die zitternden Hände aus. Er klammerte sich an seinen geliebten Sohn. »Wirst du zu Scarpatt gehen? Versprichst du mir das, Yerdyn?«
    Hätte der Junge nein sagen sollen, wo bereits der Schatten des Todes auf seinen Vater fiel?
    »Ja, Vater«, sagte er mit feucht glänzendem Auge. »Ich werde zu Scarpatt gehen. Vielleicht hilft er mir, diese Sekte zu zerschlagen.«
    »Ich… hatte gehofft, wir… könnten den Lebensweg noch eine Weile zusammen beschreiten, aber das ist mir nun nicht mehr möglich. Bitte… verzeih mir, mein Junge.«
    Yerdyn schluckte trocken, und die Kehle wurde ihm eng. »Entschuldige dich doch nicht, Vater. Es gibt nichts zu verzeihen.«
    Bika richtete sich auf. Es kostete ihn sehr viel Kraft. Ein letztes Mal umarmten sich Vater und Sohn, dann erschlaffte Bikas Körper, und Yerdyn ließ den Toten behutsam auf das Lager zurückgleiten.
    Unbeschreibliche Gefühle durchtobten den Jungen. Er hatte seinem Vater versprochen, zu fliehen, aber konnte er das, ohne die heimtückischen Mörder für ihre blutige Tat bestraft zu haben?
    Sie hatten ihm seinen Vater genommen. Es war zwar nicht in Bikas Sinn, wenn sein Sohn sich jetzt stellte, aber Yerdyn konnte nicht anders.
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