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083 - Der Tod trägt eine Maske

083 - Der Tod trägt eine Maske

Titel: 083 - Der Tod trägt eine Maske
Autoren: A.F.Morland
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diese Sekte besteht und wer sie sind. Sie halten eisern zusammen, und noch nie hatten sie einen Verräter in ihren Reihen. Für sie ist Alcarrax ein Gott. Sie beten ihn an und erkaufen sich seine Gunst, indem sie ihn mit Opfern milde stimmen. Nur sie können sicher sein, daß Alcarrax sie verschont. Sie wählen ihre Opfer gewissenhaft aus. Junge, kräftige Männer müssen es sein, und sie müssen das Opfermal in ihrem Gesicht tragen. Ein Mal, wie du es an der Wange trägst. Verstehst du nun, warum ich in so großer Sorge bin?«
    ***
    »Da war ein Anruf für dich«, sagte ich zu meiner Freundin Vicky Bonney. »Ein junger, sympathischer Mann, der Stimme nach. Zum zweitenmal schon innerhalb weniger Tage. Er nennt seinen Namen nicht, sondern knallt mir einfach den Hörer aufs Ohr, dieser unverschämte Kerl. Weißt du, wer das ist?«
    Vicky schüttelte ihre seidig-blonde Mähne. »Nein, Tony. Ich habe keine Ahnung.«
    Wir befanden uns allein im Haus. Ich nippte an meinem Pernod und sagte: »Komm schon, Vicky. Denk nach. Ich bin sicher, daß dir dann einfällt, von wem ich rede.«
    Vicky breitete die Arme aus und seufzte: »Ich weiß es wirklich nicht, Tony. Bitte laß mich in Ruhe.«
    »Ein heimlicher Verehrer, wie? Du möchtest mir seinen Namen nicht verraten.«
    Es blitzte zornig in Vickys veilchenblauen Augen. »Was willst du damit sagen?«
    »Daß du vermutlich einen Grund hast, mir seinen Namen zu verheimlichen.«
    Vicky schaute mich entgeistert an. »Sag mal, spinnst du?«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm hält.«
    »Und ich mag es nicht, wenn du in dieser Weise mit mir sprichst.«
    Ich griff nach ihrem Arm. Meine Finger drückten zu. »Du wirst mir jetzt sagen, was ich wissen will, Vicky. Auf der Stelle.«
    »Au! Du tust mir weh!«
    »Ich habe dich etwas gefragt, und ich erwarte von dir eine Antwort!« sagte ich laut.
    »Die hast du bekommen!«
    »Damit kannst du mich nicht abspeisen!« schrie ich, und ich spürte, wie die Wut in meinen Halsschlagadern hämmerte. Immer mehr kam ich in Rage. Ich sah Vicky Bonney nur noch wie durch einen trüben Schleier, und ich drückte noch fester zu. Ich wollte ihr weh tun.
    Sie riß sich von mir los. »Du mußt den Verstand verloren haben!« schrie sie und stürmte aus dem Livingroom.
    »Bleib hier!« brüllte ich. Sie gehorchte nicht: »Komm zurück, ich bin mit dir noch nicht fertig!«
    Ich hörte eine Tür zuknallen und dann… Schluchzen! Ich leerte mein Glas, stellte es hart auf den Tisch, und es reute mich nicht, was ich getan hatte.
    Wütend, aufbrausend, jähzornig war ich geworden. Sehr leicht reizbar. Das hatte es früher nicht gegeben. Ich war stets ein sehr ausgeglichener Mensch gewesen.
    Doch neuerdings hatte ich mich zu meinem Nachteil verändert. Anfangs hatte ich nicht gewußt, wie diese Veränderung zustande kam, doch mittlerweile war es mir bekannt. Nur Vicky Bonney wußte es noch nicht.
    Es dauerte etwa zehn Minuten, bis mein Zorn verraucht war, und dann setzte die Reue ein. Es tat mir leid, so grob zu Vicky Bonney gewesen zu sein, und ich wollte mich für meine Entgleisung entschuldigen. Das war der andere Tony Ballard, der, der ich immer gewesen war.
    Ich klopfte an die Tür, erwartete aber nicht, daß mir Vicky antwortete. Sie hatte nicht abgeschlossen, und so konnte ich die Tür öffnen. Zuerst sah ich den offenen Koffer auf unserem breiten Doppelbett liegen, dann den offenen Schrank - und schließlich Vicky Bonney, die dazwischen hin und her pendelte.
    Sie weinte nicht mehr, hatte sich beruhigt, würdigte mich aber keines Blickes. Ich konnte das verstehen. »Entschuldige«, sagte ich zerknirscht. »Es tut mir leid.«
    Sie tat so, als hätte sie nichts gehört, packte weiter.
    »Ich habe mich unmöglich benommen«, sagte ich.
    Das hörte sie. »Allerdings«, erwiderte sie spitz.
    »Du mußt mir verzeihen, Vicky. Ich habe vorhin die Beherrschung verloren.«
    »In letzter Zeit passiert dir das öfter. Du fährst Roxane an, gehst Mr. Silver an die Kehle… Ich denke, es ist besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen.«
    »Wohin willst du?«
    »Das weiß ich noch nicht. Irgendwohin, wo ich mich von dir erholen kann. Das Zusammenleben mit dir ist strapaziös geworden.«
    »Du nimmst meine Entschuldigung nicht an?«
    »Du machst es dir ein bißchen zu einfach, Tony. Zuerst brüllst du wie ein Verrückter mit mir, drückst mir blaue Flecken, und dann sagst du ›Entschuldige‹ und alles soll vergeben und vergessen sein. Nein, mein Lieber. So läuft
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