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0823 - Monster-Engel

0823 - Monster-Engel

Titel: 0823 - Monster-Engel
Autoren: Jason Dark
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musste sich die Kehle freiräuspern, bevor sie eine Antwort geben konnte.
    »Ich sehe dich nicht, Falco. Warum? Willst du dich nicht zeigen? Du hast doch lange auf die Begegnung gewartet.«
    »Ja, das habe ich!«
    Diesmal wussten wir, woher die Antwort kam. Suko und ich hatten es zugleich herausgefunden. In einer schräge, nach links weisenden Linie stand am Rand der Lichtung eine mächtige Kastanie noch in ihrem vollen Laub. Von dort hatte der Killer gesprochen, und er hielt es nun für nötig, sich uns zu zeigen.
    Das Laub bewegte sich an einer Stelle. Zweige wurden zur Seite gebogen, es entstand eine Lücke, und die füllte wenig später die Gestalt des Mörders aus.
    Er hockte geduckt in einer Astgabel, wir sahen ihn zum ersten Mal, und wir stellten fest, dass er im landläufigen Sinne mit einem Engel nichts gemein hatte.
    Er war ein Mensch, eine Gestalt, die dunkle Kleidung zu lieben schien.
    Das Haar hatte er in dicken Strähnen nach hinten gekämmt, sodass es aussah, als würde es auf der Kopfhaut kleben.
    Vor seiner Brust schimmerte kein Kreuz, wie das oft bei mir der Fall war, er verließ sich auf einen anderen Talisman. Er trug ihn an einer Kette um den Hals. Es war eine silbrig schimmernde runde Scheibe mit einem Aufdruck, den ich nicht genau ausmachen konnte. Er sah aus wie ein Gesicht, mehr erkannte ich nicht.
    So wie Leeland sah kein Engel aus.
    Die Engel, die ich kannte und erlebt hatte, waren feinstoffliche Wesen, durchscheinend, aber trotzdem existent, und sie strahlten auch stets eine große Ruhe aus.
    Falco Leeland war ein Mensch. Ein böser Mensch mit einer gefährlichen Aura und ebenfalls unheimlichen Augen, denn sie fingen an, sich zu verändern.
    Noch hatte er sich nicht gerührt und starrte von seiner luftigen Position aus zu uns herab. Allerdings tat sich etwas in seinen Augen, denn dort verschwanden Pupille und Iris, und etwas, das tief im Hintergrund gelauert hatte, schob sich hervor.
    Zwei weiße Flächen, kalkweiß und trotzdem intensiv. Es waren keine Pupillen und auch keine Iris mehr zu sehen. Während sich diese Augen einer Verwandlung unterzogen, musste Kate Duvall wieder die gefährliche Aura des Mannes spüren, denn sie stöhnte plötzlich auf, fing an zu zittern, als würde sie jeden Augenblick den tödlichen Messerstoß erwarten.
    Eine Waffe aber sahen wir bei Leeland nicht. Er war sich seiner Stärke bewusst und veränderte seine Haltung im nächsten Augenblick, denn aus der sitzenden Position federte er hoch. Unter seinen Füßen bog sich der Ast durch, allerdings nicht so stark, dass er brach, zudem hatte sich Leeland vorher abgestemmt.
    Er sprang zu Boden!
    Nein, er sprang nicht. Es hatte im ersten Augenblick nur so ausgesehen.
    Zwar fiel er in einem normalen Tempo dem Erdboden entgegen, doch Sekunden später schon war alles anders. Da wurde bei ihm die normale Schwerkraft aufgehoben, und er glitt in einem sehr langsamen Tempo der Erde und somit uns entgegen.
    Er demonstrierte uns seine Macht. Auf seinem Gesicht lag ein diabolisches Grinsen. Die Arme hielt er so weit wie möglich vom Körper abgespreizt, als wollte er uns beweisen, dass sie irgendwann einmal zu Schwingen werden würden.
    Wir schauten zu, wie er dicht vor der Landung die Beine ausstreckte und mit den Füßen die Erde berührte. Als Statisten allerdings fühlten wir uns nicht, denn Suko hatte inzwischen seine Peitsche gezogen und sie griffbereit mit ausgefahrenen Riemen in den Gürtel gesteckt.
    Auch mein Kreuz hing nicht mehr versteckt vor der Brust. Ich hatte es abgenommen und in die Tasche gesteckt.
    Kate Duvall ging einen Schritt zurück. Sie sah im Vergleich zu dieser Bestie klein aus, was nicht nur an ihrer Körpergröße lag, sondern auch an der Furcht, die sie unzweifelhaft verspürte.
    Es musste für sie schlimm sein, dem Mann gegenüberzustehen, der sie einmal vergewaltigt hatte, um sie anschließend zu jagen, weil er sich von ihr abgelehnt fühlte. Ein Mensch, der seine Familie getötet hatte, dem es nichts ausmachte, Leichen zu hinterlassen, um sein Ziel zu erreichen.
    »Wie geht es dir?« erkundigte er sich, und in dieser Frage schwangen Spott und Hohn mit.
    »Du bist ein Verbrecher, Falco!«
    »Nein«, sagte er und bewegte sich wie ein Schauspieler auf der Bühne, der sich vor seinem Publikum verbeugte. »Ich bin einfach auf dem Weg, ein Engel zu werden. Ich folge nur meiner Berufung, das solltest du noch von früher her wissen.«
    »Es war falsch.«
    »Ich war es nicht. Die anderen ließen mich
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