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0822 - Flüstern, schreien, töten

0822 - Flüstern, schreien, töten

Titel: 0822 - Flüstern, schreien, töten
Autoren: Jason Dark
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schmierige Lampenschale unterhalb der Decke passte sich der Umgebung an. Viel Licht spendete sie nicht. Es reichte jedoch aus, um nicht über das schmutzige Bett und den alten Stuhl zu stolpern. Ein beschmiertes Waschbecken und einen klapprigen Schrank gab es außerdem noch in dem Zimmer.
    Es gab auch ein Fenster. Falco ging hin und öffnete es, weil er nach draußen schauen wollte, es aber wegen der verschmutzten Scheiben nicht schaffte.
    Die kalte Luft wehte hoch, vermischt mit dem dünnen Nebel. Er konnte auf der Straße seinen Wagen nur mehr als schwachen Umriss erkennen, denn die Reklame des Hotels war ausgeschaltet worden. Wahrscheinlich wollte der dürre Kerl keine weiteren Gäste mehr betreuen, der Besuch von Falco hatte ihm gereicht.
    Falco schloss das Fenster und legte sich rücklings auf das Bett, nachdem er das Licht gelöscht hatte.
    Seine Hände hatte er hinter dem Nacken verschränkt. Er hing seinen Gedanken nach, die sich um eine Person drehten. Sie hörte auf den Namen Kate Duvall.
    Er grinste wieder.
    Und dieser Ausdruck verstärkte sich noch, als er vor sich hinflüsterte:
    »Wenn du wüsstest, wie nahe ich dir bin, meine Liebe. Wenn du es wüsstest…«
    Er veränderte seine Haltung und holte unter der Kleidung das Amulett mit dem Totenschädel hervor. Auf der Brust ließ er es liegen und merkte, wie er sich entspannte. Seine Muskeln verloren die Starre, eine warme Welle überschwemmte ihn, und er fühlte sich zurückversetzt in die Vergangenheit, tief hinein in eine Zeit, die er nicht in Freiheit verbracht hatte, sondern dort, wo psychisch gestörte Menschen untergebracht wurden.
    Keiner hatte ihm geglaubt – keiner.
    Aber damals hatte es angefangen, und es würde in einem Finale aus Blut und Tod enden…
    ***
    Schon immer hatte er gewusst, dass er etwas Besseres war als die anderen Menschen. Bereits als kleiner Junge hatte er sich von den anderen abgesondert und war seinen eigenen Weg gegangen, der ihn zumeist in die Kirchen der Umgebung geführt hatte.
    Es waren damals viele Kirchen gebaut worden, denn sie hatten in einer sehr frommen Umgebung gelebt, und er hatte zu denen gehört, die bestimmte Kirchen gern besuchten.
    Engelskirchen.
    Sie waren ihnen geweiht, und die Menschen liebten sie mehr als ihre eigenen Häuser. Sie verehrten die Engel, denn nur durch sie konnten sie in die Glückseligkeit gelangen.
    Auch er liebte diese Beschützer.
    Oft genug stand er stundenlang vor ihnen, schaute sie an und hatte nach einer gewissen Zeit den Eindruck, als würden sie sich bewegen, um mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    Über Jahre hinweg war das so geblieben und hatte sich noch eher verstärkt. Wenn man ihn fragte, welchen Beruf er annehmen wollte, hatte er nur den Kopf geschüttelt und darauf hingewiesen, dass er ein Engel werden wollte.
    Man hatte ihn nicht ausgelacht, aber Verständnis war ihm nicht entgegengebracht worden. Man hielt ihn für einen Spinner, und er sonderte sich ab.
    Falco lebte sein eigenes Leben. Er wuchs heran, er war bald schon erwachsen und lebte auch weiterhin in seiner von Engeln durchschwebten Welt.
    Der Drang und die Sucht wurden immer stärker. Er hatte Bücher gelesen, er wusste, dass es zu schaffen war, er musste nur den richtigen Weg einschlagen.
    Die Heilige Schrift kannte er auch, aber die nannte nur drei Engel: Michael, Gabriel und Rafael.
    Das war ihm zu wenig, er wusste, dass es Legionen gab, denn das hatte er aus der apokryphen – der nicht anerkannten Schrift – erfahren. Sie gefiel ihm viel besser, sie war genau das, was er gesucht hatte, denn sie würde ihn auf den richtigen Weg leiten. Er hatte sehr viel gelesen. Er wusste Bescheid, er wusste, wie es möglich war, den Kontakt mit ihnen aufzunehmen, und auch den Namen Luzifer kannte er natürlich.
    Luzifer, das Böse!
    Nein, diesen Weg wollte er nicht gehen. Der würde ihn vom rechten Pfad abbringen, andere Engel waren viel wichtiger, und er musste sich einen aussuchen, der ihn beschützte.
    Der Gedanke wurde für ihn zu einer fixen Idee, und in einer sehr kühlen und windigen Nacht verließ er das Haus seiner Eltern, um in eine bestimmte Kirche zu gehen.
    Hier waren die Engel als Figuren ausgestellt. Oft genug hatte er zwischen ihnen gesessen und versucht, mit ihnen zu kommunizieren, und er hatte immer das Gefühl gehabt, sie würden selbst vom Himmel herabsteigen und mit ihm reden.
    Diese Nacht sollte die entscheidende sein. Da würde er sich einen Engel aussuchen. Er würde versuchen, ihn mitzunehmen, er
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