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0820 - Horror-Baby

0820 - Horror-Baby

Titel: 0820 - Horror-Baby
Autoren: Jason Dark
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das bauschige Kissen, das ihr vorkam wie eine große Wolke und sich so hochwellte, dass sie nicht erkennen konnte, ob sich auf dem anderen Kissen ein Kopf abzeichnete.
    Selma fühlte sich immer unwohler. Die absolute Dunkelheit unter dem Dach des Kinderwagens kam ihr vor wie der Eingang zu einer großen, unheimlichen Höhle.
    Kein Gesicht malte sich ab.
    Keine Hände streckten sich ihr entgegen.
    Es blieb still im Wagen.
    Merkwürdig still.
    Also hatte jemand hier einen leeren Kinderwagen abgestellt, als käme gleich die Sperrmüllabfuhr.
    Gegen diese Theorie sprach, dass dieser Wagen noch völlig in Ordnung war. Er sah sehr gepflegt aus. Es kostete Selma Swan Überwindung, ihn zu berühren.
    Als sie ihre Finger um den Griff legte, hatte sie das Gefühl, eine Eisstange anzufassen, so kalt war er. Selma empfand die Kälte als nicht normal. Sie war so anders, so eisig und gleichzeitig trocken.
    Warum nur?
    Selma glaubte, weglaufen zu müssen. Dieser einsam stehende Kinderwagen flößte ihr Angst ein.
    Warum? Weshalb dachte sie so? Es musste doch einen Grund geben, aber es gab keinen.
    Die Frau überwand sich selbst und beugte sich über den Wagen.
    Dabei streckte sie auch die Arme aus, spreizte die Hände, die über dem Kissen schwebten – und plötzlich zurückzuckten, weil sich unter dem Kissen etwas bewegt hatte. Sie hatte auch ein Geräusch gehört, das irgendwie dumpf und gedämpft klang.
    Selma wollte zurückweichen, aber die Ereignisse überstürzten sich plötzlich.
    Sie hörte ein Fauchen.
    Zwei Pranken mit Krallen erschienen dort, wo das kleine Oberbett aufhörte und das Kopfkissen begann.
    Und diese Pranken schlugen zu!
    Die Krallen schlugen in ihr Gesicht, sie rissen an der Haut, sie krallten sich daran fest, zogen dann nach unten, und Selma spürte, wie warmes Blut aus den Wunden rann.
    Panik und Schmerz waren so groß, dass Selma es nicht einmal schaffte, einen Schrei auszustoßen. Sie taumelte zurück und hatte das Glück, dass die nächsten Schläge sie nicht erwischten.
    Meine Augen!, schrie es in ihr. Etwas ist mit meinen Augen geschehen. Ich kann nicht mehr sehen. Man hat sie mir geraubt. Sie sind aus den Höhlen gerissen worden…
    Sie fiel zurück und schlug auf den Rücken. Dabei löste sie ihre Hände von dem brennenden Gesicht und stellte fest, dass sie sehen konnte.
    Die Augen waren nicht verletzt. Sie erkannte den Wagen, der ihr groß vorkam. Aus ihm hervor drang ein grässliches Fauchen. Selma sah auch, wie der Wagen schaukelte und dabei von einer Seite zur anderen schwang, als wollte er jeden Moment umkippen.
    Das passierte nicht.
    Dafür bekam er einen Push nach vorn.
    Wie ein schnell gestarteter Wagen rollte er auf die Liegende zu.
    Selma öffnete den Mund, um zu schreien, doch nur ein Röcheln drang aus ihrer Kehle.
    Dann hatte sie der Wagen erreicht.
    Er überrollte sie, schwankte dabei, kippte nicht zur Seite, und die Frau hatte das Gefühl, von einem Tonnengewicht auf den Boden gepresst zu werden.
    Ein Lachen drang aus dem Kinderwagen. Das Fauchen blieb ebenfalls, dann rollte noch eines der Räder überihren Hals, schaukelte auch über das Kinn und drückte eine Furche in das weiche Fleisch ihrer Wange, bevor das Rad wieder Kontakt mit dem Boden bekam und der unheimliche Kinderwagen weiterfuhr.
    Das sah Selma nicht mehr. Sie hatte auch nicht die Kraft, sich zu drehen und dem Gefährt nachzuschauen. Die Frau war zu sehr mit sich selbst und mit ihren Schmerzen und Verletzungen beschäftigt.
    Ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte jemand Schwefelsäure über die Haut gegossen, damit alles bis auf die Knochen verätzt wurde…
    ***
    Wie lange Selma auf der feuchten Erde gelegen hatte, konnte sie selbst nicht sagen. Die Zeit war für sie völlig uninteressant geworden. Irgendwann war sie in der Lage, sich auf die Seite zu rollen und sich auch auf die Beine zu stemmen.
    Sehr mühsam kam sie hoch, taumelte und drehte sich so, dass sie die Bank sehen konnte. Nur mehr schattenhaft zeichnete sie sich in der Dunkelheit ab, aber für Selma war sie so etwas wie eine Rettungsinsel, und deshalb taumelte die Frau auf die Bank zu. Bevor die Kraft sie verließ und sie wieder hinfiel, stemmte sie sich mit beiden Händen an der Sitzfläche ab, drehte sich und ließ sich dann schwerfällig auf den Sitzplatz fallen.
    Langsam kippte sie zurück.
    Der Rücken berührte die Lehne, sie streckte die Beine aus, stemmte die Hacken in den weichen Boden und nahm dies als eine Stütze. Durch den weit geöffneten
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