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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle
Autoren: Jason Dark
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sie einordnen konnte, das aber war auch kaum zu schaffen.
    Diese Welt war einfach fremd. Ich verglich mich mit einem Störenfried, der hineingegangen war, um sie zu erforschen, jetzt aber zurückschreckte. Auch der Vergleich mit einem Gemälde kam mir in den Sinn, in das ich einfach nicht hineinpaßte.
    Ich blieb zunächst dicht vor der Tür stehen. Es war ein relativ kleines Schloß, aber es war ungewöhnlich aufgeteilt. Zwar hatte ich eine Halle betreten, doch ich stand etwas erhöht. Vor mir lag eine Steintreppe, die hinabführte.
    An der linken Seite entdeckte ich eine weitere Treppe, die in einem Bogen nach oben führte, wahrscheinlich zu einem Turm.
    Von Lord Lyell sah ich nichts.
    Ich spürte ihn auch nicht, selbst mein Kreuz blieb ohne Reaktion.
    Ich hatte es auf der flachen Hand liegen, kein silbriger Schein huschte darüber hinweg, es wirkte blank und gleichzeitig tot.
    Die Halle wurde trotz ihrer relativ geringen Größe durch Säulen gestützt, die zur Decke hin in Bögen ausliefen und sie abstützten.
    Verfallen war das Schloß, aber nicht zerfallen. Es gab keine zerstörten Wände, auch die Säulen zeigten sich nicht brüchig, nur durch die Fenster wehte hin und wieder ein Windstoß, denn nicht alle waren noch intakt.
    Unter mir hatte der Staub eine Kruste auf den Stufen gebildet. Sie sah zwar hart aus, doch als ich den Fuß aufsetzte, merkte ich, wie weich sie war. Ich mußte acht geben, nicht auszurutschen und die Treppe hinabzufallen.
    Das Geländer auf der einen Seite sah mir nicht vertrauenerweckend aus, obwohl es aus Eisen bestand. Es war krumm und führte von der Treppe weg, als wollte es jeden Moment abbrechen.
    Fuß für Fuß setzte ich vor und fühlte mich von allen Seiten her belauert.
    Die Luft roch nach altem Staub und nach Steinen, die Moder auszuatmen schienen. Irgendwo über mir hörte ich ein kratzendes Geräusch. Als ich hinschaute, löste sich ein kleiner Vogel von seinem Platz an der Decke und huschte flatternd davon.
    Ich erreichte den Boden der Halle.
    Das Schloß war entmöbliert worden. Ich sah weder einen Tisch noch einen Schrank.
    Hier lebte kein Mensch mehr, ein idealer Platz für Geister, und einer war mir schon begegnet.
    Ich hatte die Mitte der Halle erreicht. Einsam kam ich mir in diesen Momenten vor. Beinahe hätte ich mir den Lord zurückgewünscht, um einen Kampf mit ihm austragen zu können, doch es war niemand da, der sich blicken ließ.
    Ich drehte den Kopf so, daß ich einen Blick auf die Wendeltreppe werfen konnte.
    Auch dort passierte nichts. Diese Gegend lag ebenfalls in einer bedrückenden Stille, obwohl es dort etwas heller war als bei mir, denn durch ein Fenster fiel ein matter Streifen Tageslicht.
    Welches Rätsel hielt sich in diesen alten Mauern verborgen?
    Warum hatte mich mein Vater herbestellt?
    Es hatte keinen Sinn, in der Halle stehen zubleiben. Um Gewißheit zu erhalten, mußte ich das Schloß durchsuchen. Die Lösung des Rätsels konnte durchaus in einem der anderen Räume liegen.
    Hatte das Schloß einen Keller?
    Urplötzlich war mir dieser Gedanke gekommen. Verliese waren beim Bau dieser Wohnsitze damals immer errichtet worden. In diesen kriegerischen Zeiten waren die Menschen darauf erpicht gewesen, Gefangene zu machen und hatten sie in den Verliesen verhungern und verdursten lassen. Ich mußte davon ausgehen, daß es auch hier so etwas gab und nahm mir vor, einen Weg in diese unterirdische Welt zu suchen.
    Von der Halle aus entdeckte ich den Zugang nicht. Durch einen weit offenen Durchlass ging ich in einen anderen Raum, der ebenfalls in gleicher Höhe mit der Halle lag.
    Ich sah mich umgeben von glatten Wänden. Wenn hier einmal Bilder und große Gemälde gehangen hatten, dann waren sie entfernt worden, ebenso wie sämtliche Möbelstücke aus dem Schloß.
    Mein Weg führte mich tiefer in den Saal hinein. Jeder Schritt warf ein Echo, aber ich suchte nach fremden Geräuschen, die nicht an meine Ohren drangen.
    Seltsamerweise wuchs die Sorge um meinen Vater. Er hatte mich herbestellt, er mußte irgendwo sein, und ich hatte das Gefühl, daß mit ihm etwas geschehen war. Dieses Schloß konnte eine Falle sein, die blitzschnell zuschnappte. Ich geriet jenseits der Halle in einen relativ breiten Gang, der ziemlich düster war, denn kein Fenster lockerte das graue Mauerwerk auf. Um mehr sehen zu können, schaltete ich meine Lampe ein und folgte mit den Blicken dem dünnen Strahl, in dem unzählige Staubpartikel tanzten. Er fand sein Ziel an einer Tür,
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