Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0806 - Der Marsianer und der MV

Titel: 0806 - Der Marsianer und der MV
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ich die benachbarte Schulungskabine betrat, saß Dalaimoc Rorvic immer noch unter dem Transmitterhelm.
    Im Gegensatz zu seinen normalen Pseudo-Medita-tionen waren seine Augen weit geöffnet. Dennoch schien er von seiner Umgebung nichts wahrzunehmen. Sein in Verzückung erstarrtes Gesicht deutete darauf hin,, daß sein Geist in einer paradiesischen Traumwelt schwebte.
    Ich überlegte, welche Methode ich diesmal anwenden sollte.
    Die zerbeulte Kanne war nicht erreichbar, und ich wollte nicht das Amulett zum zweitenmal an einem Tag beziehungsweise in einer Nacht einsetzen. Mein Blick fiel auf die Wählschaltung und die Kontrollen des Informationstransmitters - und dabei kam mir ein genialer Einfall.
    Alle Schulungstransmitter waren selbstverständlich mit SENECA verbunden, denn nur so konnte die schnelle und lückenlose Bereitstellung des gerade erforderlichen Informationsmaterials garantiert werden.
    SENECA aber besaß mehr Informationen aller Art, als ein einzelner Mensch in einer Million von Jahren hätte verarbeiten können.
    Es mußte äußerst amüsant sein, Dalaimoc Rorvic mit allen Informationen SENECAs vollzustopfen und danach zu beobachten, was er mit der verwirrenden und niemals verarbeitbaren Fülle anfing.
    Mit wenigen Handgriffen stellte ich eine TOTAL-Informationsabgabe her und schaltete den Fluß auf Rorvics Transmitterhelm. Ein schwaches Summen ertönte, schwoll an und wurde zu einem Dröhnen, das mich beinahe betäubte.
    Alle Kontrollampen zeigten schlagartig Rotwerte.
    Ich zögerte unschlüssig, bis ich in Rorvics Gesicht blickte und sah, daß seine Augen mit der Leuchtkraft kleiner Sonnen strahlten. Das grelle weiße Licht blendete mich und versetzte mich in Panik. Blind und taub taumelte ich zu den Kontrollen, tastete nach dem AUS-Schalter und drückte ihn nieder.
    Das Dröhnen verstummte, und auch die Kontrollampen erloschen wieder. In banger Ahnung von Unheil blickte ich zu Rorvic.
    Meine Augen hatten sich wieder etwas erholt. Die Augen des Tibeters schienen noch immer zu glühen, aber nicht mehr in grellem Weiß, sondern in einem rötlichen Goldton.
    Langsam hob das Scheusal die Hände und nahm den Transmitterhelm ab.
    „Was starren Sie mich so an, Captain Hainu?" fragte Rorvic mit Grabesstimme.
    „Haben Sie noch nie einen gebildeten Menschen gesehen?"
    „Doch, Sir!" antwortete ich mit belegter Stimme. „Eben, Sir. Wie fühlen Sie sich?"
    „Wer hat Ihnen gesagt, ich würde etwas fühlen, Marszwerg?" fragte der Tibeter drohend.
    „Der Allmächtige persönlich", scherzte ich, um ihn zu provozieren.
    Doch er schüttelte nur den Kopf und meinte unerwartet milde: „Ich kann mich nicht erinnern. Ihnen so etwas gesagt zu haben, Tatcher."
    Das warf mich fast um. Rorvic mußte größenwahnsinnig geworden sein. Ich atmete ein paarmal kräftig durch, dann sagte ich: „Aber ich kann mich erinnern, daß Ras uns in einem Space-Jet-Hangar erwartet, Sir."
    Dalaimoc Rorvic kniff die Augen zusammen und runzelte nachdenklich die Stirn.
    „Ras? Wer oder was ist das, Tat-cher?"
    Ein eisiger Schreck durchfuhr mich. Hatte die Informationsüberlastung bei Rorvic eine partielle Amnesie bewirkt? Wenn das herauskam und man nachforschte, würde ich in Teufels Küche geraten.
    „Kommen Sie nur einfach mit, Sir", antwortete ich hastig. „Ich werde Ihnen unterwegs alles erklären."
    Auf dem Wege zum Space-Jet-Hangar mußte ich feststellen, daß Dalaimoc Rorvic tatsächlich unter einer partiellen Amnesie litt. Sie bezog sich auf alle Personen - außer auf mich. Ansonsten schien der Mutant seine Erinnerungen behalten zu haben.
    Ich machte ihm klar, daß uns in der Space-Jet vier Menschen und zwei Roboter erwarteten, nannte ihre Namen und beschrieb sie so, daß er sie erkennen mußte, wenn er sie sah. Es wäre peinlich gewesen, wenn er beispielsweise Bully mit Roi angeredet hätte.
    Allerdings fürchtete ich, daß irgendwann doch Komplikationen auftauchen würden, denn alles konnte ich nicht im Voraus bedenken.
    Bully, Ras, Roi und Geoffry waren bereits in der Steuerkanzel. Die beiden SENECA-Ableger Romeo und Julia standen reglos in einer Nische. Nur die bunten Lämpchen an ihren kastenförmigen Köpfen leuchteten und erloschen abwechselnd.
    Der Anblick des Roboterpärchens erweckte den Eindruck von Plumpheit und Harmlosigkeit, aber sie hatten oft genug gezeigt, daß sie weder das eine noch das andere waren - und sie hatten uns auch schon große Schwierigkeiten bereitet.
    Roi Danton saß vor dem Hauptkontrollpult und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher