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0805 - Krallenhand

0805 - Krallenhand

Titel: 0805 - Krallenhand
Autoren: Jason Dark
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war ich stehen geblieben. Dort standen einige Tische mit Stühlen dicht beisammen. Es war der Platz, wo auch die Gäste frühstückten. Eine Treppe führte nach oben, und es sah alles so normal und bieder aus, fast schon spießig, und nichts wies auf ein Treiben dämonischer Kräfte hin, doch ich durfte mich auf keinen Fall täuschen lassen. Hier war sicherlich einiges nicht in Ordnung. Hier brodelten gewisse Dinge unter der Oberfläche, und ich war derjenige, der ein Loch graben würde, um sie hervorzuholen.
    Die letzten Stufen tauchten in das Dunkel des Flures ein. Ich ging davon aus, dass dort oben die Zimmer der Gäste lagen, und aus dem Wohnraum schallte mir die Stimme der Frau entgegen. »Was wollen Sie denn noch alles, verdammt?«
    »Keine Sorge, ich komme schon.«
    Mrs. Hurt hielt in der rechten Hand ein Glas, in dem eine wasserhelle Flüssigkeit schwappte. Ich roch den Gin. Sie trank einen Schluck, ließ das Glas sinken und reckte ihr Kinn vor.
    »Wie heißen Sie eigentlich, Mister?«
    »John Sinclair.«
    »Ich kenne Sie nicht.«
    »Kann ich mir denken. Zudem bin ich nicht von hier, sondern komme aus London.«
    »Ach ja.«
    »Sie haben viele Gäste aus London, wie?«
    Mrs. Hurt hob die Schultern. »Nicht mehr als auch aus anderen Städten. Was soll die Frage?«
    »Fiona Finley und Glenda Perkins stammten auch aus London. Das habe ich damit sagen wollen.«
    »Was kümmert es mich?«
    Ich hob die Schultern und ließ einen Blick über die spießige Einrichtung wandern. »Tja, was kümmert es Sie? Es sollte Sie aber kümmern, Mrs. Hurt. Die beiden haben bei Ihnen gewohnt, jetzt sind sie verschwunden. Das passt mir gar nicht.«
    »Die kenne ich nicht.«
    Ich verdrehte die Augen und seufzte zugleich. »Mein Güte, warum machen Sie es mir denn so schwer, Mrs. Hurt? Zum Teufel noch mal, weshalb lügen Sie?«
    »Ich lüge nicht.«
    »Der Wagen vor dem Haus gehört mir. Ich habe ihn Miss Perkins überlassen. Sie kam nicht allein in diesen Ort. Das hat sie Ihnen wahrscheinlich nicht erzählt. Deshalb möchte ich wissen, wo sie sich aufhält, verdammt!«
    Dinah Hurt hob das Glas an und schlürfte den Gin, während sie mich beobachtete. »Sie war nicht hier«, behauptete sie dann wieder.
    »Und was ist mit dem Wagen?«
    »Den hat jemand hier abgestellt.«
    Diese Behauptung war noch frecher als frech. Ich spürte, wie mir der Kamm schwoll, die Röte stieg mir ins Gesicht, und ich fühlte mich von dieser Frau mehr als nur auf den Arm genommen. Wenn sie bei ihrer Behauptung blieb, musste sie dafür verdammt gute Gründe haben.
    »Abgestellt? Meinen Wagen?«
    »Ja!« Sie leerte das Glas, stellte es zurück auf die Platte eines Holztisches.
    »Sie haben die Person nicht zufällig gesehen?«
    »Nein, Mister. Außerdem ist es durchaus möglich, dass Ihnen der Wagen gehört. Sie mögen ihn ja auch dieser… wie hieß die Frau noch gleich?«
    »Glenda Perkins.«
    »Ja, richtig. Klar, Sie haben ihr den Wagen überlassen. Vielleicht ist ihr etwas passiert… kann doch sein.« Sie hob die Schultern.
    »Man liest schließlich sehr viel über Verbrechen. Schauen Sie nur in die Zeitungen, die sind voll davon. Verbrechen, wohin Sie auch schauen. Das ist doch schrecklich. Da fällt der Diebstahl eines Fahrzeugs kaum auf, denke ich.«
    Sie war raffiniert, immer wieder suchte sie nach plausiblen Ausreden, um mir zu entwischen, ich aber ließ mich so leicht nicht aus dem Konzept bringen und gab zunächst einmal nach, als ich bemerkte. »Ja, da könnten Sie sogar Recht haben.«
    »Wunderbar.« Dinah Hurt schien zu wachsen. Sie sah sich auf der Straße des Sieges.
    »Reden wir also über eine andere Person.«
    »Wen meinen Sie denn noch?«
    Die Unwissenheit nahm ich ihr nicht ab. »Fiona Finley, Mrs. Hurt. Oder wollen Sie abstreiten, sie gekannt zu haben?«
    »Nein, nein«, sagte sie überdeutlich, »das auf keinen Fall. Ich streite gar nichts ab.«
    »Sie hat demnach bei Ihnen gewohnt.«
    »Natürlich.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Abgereist!«
    Diese Antwort überraschte mich nicht, weil ich damit gerechnet hatte. Es gab nur diesen Weg, und die Frau fühlte sich auch sicher, was mir ihr Lächeln zeigte.
    »Wann denn?«, erkundigte ich mich leise.
    »Heute Morgen. Schon in aller Frühe. Sie hat einen Anruf erhalten und musste weg.«
    »Sie wissen nicht zufällig, wohin sie fuhr?«
    »Nein, Mister Sinclair, das tut mir sehr Leid. Ich habe wirklich keine Ahnung. Es ist… sagen wir … es ist auch nicht nötig, mir ein Ziel zu nennen.
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