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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen
Autoren: Earl Warren
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triumphierend.
    Annie Engelmann wickelte die drei häßlichen, gelblichen Säuglinge in große Tücher. Das Mädchen erwachte, öffnete seine boshaften, schwarzen Äuglein und begann zu weinen.
    „Schön ruhig, mein Schatz, schön ruhig“, sagte die Hebamme beschwichtigend.
    Sie legte die drei winzigen Babys in einen Wäschekorb. Dann fuhr sie ungeduldig ihre Tochter an, die bleich und mit ängstlichem Gesicht am Fenster stand. „Los! Worauf wartest du noch? Du weißt doch, was zu tun ist. Die Säuglinge sind jetzt zehn Tage alt. Wir bringen sie zu ihren Zieheltern.“ Sie lachte böse. „Beweg dich, dumme Göre, oder soll ich dir erst eine Tracht Prügel verpassen? Wir müssen den Willen des Meisters erfüllen.“
    Voller Angst sah Roswitha zu der schwarzen Statue, dann zu ihrer Mutter. Als sie langsam den Korb mit den Kindern aufhob und mit tonloser Stimme sagte: „Ja, Mutter“, war ihr, als stünde sie neben sich und könne sich beobachten.
    Annie half ihr, den Korb die Treppe hinunterzutragen. Sie verließen das Haus. Annie schloß ihren alten Wagen auf und half Roswitha, den Korb auf den Rücksitz zu stellen. Sie setzte sich hinter das Steuer, Roswitha stieg auf der anderen Seite ein.
    Es war dunkel, gegen zehn Uhr abends. Annie Engelmann fuhr durch die engen Straßen des alten Stadtviertels am Fluß, überquerte eine vierspurige Brücke und bog von der Flußallee in die Stadtmitte ab.
    Vor einem hohen Fachwerkhaus im mittelalterlichen Stadtkern hielt sie an.
    Am Balken über der Tür stand mit geschnitzten und vergoldeten Buchstaben:‚ Hellmuth Roemer, Dachdeckermeister’.
    „Das ist die Glockengasse 7“, sagte die Hebamme. „Geh ins dritte Zimmer rechts im ersten Stock, Roswitha. Es kann nichts schiefgehen. Roemer ist bei einer Sitzung der Innung, seine Frau schläft durch die Tabletten, die ich ihr gegeben habe. Im ersten Stock oben ist nur eine taube, alte Tante. Die hört nicht einmal, wenn das Haus einstürzt.“
    Roswitha sah die Mutter hilflos an.
    Annie Engelmann wurde wütend: „Na geh schon.“
    Das Mädchen nahm eines der friedlich schlummernden Bündel aus dem Korb und stieg aus dem Wagen. Annie drückte ihr etwas in die Hand. Einen Schlüssel. Roswitha sah sich um. Niemand war in der engen, düsteren Straße zu sehen, die von der Lampe an der Ecke nur spärlich erleuchtet wurde. Sie huschte zum Haus, das Bündel an sich gepreßt, schob den Schlüssel ins Schloß. Er paßte.
    Roswitha öffnete die Tür, betrat den dunklen Hausflur. Sie preßte ihr schlafendes Kind an sich. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wieder war es ihr, als triebe etwas sie an, als stieße eine fremde Macht sie vorwärts. Es konnte keine gute Macht sein, nach dem, was sie von Roswitha verlangte.
    Das Mädchen tastete sich an der Wand entlang, bis sie die Treppe fand. Vorsichtig stieg sie die Stufen empor. Sie knarrten und es war ihr, als müßte jeder im Haus dieses Knarren hören. Dann stand sie im Flur des ersten Stockes.
    Sie schlich an der Wand entlang. Eine Tür, zwei, drei. Roswitha drückte die Türklinke nieder. Die Tür war nicht verschlossen. Nun mußte Roswitha Licht machen. Die Vorhänge waren vorgezogen, die Fensterläden geschlossen. Kaum ein Lichtschimmer drang hinaus.
    In einer Ecke des Zimmers stand ein Kinderbettchen. Roswitha beugte sich darüber und sah in das rosige, friedlich schlummernde Gesicht eines wenige Tage alten Babys. Sie legte das kleine Bündel, das ihr Kind war, auf dem Wickeltisch neben dem Bettchen ab.
    Das Zimmer war freundlich eingerichtet, es hatte sogar Tapeten mit Schmetterlingen und Wichtelmännern.
    Roswitha hob das schlummernde Kleinkind aus dem Bettchen und entkleidete es. Dann zog sie ihrem Säugling die blauen Babysachen an, legte ihn in das Bettchen und deckte ihn zu. Das Baby der Roemers wickelte sie in das große Tuch.
    Ein paar Augenblicke noch stand sie über das Bettchen gebeugt. Sie streichelte ihr Kind. Eine Träne fiel auf das kleine, gelbliche Gesichtchen und benetzte es. Das Baby öffnete die Augen und sah seine Mutter an, als wolle es sagen:‚ Los, los, worauf wartest du noch?’ So böse blickten die dunklen Augen, daß Roswitha zurückfuhr.
    Sie nahm das in das Tuch eingewickelte Kleinkind, löschte das Licht und ging aus dem Raum. Nun fand sie zielsicher im Dunkeln zur Treppe. Kurz darauf saß sie wieder neben Annie Engelmann im Auto. Das Ganze hatte keine fünf Minuten gedauert.
    Annie Engelmann drehte sich um und betrachtete das schlummernde Kind der
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