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080 - Befehle aus dem Jenseits

080 - Befehle aus dem Jenseits

Titel: 080 - Befehle aus dem Jenseits
Autoren: Dämonenkiller
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mich in einer Geisterstadt befand.
    Ich betrachtete die Gestalten auf der Straße und mischte mich unauffällig unter sie. Natürlich mußte ich höllisch aufpassen. Wenn der Magier Wind davon bekam, daß ich mich seinem Zwang entziehen konnte, würde er allen den Befehl geben, mich zu töten. Mein Erlebnis gestern nacht an der Schlucht war mir noch in bester Erinnerung.
    Wo war Kiwibin? Ich ging schneller, doch ich konnte ihn nicht mehr entdecken.
    Mehrere Männer unterhielten sich leise.
    Ich atmete erleichtert auf. Sie waren also nicht tot. Sie waren so lebendig wie ich. Der einzige Unterschied zwischen uns bestand darin, daß ich mir über meine Lage im klaren war. Diese Menschen folgten unbeirrbar dem Ruf des Unheimlichen.
    „Mein Traum war stark - stärker als jemals zuvor", stammelte ein älterer Mann.
    Er meinte den Traum, lebendig begraben zu werden.
    „Ich habe auch wieder geträumt", sagte ein anderer.
    „Das ist das sichere Zeichen, daß dein Tod bevorsteht."
    „Mein Tod?" Der Mann machte ein entsetztes Gesicht. „Dann waren die Träume eine Warnung?" „Ja, eine Warnung", brummelte ein anderer. „Ich hätte mich auch in den Fluß stürzen sollen, dann hätte ich jetzt Ruhe."
    „Wir brauchen keine Angst mehr zu haben", flüsterte ein rasch vorbeieilender Mann. „Der Schamane ruft uns zu sich. Er besitzt genügend Kraft, um das Unheil von uns abzuwenden. Er allein kann uns retten."
    „Der Schamane ruft uns!"
    „Ja - er ruft uns! Beeilt euch! Niemand darf zu spät kommen."
    Wenn ich mich anstrengte, konnte ich den Sinn der wispernden Stimme in meinem Innersten deuten. Die Worte lauteten sinngemäß: Kommt zu mir und ich werde euch von allen Plagen erlösen. Überall folgten Menschen dem geisterhaften Ruf. Es wurden ständig mehr. Der magische Zwang hatte die ganze Stadt erfaßt.
    Die Menschen liefen über die Straßen und Plätze. Sie erreichten den Friedhof und stolperten erregt über die Gräber hinweg. Einige fielen hin, doch sie rafften sich rasch wieder auf. Sie kannten nur ein Ziel: Sie wollten so schnell wie möglich zum Schamanen kommen.
    Plötzlich entdeckte ich Kiwibin wieder in der Menge. Er bahnte sich keuchend den Weg durch ein dichtes Knäuel gestürzter Männer. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung. Er zog sich an einem Grabstein hoch und setzte schließlich seinen Weg fort.
    Ich drehte mich noch einmal um.
    Da der Friedhof etwas erhöht lag, konnte man über die angrenzenden Plätze und Straßen hinwegblicken. Sie waren schwarz von all den Menschen. Alle liefen sternenförmig auf den Friedhof zu. Wenig später war ich bei Kiwibin angelangt. Täuschte ich mich, oder hatte mich der Russe eben kurz angeblinzelt? Ich war mir nicht ganz sicher. Wenn er gegen den dämonischen "Zwang immun war, spielte er seine Rolle verblüffend gut. Ich beschloß, ihn in dem Glauben zu lassen, daß ich ebenfalls zur Schar der Verhexten gehörte.
    Die Stimme des Unheimlichen wurde deutlicher.
    Die Menschen verließen den Friedhof und näherten sich der Geröllebene. Niemand und nichts konnte ihren Lauf aufhalten.
    Wie Lemminge, durchzuckte es mich. Wenn mein Vergleich stimmte, dann würden sie wie jene Wühlmäuse blindlings in den Tod rennen. Sie würden sich zu Hunderten in die Schlucht stürzen, weil es ihnen ein Satanist so befahl.
    Wie konnte ich das verhindern?
    Ich zwang mich bewußt zur Ruhe. Massenselbstmord war nicht ausgeschlossen, doch ich wollte nicht sofort das Schlimmste annehmen.
    Jetzt kam die Schlucht in Sicht. Nach rechts verlief sie um den Bergrücken herum und mündete dann viel weiter hinten in den angrenzenden Talkessel. Geheimnisvolle Nebelschwaden hingen über der Tiefe.
    Kiwibin stand ganz vorn. Wenn er noch weiterging, würde er in den Abgrund stürzen. Ich mußte ihn festhalten, bevor er in den Tod ging, dachte ich. Dann fuhr ich herum. Wenn die Menge noch weiter vorrückte, würde sie uns in die Schlucht abdrängen.
    Instinktiv erkannte ich, daß ich voreilig gehandelt hatte. Hier vorn würde kein Mensch auf uns Rücksicht nehmen. Wir würden die ersten sein, die in den Abgrund stürzten.
    Plötzlich schwebte von hoch oben, wo die mysteriöse Ruine stand, ein grünlicher Schemen herab. Unruhe kam in die Menge. Meine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Sie tuschelten unterdrückt miteinander.
    Kiwibin hob den Kopf. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    „Der Schamane kommt!"
    „Ich sehe ihn nicht! Laßt mich vorbei! Ich muß zu ihm! Nur er kann mich von
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