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080 - Am Tor zur Hölle

080 - Am Tor zur Hölle

Titel: 080 - Am Tor zur Hölle
Autoren: A.F.Morland
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restlos zerstört.
    Restlos?
    O nein, nicht völlig restlos. Ein winziger Funke lebte noch in mir. Er gloste in aller Heimlichkeit und hoffte auf die Chance, noch einmal das Feuer des Andersseins in mir entfachen zu können, aber das konnte Cheetas nicht wissen.
    Ich wußte es selbst kaum.
    Aber der Funke war da, und mein fast ganz zerbrochener Geist klammerte sich mit allerletzter Kraft an ihn.
    Ich gab klein bei, gab mich geschlagen. Cheetas sollte denken, mich besiegt zu haben. Alle sollten es glauben. Meine Kapitulation, diese bebende Lüge, sollte alle täuschen und mir das Leben retten.
    Erst mal weg vom Pfahl der tausend Qualen, dachte ich. Und dann müssen die Wunden, die mir die Silberstacheln gerissen haben, heilen. Das wird viel Zeit in Anspruch nehmen, denn Wunden, die einem Teufel mit Silber geschlagen werden, heilen schlecht. Aber ich werde wieder zu Kräften kommen. Ich muß wieder auf die Beine kommen. Gismina und Beato brauchen mich. Wie recht Gismina doch hatte. Wir hätten vor Cheetas' Rückkehr fliehen sollen. Nun, wir werden fliehen, wenn ich wieder bei Kräften bin, Gismina. Ich verspreche es. Und ich schwöre, daß ich mich an keiner Seelenjagd beteiligen werde, wenn mein Mund in diesem Augenblick auch anders spricht. Aber das geschieht nur, damit ich am Leben bleibe.
    »Du bist klug«, sagte Cheetas. »Ich hätte dich zu Tode gegeißelt, wenn du nicht aufgegeben hättest. Und du wärst hier als abschreckendes Beispiel für Gismina und Beato hängen geblieben. Die beiden sind nicht so stark wie du. Ich werde die Lücken mit euch auffüllen, und ihr werdet euch sehr anstrengen müssen, jene zu ersetzen, die diesmal nicht zurückgekehrt sind.«
    Also passen wir uns an, dachte ich erschöpft. Aber nur bis zur Flucht.
    Cheetas befahl, mich loszuschneiden. Ich war so schwach, daß ich nicht stehen konnte. Mein Körper war eine riesige Quelle des Schmerzes.
    Warum hatte ich als Teufel geboren werden müssen?
    Warum hatte ich nicht das Licht irgendeiner anderen Welt erblickt, wo es nicht normal war, Böses zu tun? Ich wußte, daß es viele solche Welten gab, und sie alle waren den Höllenwesen ein Dorn im Auge.
    Immer wieder zogen sie aus, um ihre Lehre, um das Böse dorthin zu bringen. Sie wurden bekämpft, zurückgeschlagen, manchmal besiegt. Aber sie gaben niemals auf. Einmal wollten sie alle Welten beherrschen. Das Böse sollte das Gute überwuchern und ersticken.
    Für mich war das ein schrecklicher Gedanke, denn ich dachte an meine Zukunft. Wenn uns die Flucht gelang, wenn wir irgendwo unseren Frieden fanden, sollte uns die Hölle nicht einholen. War das denn zuviel verlangt?
    Vielleicht würden wir um unseren Frieden kämpfen müssen.
    Sie hatten den Strick durchgeschnitten und mich aufgefangen.
    »Was soll mit ihm geschehen?« fragten sie Cheetas.
    »Bringt ihn zu mir«, verlangte dieser, und sie schafften mich in sein Haus.
    Sie gingen nicht sanft mit mir um, obwohl sie wußten, daß mich die geringste Berührung schrecklich schmerzte. Sie hatten kein Mitleid mit mir. Das war ganz normal für sie.
    Sie stießen mich in einen feuchten, fensterlosen Raum, der halb unter der Erde lag.
    Ich war schwer benommen, mein Blick war stark getrübt. Die Zeit verstrich, ohne daß ich es mitbekam. Halb tot war ich, und mir kamen Zweifel, ob ich jemals die Kraft haben würde, zu genesen. Ich fühlte mich so elend, so restlos erledigt, daß ich mir nicht vorstellen konnte, wie sich das ändern sollte.
    Da lag ich, ein Opfer meiner Abartigkeit. Verhöhnt, verspottet, verachtet, zerschlagen - mit gebrochenem Willen. Nun, völlig gebrochen war er zum Glück nicht.
    Jemand kümmerte sich um mich.
    Ich wußte nicht, wer es war. Meine Wunden wurden versorgt, und ich bekam zu essen und zu trinken. Es wurde mir vorsichtig eingeflößt. Breiige Speisen wurden mir auf die Lippen geschmiert, und ich schluckte krampfhaft.
    Ich war zu erschöpft, um irgend jemand zu erkennen. Hin und wieder kam Cheetas. Ihn erkannte ich an der Stimme, aber wer sonst den Raum betrat, wußte ich nicht.
    Glühendes Fieber packte mich. Es wollte mich verbrennen, legte sich auf meine Augen und machte mich blind. Ich fragte mich, ob Cheetas gestattet hatte, daß sich Gismina um mich kümmerte.
    »Gismina?« fragte ich mit schwacher Stimme, als eine süße Flüssigkeit in meinen Mund geträufelt wurde.
    »Ich bin nicht Gismina«, bekam ich zur Antwort.
    Weiche, kühlende Blätter lagen auf meinen glühenden Augen. Ich wollte sie
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