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08 - Der zeitlose Raum

08 - Der zeitlose Raum

Titel: 08 - Der zeitlose Raum
Autoren: Timothy Stahl
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da, keine Menschenseele, und der Van war offenbar das einzige Fahrzeug weit und breit.
    Trotzdem blieben sie auf der Hut und erst einmal im Wagen sitzen. Erst als sich auch nach zehn Minuten nichts rührte – außer einem Auto, das vorbeifuhr, ohne langsamer geworden zu sein –, stiegen sie aus.
    »Lass doch das Ding hier!«, forderte Tom, als Jandro wie selbstverständlich den Koffer mit den Zahlenschlössern mitnahm.
    »Noch nicht fertig«, antwortete der Junge.
    »Ist doch egal«, versuchte es Tom, obwohl er schon ahnte, was nun folgen würde. Und richtig: Jandro umklammerte den Koffer und schüttelte den Kopf.
    »Nein!«
    Tom seufzte, ergab sich aber in sein Schicksal. Den Jungen von seinem aktuellen Rätselobjekt zu trennen wäre nicht leise und unauffällig vonstattengegangen.
    Sie unterquerten die Straße durch den Tunnel, der zur anderen Seite hinüberführte, und marschierten auf die Umzäunung zu.
    Bis sie plötzlich stehen blieben wie Rehe im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Wagens – weil nämlich genau das geschah: Ein Wagen mit aufgeblendeten Scheinwerfern raste aus einer Senke heraus auf sie zu!
    ***
    Zwanzig Meter entfernt kam der schnittige Wagen – ein silbergrauer Jaguar, wenn Tom sich nicht irrte – auf dem Grasboden schlingernd zum Stehen. Die rechte Tür flog auf und der Fahrer faltete sich heraus, ein hochgewachsener Mann in elegantem Mantel.
    Selbst über die Distanz hinweg und trotz der Abenddämmerung konnte Tom im Gesicht des Mannes einen Ausdruck des Erkennens ausmachen, den er allerdings nicht teilte. Er hatte keine Ahnung, wer dieser fast schon hünenhafte Mann war, der im Gegensatz zu ihm ganz genau zu wissen schien, wen er vor sich hatte.
    Das legte einen gewissen Verdacht nahe.
    Verdammt, Polizei!, durchfuhr es Tom, und er stellte sich automatisch schützend vor seine Begleiter, während er zugleich in seine Umhängetasche langte und nach dem »Trumpf im Ärmel« griff.
    Jetzt schien es ihm fast ein Glücksfall zu sein, dass er die Pistole nicht mehr bei sich hatte. So kam er nicht in Versuchung, sie zu zücken, und sei es nur aus Verzweiflung. Und man konnte ihm zumindest nicht vorwerfen, dass er sich mit Waffengewalt seiner Verhaftung entzogen hätte.
    Aber ob das unterm Strich noch einen Unterschied gemacht hätte?
    Die rechte Hand des Fremden fuhr unter den Mantel. Nicht schwer zu erraten, womit sie wieder zum Vorschein kommen würde.
    Tom war um die entscheidende Spur schneller. Er zog den scheibenförmigen Temporator aus der Tasche und aktivierte ihn, kaum dass er das frisbeeförmige Gerät zwischen den Fingern hatte.
    »Polizei! Bleiben Sie stehen und heben Sie die –« Der große Mann erstarrte, mitten im Satz und in der Bewegung, ohne einen Ausdruck des Erschreckens im Gesicht.
    So wie auch Toms Begleiter.
    Rasch berührte er sie reihum mit der Scheibe, und alle führten sie eine begonnene Bewegung zu Ende, als sei nichts gewesen. Dass er die Zeitstopp-Maschine zum Einsatz gebracht hatte, erkannten sie nur daran, dass er sie in der Hand hielt und die Scheibe schwach in den Spektralfarben pulsierte – und zwar sehr schwach.
    »Kommt, schnell!«, forderte Tom seine Gefährten auf. »Der Temporator wird sich gleich abschalten. Aber wenn wir uns beeilen, können wir es schaffen …«
    Abby fasste ihn am Arm. »Tom?«
    Er fuhr herum. »Was?«
    »Geht. Ich lenke ihn ab.«
    »Was? Nein? Komm, wir schaffen das. Ein, zwei Minuten haben wir bestimmt noch …«
    Abby sah ihn fest an, ihr Blick bohrte sich in seinen.
    Déjà-vu, dachte er. Diesen Blick kannte er noch. Er hatte ihn nie vergessen. Mit diesem Blick hatte sie ihm damals gesagt, dass es nicht mehr ginge, dass sie ihn verlassen müsste.
    »Ich will es nicht schaffen, Tom.«
    »Aber … was hast du vor?«
    »Ich hole den Van und halte genau hier. Wenn die Zeit wieder anläuft, fahre ich los. Er wird sich wundern, woher der Wagen so plötzlich kommt, aber er muss annehmen, dass wir alle darin sitzen. Wenn er merkt, dass ich ihn geleimt habe, seid ihr längst weg.«
    »Das ist Unsinn!«, rief Tom. »Wenn er dich erwischt, dann …«
    »Was dann? Ich habe nichts auf dem Kerbholz. Du hast es ja gehört: Er ist Polizist. Was kann er schon tun? Mich ein paar Stunden lang festhalten und vielleicht durch die Verhörmühle drehen. Aber er kann nichts aus mir rausquetschen. Weil ich kaum etwas weiß. Nicht einmal, wo ihr dann seid.«
    »Abby …« Das Glosen der Scheibe in Toms Hand verblasste immer mehr.
    »Tom, ich
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