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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter
Autoren: Jason Dark
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wollte den Weg zurücklaufen und sie holen.
    »Nein, warte«, sagte Suko.
    »Warum?«
    »Es ist zu gefährlich. Wenn sie sich versteckt halten, dann lauern sie nur auf eine Chance wie diese. Wir werden hier auf sie warten. Lange kann es nicht mehr dauern.«
    Wladimir wollte protestieren, musste aber einsehen, dass Suko Recht behielt. Die Männer waren nicht laut, sie unterhielten sich flüsternd, dazwischen vernahmen wir den Klang ihrer Schritte, und dann bewegten sie sich in die Halle hinein wie ein breiter Wurm. Sie traten in das Licht, dessen Flackerschein über Gesichter und Gestalten tanzten und die Männer in den Kutten aussehen ließ wie unheimliche Märchenfiguren.
    An der Spitze ging Fjodor. Ein alter Mann hatte sich bei ihm eingehakt. Er trug ein kostbares Gewand aus rotem Stoff, in den dicke Goldborten und auch Goldfäden eingewebt waren. Das musste der Abt des Klosters sein.
    Der Mann ging gebeugt, als trüge er die Last der vergangenen Jahrzehnte auf seinem Rücken. Er redete leise, und Fjodor sah so aus, als würde er ihm nicht zuhören, denn er schaute uns an, entdeckte die Starrheit in unseren Gesichtern. Seine Augen bewegten sich, der Blick flackerte.
    Es waren vielleicht zwanzig Männer, die sich im Raum in kleinen Gruppen verteilten. Sie sprachen flüsternd miteinander. Das alles störte uns nicht, denn wir drehten die Hände und leuchteten dorthin, wo der Tote saß.
    Fjodor und der Patriarch des Klosters blieben stehen. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Fjodor stellte die Frage mit den Augen, und ich nickte ihm zu. Dann hörte ich seinen langen, seufzenden Atemzug. Er flüsterte seinem Begleiter etwas zu, der zunächst nickte, um einen Augenblick später über seine Augen zu wischen.
    Was nun geschah, war eine Sache zwischen den beiden. Fjodor ließ den alten Mann nicht allein. Er zog ihn auf den Stuhl zu, auf dem der tote Bruder saß.
    Sie blieben stehen. Der Patriarch segnete die Leiche, er sprach ein leises Gebet, während Fjodor nichts sagte. Sein Gesicht aber war eine einzige Maske.
    Mit dem Abt zusammen kam er auf uns zu. Wir erfuhren, dass der Mann Gregori hieß und das Kloster leitete. Zur Begrüßung legte er uns die flache Hand auf die Stirn, dann segnete er uns.
    »Er versteht leider eure Sprache nicht«, erklärte Fjodor.
    »Weiß er denn, um was es geht?«, fragte Suko.
    »Ja, und jetzt erst recht. Zuvor haben mir die Brüder kaum glauben können, nun ist einer von ihnen gestorben, sie werden die Wahrheit akzeptieren müssen, und die besagt, dass es die anderen geschafft haben, in das Kloster einzudringen.«
    »Das wissen wir nicht genau«, sagte Wladimir. »Wir können nur davon ausgehen, dass Rasputins Tochter hier ist.«
    »Die ihr nicht gesehen habt.«
    »Leider nicht.«
    »Sie muss sich versteckt haben«, sagte Suko. »Wir kennen uns nicht aus, Fjodor, aber wir haben uns gefragt, wo sie sich ein Versteck hätte aussuchen können.«
    »Das ist schwer zu sagen.«
    »Hat das Kloster einen Keller?«, fragte ich.
    Fjodor lachte. »Nein, keinen Keller im eigentlichen Sinn. Es gibt dort zahlreiche Gänge und Tunnels, ein kleines Labyrinth, das einmal für die Mönche sehr wichtig gewesen ist, denn oft haben sie sich verstecken müssen.«
    »Könnte es sein, dass einer dieser Gänge ins Freie führt?«, fragte ich.
    »Ja, zu einem Steinbruch.«
    Wir schauten uns an und wussten, das war die Lösung, anders konnte es gar nicht sein. Ein idealeres Versteck, in das sich jemand zurückziehen konnte, gab es gar nicht. Es eignete sich hervorragend als Ausgangsbasis. Jemand konnte sich dort aufhalten, blitzschnell erscheinen, zuschlagen und wieder verschwinden. Wahrscheinlich hatte Larissa genau das auch getan.
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, sinnierte Suko.
    »Ja – und auch die gefährlichste.«
    »Was willst du machen, Wladimir? Wir müssen Larissa stellen, bevor sie ein weiteres Opfer auf dem Gewissen hat.«
    »Dafür bin ich auch.«
    »Und wie machen wir es?«
    Ich hob die Schultern. »Es wäre unklug, wenn wir zu dritt die Kellerräume durchsuchten. Jemand sollte hier oben bleiben und…«
    »Bitte«, meldete sich Fjodor. »Ihr solltet mich nicht vergessen. Ich kenne mich dort aus, ich kann euch führen, deshalb muss ich einfach mitgehen.«
    Suko nickte. »Da hat er Recht.«
    Auch Wladimir stimmte zu. »Fragt sich nur, wer hier oben bleibt und wartet.«
    Ich antwortete schneller als Suko. »Zwei und zwei. Fjodor und ich steigen in die Unterwelt. Du, Suko, hältst mit Wladimir hier
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