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0785 - Angriff der Wölfischen

0785 - Angriff der Wölfischen

Titel: 0785 - Angriff der Wölfischen
Autoren: Andreas Balzer und Geralt di Cordoba
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Büroraum, in dem sie sich befanden, ein gutes Stück von Kuang-shis improvisiertem Thronsaal entfernt war, konnte O’Neill die Aura seines Herrn deutlich spüren. Sie war noch stärker geworden.
    Und bald würde sie die ganze Welt überstrahlen!
    Der Tulis-Yon lächelte, als er daran dachte, wie virtuos Kuang-shi seine Gegner manipulierte. Fu Long hatte keine Ahnung, dass er und dieser Friedhelm Steiner nicht mehr waren als hilflose Schachfiguren, die sich verzweifelt gegen ihr Schicksal wehrten. Heute Nacht würde die Vampirarmee ihr Waterloo erleben.
    Doch das reichte nicht.
    »Das Schicksal der Vampirarmee ist besiegelt. Aber wir dürfen Fu Long nicht unterschätzen«, bestätigte Agkar O’Neills Gedanken. »Er ist schlau, wahrscheinlich wird er auch das Ende seiner Leute überleben. Wir müssen dafür sorgen, dass er nach seiner Niederlage völlig isoliert ist und sich nie wieder mit anderen gegen uns verbündet. Und das ist deine Aufgabe.«
    Ohne sich umzusehen, deutete der Alte in die hinterste Ecke des Büroraums, in der eine plumpe Gestalt kauerte. Erschreckt stellte O’Neill fest, dass der dicke Chinese, der ihn verängstigt anstarrte, auch ein Tulis-Yon war, obwohl er nichts von dem Stolz und der Würde hatte, die sein Volk auszeichnete.
    »Das ist Chang«, sagte Agkar abfällig.
    Der Dicke stieß ein unartikuliertes Geräusch aus, als wolle er etwas sagen, könne es aber nicht.
    »Er hat keine Zunge mehr«, erklärte Agkar. »Chang ist in Ungnade gefallen, weil er sich den Befehlen Kuang-shis widersetzt hat. [7] Doch heute Abend darf er seinen Fehler ausmerzen und wieder eins werden mit der Gemeinschaft der Tulis-Yon.«
    An Agkars Tonfall hörte O’Neill, dass Chang seine Rehabilitierung wohl nicht überleben würde. Und Chang wusste das auch. Dicke Tränen liefen sein feistes Gesicht herunter. Doch dann sah Jack O’Neill genau hin.
    Es waren Freudentränen.
    »Doch die Hauptaufgabe fällt dir zu, Jack von den Tulis-Yon«, fuhr Agkar fort.
    Jack O’Neill erbleichte, als er hörte, was der Alte von ihm verlangte. Doch dann erkannte er, welche Gnade ihm zuteil wurde. Er würde an vorderster Front Kuang-shi zum Sieg verhelfen.
    Das war jedes Opfer wert.
    ***
    Steiner und die verbliebenen dreizehn Vampirsoldaten seines Teams sprangen aus dem Laster. Nach Pauls Versagen hatte der deutsche Vampir darauf verzichtet, das Team mit weiteren Mitgliedern aus Fu Longs Familie aufzufüllen. Er brauchte jetzt Leute, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte.
    Fu Long saß wieder in der Fahrerkabine und würde über Funk mit ihnen in Verbindung bleiben. Der Lkw fuhr an, er würde ein paar Blocks entfernt auf sie warten.
    Dickerson trat auf seinen Vorgesetzten zu und schaltete demonstrativ sein Kehlkopf-Mikro aus. Friedhelm zögerte einen Moment, dann tat er es ihm gleich.
    »Kommandant«, sagte sein Stellvertreter, »Sie wissen, dass wir alle hinter Ihnen stehen, auch Kyle und Taylor.«
    Steiner verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und funkelte sein Gegenüber an. »Ich glaube nicht, dass Sie weitersprechen sollten, Dickerson!«
    »Aber Kommandant, wir könnten Fu Long absetzen und Sie zum Herrscher machen!«
    Fu Long an Kuang-shi ausliefern und zu dem Götterdämon überlaufen, hallte es durch Friedhelms Kopf.
    Das waren doch nicht seine Gedanken!
    »Nein!«, stieß Steiner heftig hervor. Und dann leiser, fast ein Flüstern, noch einmal: »Nein…«
    Erschrocken über die heftige Reaktion seines Kommandanten, wich Dickerson einen Schritt zurück. »Ich…«
    Friedhelm hatte sich wieder gefangen und ließ ihn nicht ausreden. »Dieses Gespräch hat nie stattgefunden, verstanden? Fu Long ist der Herrscher, und Soldaten befolgen Befehle. Verrat ist nie eine Lösung.«
    Dickerson widerstand einem Schluckreiz.
    »Der Herrscher muss ein größeres Spielbrett im Auge behalten«, fuhr Steiner fort. »Wir müssen nicht verstehen, warum er handelt, wie er es tut. Wir müssen nur darauf vertrauen, dass es das Beste für alle ist.«
    »Ja, Kommandant«, murmelte Dickerson kleinlaut.
    »Okay, dann los.« Steiner aktivierte sein Funk-Mikro. »Herrscher, wir sind so weit.«
    »Gut«, kam die Antwort. »Viel Erfolg!«
    »Wir werden ihn uns nehmen.«
    Innerhalb einer Minute hatten alle ihre vorgesehene Position eingenommen. Ihr Ziel war ein leer stehendes Verwaltungsgebäude am Rand der Downtown, das zwar flächenmäßig sehr groß war, dafür aber nur ein Geschoss besaß. Da es viele Fluchtmöglichkeiten gab, hatte
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