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0784 - Avalons Geistergräber

0784 - Avalons Geistergräber

Titel: 0784 - Avalons Geistergräber
Autoren: Jason Dark
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sein, Nadine. Ich habe heute gelernt, dass es auch für uns Grenzen gibt. Manche Welten können eben nicht zusammenkommen.« Mein Lächeln glich schon dem eines Abschieds. Dann versuchte ich mich selbst zu trösten. »Sehr viel habe ich von ihm nicht gehabt.«
    Nach dieser mit Bitternis ausgesprochenen Erkenntnis hob ich meinen Blick an und schaute wieder auf die geisterhafte Projektion, wo sich nur wenig verändert hatte, das heißt, Suko stand nicht mehr so locker da. Er sah aus, als wäre er auf dem Sprung, um diese geisterhafte Projektion jeden Augenblick zu verlassen.
    »Was immer du auch vorhast, Suko!«, rief ich ihm zu. »Tu es bitte nicht. Ich habe mich entschlossen.«
    »Du willst ihn tatsächlich abgeben?«
    »Ja!«
    »John, du bist…«
    Ich lief rot an. »Halt den Mund. Ich habe alles verstanden. Ich werde auch das tun, was ich für richtig halte.« Mit den folgenden Worten wandte ich mich an den Zauberer. »Was hast du dir dabei gedacht? Wie soll die Übergabe vonstatten gehen?«
    »Gib den Gral an Nadine Berger ab. Sie wird ihn nehmen und ihn mir bringen.«
    »Das tust du doch nicht wirklich!«, rief Bill erschreckt.
    »Doch, Bill, denn ich gehöre hierher.«
    Der Reporter sah aus, als würde er jeden Moment durchdrehen.
    Seine Hand bewegte sich schon in Höhe der Waffe, doch mein scharfer Blick stoppte ihn.
    Bill Conolly hätte sogar seine Goldene Pistole eingesetzt, um den Tausch zu verhindern. Zum Glück trug er sie nicht bei sich. Nicht dass man im Leben auch verlieren muss, aber es gibt doch Situationen, wo es ohne Kompromisse nicht vorangeht. Eine derartige war hier eingetreten. Also tat ich, wie mir geheißen, ich schaute auch nicht auf Merlin und meine Freunde, ich drehte mich Nadine Berger zu und streckte ihr den Gral entgegen.
    »Nimm ihn!«
    Sie schaute mich über das Gefäß hinweg an. Wohl fühlte sie sich nicht, aber sie konnte nicht anders. Für sie gab es kein Zurück mehr.
    Ein warmer Windstoß traf uns beide, als ich ihr das wertvolle Gefäß übergab. Ich konzentrierte mich auf den Augenblick und dachte nicht mehr an die Mühen, die es gekostet hatte, den Gral zubekommen. Ich musste ihn abgeben, ich würde es tun, ich…
    Verdammt, warum stieg ausgerechnet jetzt der Kloß so hoch, der meine Gedanken erstickte.
    Nadines Hände berührten meine Finger. Ich spürte, dass auch ihre Haut von einem leichten Schweißfilm bedeckt war, und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte. Vielleicht tat sie es nicht gern, vielleicht hatte sie auch Bedenken…
    Sie nahm den Gral an sich.
    Ich hörte, wie sie tief auf- und durchatmete.
    Neben mir fluchte Bill. Ich achtete nicht auf ihn, ich schaute Nadine an, die den Gral festhielt, als wollte sie ihn nicht mehr loslassen, denn sie hatte ihn gegen ihren Körper gedrückt. Ihre Augen waren weit geöffnet, und ihr Blick hätte mich eigentlich treffen müssen, doch er glitt vorbei in die Ferne, als wäre er mit Avalon verwachsen.
    Dann ging sie zurück.
    Sehr langsam und Schritt für Schritt. Nach ungefähr drei Yards blieb sie stehen, drehte sich um neunzig Grad und schaute auf die geisterhafte Leinwand. Noch immer wehte der Wind.
    Nein, er war nicht mehr so warm wie sonst. Das empfand ich. Wie kalte Totenfinger strich er über meine Haut hinweg, und ich schaute zu, wie mir Nadine den Rücken zudrehte und mit dem Gral auf die senkrecht stehende Fläche zuschritt.
    Ich merkte den leichten Schwindel, der mich erfasst hielt. Hinter der Stirn zuckte es auf. Für einen Moment verschwamm die Umgebung, und plötzlich war eine Stütze da, die mich hielt.
    Mein alter Freund Bill hatte gemerkt, was mit mir los war. Er konnte es nicht mit ansehen und hielt mich fest.
    »Danke!«, flüsterte ich.
    »Du wirst darüber hinwegkommen, Alter.«
    »Sicher!«, flüsterte ich aus trocken gewordener Kehle. »Ich werde es schaffen.«
    Danach schwiegen wir und schauten gegen den Rücken der Nadine Berger. Sie hatte den Gral, und sie ging unbeirrbar auf ihr neues Ziel zu. Ich wusste nicht mal, wie weit die Leinwand von mir weg war. In Avalon kamen mir die Perspektiven verzerrt vor, hier lief das Leben irgendwie anders ab.
    Nein, Sehnsucht nach diesem Land konnte mich persönlich nicht überfallen.
    Ich für meinen Teil hatte die Bedingung erfüllt. Es kam jetzt auf Merlin an, ob er sich ebenfalls daran hielt. Ich hätte ihn vorher fragen sollen, nun war es zu spät.
    Auch Suko und der Abbé schauten Nadine Berger entgegen. Sie hielt ihren Gral fest an sich gepresst,
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