Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis

0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis

Titel: 0782 - Zamorra - Fürst der Finsternis
Autoren: Achim Mehnert
Vom Netzwerk:
Mehrere Männer hielten sich im Nebenraum auf.
    Schwere Teppiche dämpften ihre Schritte, als Nicole und Zamorra die Halle durchquerten. Doch Stille half ihnen jetzt ohnehin nicht mehr, nur noch Schnelligkeit.
    Seitlich von ihnen wurde eine gläserne Flügeltür aufgestoßen. Das gespiegelte Sonnenlicht schuf einen verwirrenden Reflex und nahm Zamorra für einen Moment die Sicht. Er rannte gegen einen Blumenkübel und kam ins Straucheln. Mit einer Verwünschung setzte er darüber hinweg und schaffte es, sein Gleichgewicht zu halten.
    »Stehenbleiben!«, bellte eine Stimme. »Sie können nicht entkommen!«
    Vier Mann quollen in die Halle. Zamorra handelte instinktiv. Im Laufen riss er die Waffe herum und feuerte. Glas splitterte, und jemand stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus.
    Als Antwort pfiff den Gefährten ein Kugelhagel um die Ohren. Die Geschosse bohrten sich in Wände und Stützpfeiler, trafen ihr Ziel aber nicht.
    »Die wollen uns lebend!«, stieß Nicole hervor. »Sie wagen nicht auf uns zu schießen, weil dein Double ihnen das übel nehmen würde.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, gab der Dämonenjäger zurück. Doch das würde die Schläger nicht daran hindern, ihnen in die Beine zu schießen, um sie aufzuhalten. Er gab weitere Schüsse ab, um die Verfolger auf Distanz zu halten.
    Dann lag der Ausgang vor ihnen, und sie liefen ins Freie. Auf die Idee, hier draußen eine Wache einzuteilen, waren ihre Gegner zum Glück nicht gekommen.
    »Dort drüben!« Nicole drängte Zamorra nach rechts. »Der Wagen meiner lieben Zwillingsschwester.«
    »Zwillingsschwester?«, echote Zamorra spöttisch. »Ich Glücklicher.«
    Vor dem Tor in der Wehrmauer stand ein schwarzer Golf GTI. Sie sprinteten darauf zu, wobei Zamorra den Hauseingang mit vereinzelten Schüssen eindeckte. Für Sekunden hielt er die Verfolger damit in Schach, aber schon setzten sie wieder nach.
    »Offen!«, triumphierte Nicole, die den Golf zuerst erreichte. Sie sprang in den aufgemotzten Wagen.
    Vor der Kühlerhaube tauchte ein schwarz gekleideter Schatten auf. Woher kam der Kerl so plötzlich? Er stand im toten Winkel und hatte Nicole fast erreicht. Zamorra zuckte zusammen und schlug einen Haken, um ihn ins Visier zu bekommen.
    »Nicole, Vorsicht!«, schrie er.
    Der Man in Black fuhr herum und schoss. Es war eine Instinktreaktion.
    Die von Zamorra auch. Er duckte sich und zog den Abzug durch. Die Waffe in seiner Hand bellte auf und verschleuderte ein tödliches Stückchen Blei. Er sah nur noch eine nach hinten kippende Gestalt, dann war der Fluchtweg vor ihm frei.
    Mit einem Ruck riss er die Fahrertür auf und warf sich in den Sitz. »Steckt der Zündschlüssel?«
    »Fehlanzeige.« Bei der hektischen Suche hatte Nicole den Innenspiegel abgerissen, ohne fündig geworden zu sein.
    Zamorra schnaufte und warf ihr die Waffe zu. »Dann eben auf die harte Tour.«
    Er tauchte ab und riss einen Kabelwust unter der Chassisverkleidung hervor. Mit kurzen Blicken hatte er die richtigen Drähte gefunden und führte sie gegeneinander. Für eine Sekunde knisterte es, dann sprang der Motor an.
    Zamorra kuppelte ein und trat das Gaspedal durch. Der GTI machte einen bockigen Sprung wie ein junger Mustang beim ersten Zureiten und jagte mit quietschenden Reifen über die Zugbrücke, Sand und Gestein hinter sich wegspritzend.
    Im Rückspiegel wurde das Château rasch kleiner, dafür tauchten als winzige Pünktchen drei Verfolger auf. Sie rasten die abschüssige Landstraße wie Selbstmordkandidaten hinunter.
    »Highspeed«, murmelte Nicole. »Für wen halten die sich?«
    Zamorra jagte den Golf talwärts Richtung Loire. Jetzt zeigte sich, was der aufgemotzte GTI unter der Haube hatte.
    »Die kriegen uns nicht. Mit diesem Geschoss halten die nicht mit.«
    Vor ihnen tauchte das Dorf auf, aber das half ihnen nicht weiter. Es war nicht ihr Dorf, sondern das der Spiegelwelt. Zamorra und Nicole kannten dort niemanden, auch wenn alle aussahen wie daheim. Es handelte sich um ganz andere Menschen. Bei keinem von ihnen war sicher, über welchen Charakter er verfügte.
    Generell galt in der Spiegelwelt: Freunde waren Feinde, und Feinde waren Freunde.
    Doch selbst von dieser Regelung gab es Ausnahmen. Und garantiert würde ihnen niemand im Kampf gegen die Schergen des falschen Zamorra helfen.
    »Wohin willst du?«, fragte Nicole.
    Zamorra hatte keine Antwort. Zunächst einmal in Sicherheit, danach mussten sie sich eine Strategie überlegen. Allerdings hatte er keine Ahnung, wie die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher