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0782 - Knochenbrut der alten Templer

0782 - Knochenbrut der alten Templer

Titel: 0782 - Knochenbrut der alten Templer
Autoren: Jason Dark
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Beine.
    Wieder kam ich mir vor wie ein kleiner David, über dem drohend der Felsen als Goliath stand.
    Ich wollte nicht gegen ihn kämpfen, ich musste nur so nahe an ihn heran, dass ich den Eingang zur Schlucht fand, die früher einmal die Kathedrale der Angst gewesen war und seit meinem ersten Besuch diesen Namen nicht mehr verdiente. Da nämlich hatte ich das Siegel der Templer meinem Ahnherrn, Hector de Valois, in die skelettierten Silberhände gelegt.
    Der Felsen schwieg…
    Es war nichts zu hören, nur meine harten Tritte und natürlich das Rauschen des Windes, der mich umwehte und in den Ohren ein leises Pfeifen hinterließ.
    Am Himmel wanderten die Wolken weiter. Mal verdeckten sie den Mond, mal ließen sie ihn frei.
    Weit entfernt funkelten Sterne wie winzige Diamanten, ich aber hatte für diesen Himmel nur einen kurzen Blick übrig. Ich musste die Templer finden.
    Es hatte keinen Sinn, auf dem harten Boden nach Spuren zu suchen. Die Steine hinterließen nichts, und der zwischen ihnen liegende Staub wurde sowieso vom Wind verweht.
    Die dunkle Wand rückte näher.
    Noch waren nicht viele Einzelheiten zu erkennen, aber ich sah schon die ersten Einschnitte, die Vorsprünge, die kleinen Klüfte, die unegalen Etappen, die den Stein unverwechselbar machten.
    Der Nachtwind flötete ein seltsam klingendes Lied, als er sich in den Spalten und an den Vorsprüngen fing. Die unregelmäßigen Melodien hallten in meinen Ohren. Ich schmeckte auf den Lippen wieder den feinen Staub und wandte mich nach rechts, weil ich dort den Eingang vermutete.
    Bei Tageslicht hätte ich ihn sofort entdeckt, hier aber musste ich schon etwas suchen. Sollten sich die Templer tatsächlich hierher zurückgezogen haben, waren sie so weit wie möglich in den Felsen hineingegangen und hielten sich am Grab des Hector de Valois auf.
    Es hatte sich nichts verändert. Nach wie vor wehte der Wind, säuselte um Vorsprünge, Ecken und Kanten. Manchmal hörte er sich an, als würden Hände über die glatten Flächen hinweg streichen. In einer mir schräg vorkommenden Bahn streute der Mond sein Licht auf die Erde nieder und machte aus dem glatten Gestein einen matten Spiegel. Es hatte sich etwas verändert. Ich blieb stehen, weil ich diese Veränderung spürte, sie aber leider nicht sehen konnte. Langsam drehte ich mich auf der Stelle. Ich schaute den Weg zurück, aber in der Dunkelheit bewegte sich nichts. Trotzdem war da etwas, das mir fremd vorkam, und natürlich dachte ich an die schwarze Flut.
    Ich holte mein Kreuz hervor. Als es vor meiner Brust lag, bildete es eine matt schimmernde Insel.
    Ich konnte nicht erkennen, ob es einen dunklen Schatten hatte, der von der schwarzen Flut stammte, denn ich wusste auch, dass das Kreuz in der Lage war, diesen bösen Geist aufzuspüren.
    Meine Fingerkuppen strichen über das Silber hinweg, und die leichte Wärme war nicht natürlich.
    Das Kreuz hatte etwas gespürt.
    Ich ging einige Schritte weiter. Noch immer hielt ich mich dicht an der dunklen Wand, weil ich den Eingang auf keinen Fall übersehen wollte. Sekunden später hatte ich Glück.
    Da war er! Eine Öffnung in der dunklen Felswand, selbst sehr düster und für einen Fremden abweisend.
    Ich sah mich nicht als fremd an und wollte die Kathedrale der Angst endlich betreten.
    Dazu kam ich nicht mehr.
    Das Schicksal ließ nur einen Schritt zu. Zur Hälfte stand ich noch im Freien, als es mich wie ein Schlag traf.
    Plötzlich schrie ich auf, taumelte zurück, stolperte, landete auf dem Boden und hatte das Gefühl, von mächtigen Kräften buchstäblich zerrissen zu werden.
    Ich stand in Flammen! Es war furchtbar, aber ich konnte mich nicht wehren. Ich hielt dabei die Augen geschlossen, um sie zu schützen, trotzdem umwehte mich etwas Zuckendes, das für mich eigentlich nur Feuer sein konnte.
    Vielleicht waren Sekunden vergangen oder Minuten, bevor ich in der Lage war, die Augen zu öffnen.
    Helligkeit umgab mich. Sie war strahlend, aber sie blendete mich nicht, beinahe hielt sie den Vergleich zu einem ungeheuer intensiven Mondlicht stand.
    Die schwarze Felswand war für mich zu einem blassen Schatten hinter dem Licht geworden. Sie tanzte, sie bewegte sich, ich fürchtete schon, dass sie über mir zusammenbrechen würde, aber dieses Gefühl verging, denn die Ströme des Lichts verwandelten sich gleichzeitig in Kanäle der Kraft, die durch meinen Körper schossen.
    Ich fühlte mich gut, und ich wusste, dass ich mich wieder einmal auf mein Kreuz hatte verlassen
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