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0780 - Der Geist des Baphomet

0780 - Der Geist des Baphomet

Titel: 0780 - Der Geist des Baphomet
Autoren: Jason Dark
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gebildet. Dass ich trotzdem etwas erkennen konnte, lag an den Taschenlampen, die manche von ihnen mitgebracht hatten. Deren Lichtstrahlen zuckten aufgeregt durch die schwammige Düsternis, ohne sich auf ein richtiges Ziel einzupendeln. Manchmal erwischten sie einen Körper, dann wieder ein Gesicht, und wenn das eintraf, sah ich die Kälte und Gnadenlosigkeit, aber auch die Leere in den Augen der bewaffneten Menschen.
    Flaschen, Messer, Gabeln, sie hatten mitgenommen, was ihnen in die Hände gefallen war, und sie alle, die mich so dicht umstanden, starrten mich an.
    Das waren keine Gesichter mehr, wenigstens nicht für mich. Sie glichen bösen Masken, die aufgesetzt worden waren, um die Dämonen herbeizuholen.
    Furchtbare Wesen, beinahe wie Zombies, obwohl es keine waren.
    Nicht ein Einziger war aus dem Grab gekrochen. Die Bewohner von Trevine hatten dem Hauch des Bösen ihren persönlichen Tribut zollen müssen.
    Ich konnte mich nicht wehren. Sie würden mich hier totschlagen, ohne dass sich jemand um mich kümmerte. Hier endete man wie ein Hund, den niemand mehr wollte.
    So hatte ich mir mein Ableben nicht vorgestellt. In diesen langen Sekunden schossen mir die seltsamsten und verrücktesten Gedanken durch den Kopf. Ich fragte mich, ob jemand anderer die böse Flut stoppen konnte. Suko oder wer auch immer. Ich würde wahrscheinlich irgendwann einmal wiedergeboren werden, wie es bei mir ja schon des Öfteren passiert war. Oder war ich der Letzte in der Reihe?
    Warum schlugen sie nicht?
    Verdammt noch mal, weshalb knüppelten sie mich denn nicht einfach nieder?
    Wollten sie mich noch mehr quälen, foltern und dabei mein Ende bewusst in die Länge ziehen?
    Ich fand auf diese bohrenden Fragen keine Antworten, aber es ging mir auch zu schlecht, denn immer wieder trieben unerklärliche Wellen in mir hoch und zerplatzten in meinem Kopf zu düsteren Schatten, die dann aber rissen, sodass sich mein Blick klärte.
    Noch immer huschten die Lichtkegel der Taschenlampe über meinen Körper hinweg. Manchmal, wenn sie eine bestimmte Stelle trafen, dann blitzte es bei mir auf.
    Hell und zuckend. Aber es war niemand da, der diese Szene hier fotografiert hätte. Das Blitzen musste aus einem anderen Grund entstanden sein. Niemand stürzte sich auf mich. Ich hörte das Schaben ihrer Füße, ich nahm auch ihre Stimmen war. Eine Frau heulte laut auf. Sie fiel nicht weit von mir entfernt zu Boden.
    »Ich kann nicht! Er ist zu stark!«, röhrte sie durch ihre zum Trichter geformten Hände. »Er hat das Kreuz! Ihr müsst es ihm abnehmen…«
    So groggy und fertig war ich nun nicht, als dass mich diese Sätze nicht berührt hätten. In diesem Augenblick wurde mir auch klar, was das Blitzen zu bedeuten hatte.
    Mein frei auf der Brust liegendes Kreuz hatte den Lampenschein reflektiert und dieses Blitzen wie eine Sternschnuppe in die Höhe geschleudert. Ich begriff gleichzeitig, dass mich das geweihte Silberkreuz durch seine Aura schützte. Es ließ das Böse nicht so nahe an mich heran. Die Menschen hier waren böse, und mir fiel ebenfalls ein, dass ich durch mein Kreuz vor der bösen Flut geschützt war.
    Doch dieser Aufschub hier war mehr als trügerisch. Noch standen sie im Bann der anderen Magie, sie würden sich irgendwann davon lösen, und dann würde ihnen in den Sinn kommen, dass sie ja nicht so nahe an mich heranzutreten brauchten, um mich zu töten.
    Sie konnten es auch aus der Entfernung schaffen. Dazu brauchten sie nur irgendwelche harten Gegenstände zielsicher gegen meinen Kopf zu werfen. Allein aus diesem Grunde konnte ich es mir nicht leisten, noch länger tatenlos auf dem Rücken liegen zu bleiben. Ich musste hier weg, und wenn ich davonkroch. Ich war auch jetzt bereit, mich mit der Beretta zu wehren, wenn ich angegriffen wurde, und ich rollte mich langsam auf die Seite, was ganz gut klappte – jedenfalls überfielen mich nicht mehr die Schatten.
    Ich stemmte mich in die Höhe.
    Zu ruckartig.
    Auf halbem Weg sackte ich wieder zusammen und sah dabei die Bewohner weiter von mir entfernt, aber noch immer erfasst von den tanzenden Lichtstrahlen, die manche von ihnen aussehen ließen wie bleiche Grabgespenster.
    Sie bewegten sich zwar, aber sie kamen nicht näher. Wahrscheinlich berieten sie, was getan werden musste, denn aus ihren Klauen würden sie mich nicht lassen.
    Ich startete einen erneuten Versuch. Die verdammte Schwäche musste einfach überwunden werden, und diesmal schob ich mich langsamer in die Höhe, ähnlich einem
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