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078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut

078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut

Titel: 078 - Küss’ niemals Choppers Geisterbraut
Autoren: Larry Brent
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hinweg. Hinten an der Wand krachte er in den Glasaufbau der
Vitrine. Die Tür fiel in hundert Scherben. Die Sammlerstücke auf dem mittleren
Regal wurden durch das Wurfgeschoss in Mitleidenschaft gezogen. Es waren
farbenprächtig bemalte Zinnfiguren, aufgestellt in Reih und Glied. Viele Szenen
des Soldatentums vergangener Tage waren dargestellt. Berittene und Fußvolk,
Musketiere, die in die Reihen anrückender Gegner feuerten...
    Doch nicht nur das Soldatenleben der Vergangenheit war
auf diese Weise farbenprächtig dokumentiert, sondern auch das dörfliche Leben
von einst war dargestellt, alles mit viel Liebe und Hingabe gestaltet. Willi
Scharner sammelte seit rund zwanzig Jahren Zinnfiguren, und überall im Haus gab
es Glasschränke und verglaste Nischen, in denen Szenen aufgebaut waren.
Einzelne Figuren flogen wie Hornissen durch die Luft oder rutschten einfach von
den Regalböden in die Tiefe und plumpsten auf den Boden. Willi Scharner hatte
das Gefühl, von einem kalten Wasserstrahl getroffen zu werden. Der Mann zuckte
zusammen und schrie auf, als würde er körperlichen Schmerz ertragen.
    » Sonja!«, rief er mit bebender Stimme.
    »Was ist bloß in dich gefahren? Um Himmels Willen, was
tust du da? Du musst den Verstand verloren haben...« Sie stand hinter der
Schmalseite des Couchtisches und atmete heftig. »Vielleicht«, stieß sie hervor,
und ihr Gesicht zeigte Zornesröte und höchste Erregung, »vielleicht ist das der
erste Augenblick meines Lebens, in dem ich wirklich klar sehe. Vielleicht geht
das, was du treibst, schon jahrelang. Und mir ist bloß nichts aufgefallen...
Ich habe dir blindlings vertraut. Seit zwei Wochen aber weiß ich, dass es eine
andere Frau in deinem Leben gibt. Du hast nicht nur mich betrogen, sondern auch
deine Kinder, die dich abgöttisch lieben, schlimm enttäuscht...«
    »Sonja! Lass dir erklären...«
    »Da gibt’s nicht mehr viel zu erklären. Die Tatsachen
sprechen für sich.« Ihre Stimme hatte an Festigkeit gewonnen, und in ihren
Augen flackerte ein kaltes Licht. Der Zorn, den sie seit Wochen mit sich
herumtrug, der Ärger, der sich in ihr aufgestaut hatte, kam zum Ausbruch.
    »Marion und Andreas sollen es erfahren. Noch heute
Abend, wenn sie nach Hause kommen...«
    »Aber du kannst doch nicht...« Er unterbrach sich, als
er auf dem Korridor plötzlich ein Geräusch vernahm. Willi Scharner wirbelte
herum. Seine Augen weiteten sich. »Marion?«, kam es ungläubig über seine
Lippen. »Andreas?« Die Zwillinge, sechzehn Jahre alt, standen wie aus dem Boden
gewachsen plötzlich hinter ihm. »Aber ich denke... ihr seid im Clubheim? Wie
kommt ihr denn jetzt hierher?«
    »Wir hatten bereits vor drei Tagen ein ausführliches
Gespräch mit Mutter«, entgegnete Andreas Scharner. Der junge Mann blickte
seinen Vater hasserfüllt an. »Wir wollten es alle nicht glauben... unser Vater
und eine andere Frau? Nein, so etwas gibt es doch nicht! Marion und ich sind
daraufhin ins Hotel gegangen, wo du dich mit der anderen Frau getroffen hast.
Es stimmte alles genau so, wie Mutter es uns berichtet hatte... Den Nebenjob,
den du seit einigen Monaten angeblich ausübst, gibt es überhaupt nicht. Du bist
ein mieser Kerl, der...« »Andreas! Ich verbiete dir, in diesem Tonfall...« »Ich
lasse mir von dir nichts mehr verbieten. Ich bin fertig mit dir.« »Du hast sie
gegen mich aufgehetzt!«, presste Willi Scharner zwischen den Lippen hervor. Es
wurde ihm nicht bewusst, dass seine Hände sich zu Fäusten ballten. »Das wirst
du mir büßen...« Weiter kam er nicht. Die bedrückende Situation spitzte sich
auf eine unerwartete und unglaubliche Weise zu. Und sie riss jeden Einzelnen,
der daran beteiligt war, in ihren Bann. In dem Glasschrank, der einen großen
Teil der Zinnfigurensammlung enthielt, begann das Rumoren zuerst. Es hörte sich
an, als würde ein Zittern und Beben durch den Glasschrank laufen. Die Figuren
begannen zu wackeln und kippten um, ohne dass jemand Hand angelegt oder Sonja
Scharner einen zweiten Ascher geworfen hätte.
    Wie beim Domino ein Stück nach dem anderen gleich
einer Kettenreaktion umfällt, so kippten die Figuren um. Der ganze Schrank
bewegte sich. Die Bilder links und rechts pendelten plötzlich hin und her, als
hätte eine unsichtbare Hand sie angestoßen. Doch das war noch nicht alles. Die
Lampe schlug aus, und die Couch, die links neben der Tür stand, erhob sich
langsam wie eine hypnotisierte Gestalt beim Schwebetrick. Sie erhob sich erst
langsam und erhielt dann
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