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0777 - Die dritte Tafelrunde

0777 - Die dritte Tafelrunde

Titel: 0777 - Die dritte Tafelrunde
Autoren: Dario Vandis
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Mensch oder ein Tier gewesen war.
    Die Hände des Mädchens krampften sich um die Zügel.
    Das schwarze Etwas war fort, aber es hatte einen Teil von sich zurückgelassen. Etwas, das auf sie übergegangen war - obwohl sie es nicht haben wollte. Jetzt spürte sie es in sich wie einen vergifteten Dorn, den man nicht herausziehen konnte.
    Tränen rannen über ihre Wangen, als sie in den Sattel sprang und Hals über Kopf davon galoppierte.
    ***
    Er hatte getötet. Nicht zum ersten Mal. Oder doch ?
    Er stellte mit Verwunderung fest, dass er sich nicht erinnern konnte. Nein, das stimmte nicht ganz. Er hatte einfach nur den Eindruck, dass die Informationen sich vermischten, die Ereignisse sich überlappten.
    Welche Ereignisse? Er wusste es nicht.
    Und es war auch nicht wichtig.
    Er ivusste nur ; dass er eine Aufgabe erfüllte, die er sich nicht einmal selbst ausgesucht hatte. Er gab einem Drang nach, den andere ihm eingepflanzt hatten. Aber auch darüber dachte er nicht weiter nach. Es war ganz natürlich.
    Er hatte sich keine Zeit genommen, sein Opfer zu betrachten. Er hatte oberflächlich gefühlt, dass es sich selbst schuldig gemacht hatte. Er kannte den Geruch von Angst, weil er ihn selbst oft genug verbreitet hatte. Aber für ihn spielten die Geschichten der Opfer keine Rolle. Er suchte sie ja nicht aus.
    Dann war da noch das Mädchen gewesen.
    Dieses Mädchen bereitete ihm weitaus mehr Sorgen. Mit ihrer Anwesenheit hatte er nicht gerechnet. Er besaß Sinne, die ihm verrieten, dass es sich um kein normales Mädchen handelte. Es hatte einfach dagestanden und den Mord mitangesehen. Als sei es nur gekommen, um sich zu überzeugen, ob er seine Arbeit auch korrekt verrichtete.
    Aber das war nicht alles gewesen. Dieses Mädchen machte ihm Angst.
    Angst, weil es imstande war, ihn um alles zu bringen, was er noch besaß.
    Sein Existenz.
    ***
    »Ich kann mir das auch nicht erklären«, sagte William entschuldigend.
    Zamorra saß im Sessel vor dem Kaminfeuer und blickte auf den zerknitterten Zettel, den der Butler ihm gegeben hatte. Die Buchstaben darauf waren nur scheinbar unverständlich, die Botschaft klar und deutlich. Aber der Sinn blieb Zamorra verborgen.
    »Was hat Fooly gesagt, als er Ihnen den Zettel gab?«
    William fühlte sich bemüßigt zu erwähnen, dass er ihn dem Jungdrachen abgenommen habe - gerade noch rechtzeitig, bevor sich klebrige Honigreste daran festsetzen konnten.
    »Er schien selbst nicht genau zu wissen, was er von der Sache zu halten hat«, fuhr er fort. »Er war sogar um eine Ausrede verlegen, als ich ihn wegen des Honigtopfes zur Rede stellte.«
    Das wollte bei Fooly etwas heißen.
    Zamorra drehte den Zettel zwischen den Händen und gab ihn schließlich an Nicole weiter, die sich vor ihm im Sessel räkelte. Sie genoss die Atmosphäre des Kaminfeuers. Zwar wurden die Tage bereits spürbar länger, aber gerade während der letzten Woche hatte ein hartnäckiger Frühlingsregen die Gegend um da's Château in nebel- und wolkenverhangene Finsternis getaucht. Das behagliche Knistern der Holzscheite veranlasste Nicole dazu, den Gedanken an ein neues Rätsel oder Abenteuer so weit wie möglich von sich zu schieben.
    Sie kniff die Augen zusammen, als sie die Nachricht las.
    »Das ist gälisch«, erklärte Zamorra, »und es bedeutet ›Kommt nach Caermardhin!‹«
    »Warum sollte Fooly so etwas schreiben?«
    »Er hat ausdrücklich erwähnt, dass er nur der Überbringer der Botschaft sei«, mischte sich William ein. »Allerdings habe ich versäumt ihn zu fragen, wie der Zettel in seine Hände gelangt ist. Offen gestanden war ich der Ansicht, dass sich das Ganze als Scherz entpuppt.«
    »Wenn es denn so wäre«, murmelte Zamorra. Fooly hatte einen Sinn für gute und schlechte Scherze, und er würde sich hüten, Zamorra und Nicole ohne Grund in Sorge zu versetzen. »Warum ist er nicht selbst gekommen, um uns den Zettel zu geben?«
    »Er sagte, dass er dringend weg müsse. Er habe sich vor dem Abflug nur noch einmal stärken wollen.«
    »Vor dem Abflug?«, echote Nicole.
    Normalerweise lagen Fooly Expeditionsziele in unmittelbarer Nähe, zum Beispiel unten im Dorf oder im Schlossgarten, wo er sich hin und wieder mit seinem Lieblingsbaum in tiefgründige philosophische Diskussionen verstrickte. Dass er sich weiter hinaus wagte, kam nur selten vor, und das hatte auch seinen Grund. Ein 1,20 Meter großer, fettleibiger Drache hätte bei den Bewohnern der Umgebung sicherlich großes Aufsehen erregt.
    »Wohin ist er denn
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