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0777 - Die dritte Tafelrunde

0777 - Die dritte Tafelrunde

Titel: 0777 - Die dritte Tafelrunde
Autoren: Dario Vandis
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die Ermittler her.
    »Ich werde gleich nach Cormvall aufbrechen«, sagte Jackson und seufzte. »Drück mir die Daumen, dass ich vor Mitternacht wieder zu Hause bin.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du an Wunder glaubst.«
    »Ein paar Zeugen befragen, ein paar Fotos angucken… Das kann ja nicht solange dauern.«
    Moore wusste, dass Jackson seine Arbeit nicht auf die leichte Schulter nahm. Ein paar Stunden Schlaf hätten ihnen beiden gut getan.
    Als Jackson sich verabschiedet hatte, vergrub sich Moore wieder in den Berichten. Er nahm sich vor, noch einmal mit Barry Stevens zu sprechen. Der Kerl wusste mehr, als er zugab. Vielleicht hatte er Angst, dass zu viel von seinen eigenen dunklen Geschäften ans Licht kam.
    Er notierte sich Unklarheiten, listete Stichpunkte auf und erstellte eine Liste von Zeugen, die er im Laufe des morgigen Tages aufsuchen wollte.
    Um fünf Uhr sah er zum ersten Mal wieder auf die Uhr.
    Zamorra war immer noch nicht aufgetaucht.
    ***
    Weit über tausend Jahre zuvor
    Johann brachte den Rappen des Neuankömmlings in den Stall, wo er ihn absattelte und zur Tränke führte. Das Fell des Pferdes glänzte vor Schweiß. Der Fremde musste von weit her gekommen sein, und er hatte den Rappen fast zuschanden geritten.
    Johann hockte sich auf die Bank und sah zu, wie das Pferd trank. Anschließend fütterte er es. Seine Bewunderung für das Tier wuchs, das die Erschöpfung binnen weniger Minuten abgeschüttelt zu haben schien. Was für ein Rappen! So einen hätte Johann auch gern geritten, aber er war ja nur ein mittelloser Knecht. Der Bauer Luis, dessen Gehilfe er war, war selbst nur ein Leibeigener des Lords. Johann bekam für seine Arbeit Kleider, Essen und ein Dach über dem Kopf. Das musste reichen. Niemals hätte er sich ein eigenes Pferd leisten können.
    Als er in das Bauernhaus zurückkehrte, saß der Gast, dem der Rappe gehörte, am Tisch und schlürfte eine heiße Suppe, die Luis ihm hingestellt hatte. Der Bauer war ein geiziger Mensch, aber der Gast hatte das Essen mit klingender Münze vergolten - im voraus.
    Johann beobachtete den Mann und stellte fest, dass er überhaupt nicht zu diesem stolzen Rappen passte. Er war in zerrissene Kleider gehüllt. Ein zerkratzter Brustharnisch wies darauf hin, dass er schon viele Kämpfe überstanden hatte, aber sein Gesichtsausdruck war düster und verschlagen, sodass Johann sich fragte, wie viele seiner Gegner er wohl aus dem Hinterhalt ermordet hatte.
    Er schrak auf, als der Gast sich zu ihm hin drehte, als hätte er seine Blicke gespürt. Ein Lächeln kerbte sich in seine Lippen, die so dünn und spitz waren, als seien sie in die Hände eines Steinschleifers geraten.
    Der Blick des Mannes war kalt, und etwas lauerte darin, das Johann überhaupt nicht gefallen wollte. Unberechenbarkeit… und Wahnsinn?
    »Johann!«, rief der Bauer. »Was stehst du da herum, du Nichtsnutz! Ist der Rappe schon versorgt?«
    »Ich habe alles getan, was befohlen wurde«, beeilte er sich zu sagen.
    »Dann geh und richte das Zimmer für den Herrn her. Oder soll ich dir erst Beine machen?« Er warf dem Gast einen entschuldigenden Blick zu. »Das Gesinde ist für nichts gut heutzutage. Gebe ich ihm etwa nicht Brot und Wasser zum Leben? Und wie dankt er es mir? Mit Faulheit!« Der Bauer beugte sich zu seinem Gast hinab und fuhr fort: »Ich hätte diesen Kerl längst hinausgeworfen, aber das Leben ist gefährlich in diesen Tagen. Es gehen Gerüchte, dass eine Räuberbande in der Gegend herumstreicht. Da kann man jede helfende Hand gebrauchen.«
    Der Gast erwiderte nichts und schlürfte seine Suppe, ohne sich weiter um den Bauern oder seine Knechte zu kümmern.
    Ein Zimmer?, dachte Johann schaudernd. Sollte der Finstere etwa hier übernachten? Johann spürte Angst in sich aufsteigen, deren Ursache er nicht ergründen konnte.
    Eilig zog er sich zurück, um die Anweisungen des Bauern auszuführen. Luis sparte das Geld für eine Köchin, obwohl seine eigene Frau bereits vor Jahren gestorben war und die Steuern des Lords ihm nur einen kleinen Teil seiner Ernte abverlangten. So musste Johann die Küchenarbeit übernehmen, was ihn zum Gespött des Dorfes machte. Er gab vor, die Hänseleien auszuhalten, während er innerlich von Hass auf Luis zerfressen wurde. Aber was sollte er tun? Jetzt war er ein Nichts, und ohne den Bauern würde er noch weniger sein.
    Er säuberte das Zimmer, glättete die Bettdecke, unter der schon hundert andere Reisende geschlafen hatten, seitdem sie das letzte Mal
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