Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0771 - In der Falle der Ewigen

0771 - In der Falle der Ewigen

Titel: 0771 - In der Falle der Ewigen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
von den Augen ihres Vaters lassen. Zum ersten Mal in ihrem Leben verlor Alwa Taraneh die Fassung, denn sie sah in die Augen Robert Tendykes, des Mannes, den sie nicht hatte töten können.
    Sie erinnerte sich an das mysteriöse Etwas, das sie wie ein Band empfunden hatte. Es hatte nach ihr greifen wollen, sie zu fesseln versucht - mental zu binden, an den bewusstlosen Mann.
    Robert Tendyke konnte doch nicht ihr Vater sein. Doch sie beide waren Teile eines Puzzles, dessen Ganzes die Assassine nicht verstand.
    Dennoch sah sie es nun klar vor sich.
    Tiefer und tiefer zog die Meditation sie hinunter. Ihre Neugier, was dort in der untersten Phase auf sie wartete, hatte sie viele Jahre unter Kontrolle gehalten.
    War dort doch so etwas wie der wirklich Ultive Weg ? Seine wahre und reine Form?
    Jetzt war die Zeit gekommen, es zu erleben.
    Alwa spürte nicht, wie eine feste Hand sie an der Schulter berührte und ihren Körper an einen anderen Ort brachte.
    Sie war längst zu dem Ort vorgedrungen, den sie so lange gesucht hatte.
    Als Kind hatte sie ihn sich wie eine bunte und helle Oase vorgestellt, in der man Glück und Zufriedenheit erleben konnte. Die erwachsene Alwa hatte sich dort Ruhe und Freiheit gewünscht. Vielleicht noch die Chance, den einen und wahren Weg ohne Kampf und Gewalt gehen zu dürfen.
    Jetzt, da sie ihn vor sich sah, erstarrte ihr Geist in Trauer und Enttäuschung über ein falsch gelebtes Leben. Ihr Leben.
    Denn sie fand nichts außer Finsternis und ihrem Tod.
    ***
    In Roberts Kopf tobte ein unbändiges Gewitter.
    Blitz und Donner ließen ihre ganze Wut an seinem Schädel aus. Mit einem Ruck versuchte er- die Augen zu öffnen und gleichzeitig auf die Füße zu kommen. Der-Versuch scheiterte kläglich mit dem Ergebnis, dass sein Hinterkopf hart auf dem Boden aufschlug.
    »Liegen bleiben. Lass dir Zeit mit dem Aufwachen.«
    Die Stimme war so unverkennbar, dass Tendyke sie aus Tausenden herausgefiltert hätte.
    Asmodis, sein Erzeuger - wer auch sonst?
    Der schien die Gedanken seines Sohnes lesen zu können. Obgleich das theoretisch unmöglich war.
    »Richtig, schon wieder ich. Aber sei froh, dass nicht an meiner Stelle die Polizei hier sitzt. Liegen bleiben, habe ich gesagt.« Mit sanfter Gewalt drückte er Robert wieder in die horizontale Lage zurück. »Und jetzt hörst du mir einmal ein paar Minuten zu, ohne zu unterbrechen.«
    In groben Zügen erklärte Asmodis seinem Sohn, was in den Stunden geschehen war, die der im Land der Träume verbracht hatte.
    Roberts letzte Erinnerung war die an die tot am Boden liegende Lysa. Und an das Geräusch der hinter ihm ins Schloss fallenden Tür.
    Einige Minuten lang schwiegen beide.
    Endlich fühlte sich der Chef von Tendyke Industries in der Lage, wieder klar zu reden.
    »Erzähl mir genauer, was im Spider vorgegangen ist. Wer war diese Frau? Ich habe den Eindruck, du hast mir die Hälfte verschwiegen.« Vorsichtig setzte er sich auf und sah den Ex-Teufel auffordernd an.
    Auffällig lange dachte Asmodis über seine Antwort nach. Die ganze Zeit über bewegte er seine gesunde Hand, als würde er etwas darin verborgen halten.
    Schließlich rang sich der ehemalige Fürst der Finsternis zur Wahrheit durch.
    »Sie war das optische Ebenbild deiner Sekretärin. Also kann ich dir nicht sagen, wie sie ursprünglich ausgesehen haben mag. Das weißt du besser als ich, denn ich bin sicher, sie hat auch den ersten Anschlag verübt. Ich hätte es selbst gerne genauer gewusst, glaube mir.« Der letzte Satz verblüffte Tendyke ein wenig. Aber sein Vater fuhr ungerührt fort.
    »Ich bin mit ihr aus dem Spinnennetz gesprungen und habe den Sprengsatz entschärft.« Irgendwie schien es, als würde er nur zu sich selber sprechen, als habe er Roberts Anwesenheit vergessen. »Ein seltsamer Zufall, dass mir die Technik so geläufig war. Ich wusste ganz einfach, wie ich mich zu verhalten hatte. Hat sie mir vielleicht doch…?«
    Im nächsten Augenblick war er wieder der Alte. »Ich bin ziemlich sicher, dass sie den Auftrag hatte, dich zu töten. Aber das konnte sie nicht. Sie hat es versucht, aber nicht geschafft.« Mit dem Kopf deutete er auf das winzige Loch in der Wand. »Sie hat auf dich geschossen. Sie hätte dich auch getroffen, wenn sie es gewollt hätte. Das Mädchen konnte niemanden töten, der ihr so nahe stand wie du.«
    Robert Tendyke verstand nun überhaupt nichts mehr. »Du ahnst es nicht? Sie war mit dir verwandt. Eine weitläufige Verwandtschaft, ich gebe es zu, aber sie hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher