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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra
Autoren: Dämonenkiller
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Kennerblick fest, daß er seine Manneszier lange nicht so pflegte wie er selbst seinen Schnurrbart.
    „Sind Sie Fabian Baroja?" fragte Dorian und stellte sich selbst vor. „Man hat mir gesagt, daß Sie sich gelegentlich etwas als Fremdenführer dazuverdienen."
    „Wieviel?" fragte der Mann mit steinerner Miene.
    „Zweihundert Peseten wäre es mir schon wert, wenn Sie mich zum Castillo Basajaun führten", sagte Dorian, der wußte, daß in Andorra spanische Peseten ebenso als Zahlungsmittel angenommen wurden, wie französische Franken.
    In die steinerne Miene des Mannes kam Leben.
    „Castillo Basajaun haben Sie gesagt?" Sein Kinn machte mahlende Bewegungen. Sein Schnurrbart schien sich zu sträuben, sein Blick wurde unruhig. „Es ist schon spät. Wird gleich dunkel. Was wollen Sie dort?
    Dorian wollte schon sagen, daß das seine Sache sei, doch dann wäre der Mann womöglich halsstarrig geworden.
    „Ich habe gehört, daß die Burg zum Verkauf ausgeschrieben ist, und wollte sie mir einmal ansehen", antwortete er wahrheitsgetreu.
    „Nachts können Sie nichts sehen", sagte Fabian Baroja. „Und überhaupt - wenden Sie sich an die Beamten in der Casa de la Vall! Die können Ihnen alle erforderlichen Auskünfte geben."
    „Dann müßte ich bis morgen warten, denn heute sind die Büros bereits geschlossen", erwiderte Dorian, der sich zu fragen begann, wieso er sich überhaupt auf eine Diskussion einließ. „Da habe ich mir gedacht, es wäre besser, gleich den Verwalter aufzusuchen, der in der Burg lebt. Isidor Quintano müßte mir alle gewünschten Auskünfte geben können.“
    „Ah so", sagte Fabian Baroja und nickte. „Sie wollen zu Isidor Quintano. Sind Sie angemeldet? Werden Sie erwartet?"
    „Hören Sie mal, guter Mann!" Dorian begann ungeduldig zu werden. „Wollen Sie mir nun den Weg zeigen?“
    „Aber vor Einbruch der Nacht. Und schon gar nicht für zweihundert Peseten. Es ist nicht ganz ungefährlich, sich noch so spät in diese Gegend zu wagen."
    Dorian fragte nicht, wovor sich der Mann fürchtete. Er dachte sowieso, daß es sich nur um einen Verhandlungstrick handelte, um den Preis hochzutreiben. Sie einigten sich auf fünfhundert Peseten.
    „Ich komme gleich", sagte Fabian Baroja.
    Er verschwand im Haus und kam gleich darauf mit einem Ski-Anorak zurück. Wortlos folgte er Dorian zum Wagen, und sie fuhren los.
    Dorian mußte wieder die Scheibenwischer einschalten. Es hatte stärker zu schneien begonnen, aber der Schnee blieb auf der Straße noch immer nicht liegen; die Berghänge waren bereits mit einer dünnen Schicht Neuschnee überzogen.
    Dorian mußte plötzlich bremsen, als die Straße über eine Brücke führte. Einige Gestalten waren vor ihm aufgetaucht. Sie kamen aus der Richtung eines Gehöftes zur Brücke. Es waren sechs Männer, die sich um einen siebenten drängten, der irgend etwas Zappelndes in den Händen hielt. Dorians erste Vermutung, daß es sich um Jäger handelte, die ihr waidwundes Opfer wie eine Trophäe hochhielten, schien sich nicht zu bestätigen, als sie auf der Brücke stehenblieben. Der Mann, der die Beute trug, hielt das zappelnde Tier über die steinerne Brüstung der Brücke. Jetzt erst erkannte Dorian, daß das Tier mit Gewichten beschwert war.
    „Was bedeutet das?" fragte erden Mann auf dem Beifahrersitz.
    Der aber schien ihn nicht zu hören. Er bewegte die Lippen wie in einem stummen Gebet und bekreuzigte sich.
    Dorian schaltete die Scheinwerfer ein. Wütende Gesichter wandten sich ihm zu, als die Männer von den Scheinwerferkegeln erfaßt wurden. Und jetzt erkannte Dorian, daß es sich bei dem Tier um eine schwarze Katze handelte. Der Mann ließ die mit großen Steinen beschwerte Katze los. Dorian hörte noch ihr klägliches Miauen, bevor sie auf dem Wasser aufschlug und in den Fluten des Valira del Nord versank.
    Die Männer zerstreuten sich und schüttelten ihre Fäuste in Richtung Dorian, der langsam an ihnen vorbeifuhr.
    Fabian Baroja machte sich auf dem Beifahrersitz ganz klein und verbarg sein Gesicht hinter der vorgehaltenen Hand.
    „Was hatte das zu bedeuten?" erkundigte sich Dorian, als sie die Brücke hinter sich gelassen hatten. „Wußten Sie es nicht?" fragte Fabian Baroja. Er war ganz käsig im Gesicht. „Schwarze Katzen bringen Unglück."
    „Für fünfhundert Peseten könnten Sie ruhig etwas redseliger sein", sagte Dorian. „Ich verlange ja nicht viel, nur einige Informationen über die Burg und ihre Menschen, die hier leben. Sie können mir doch
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