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0766 - Das Grauen von Grainau

0766 - Das Grauen von Grainau

Titel: 0766 - Das Grauen von Grainau
Autoren: Jason Dark
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und er verstärkte den Druck noch.
    Der Widerstand nahm ab. Die Tür ächzte wie ein Mensch, der sich in großer Not befindet. Dann endlich bog sie sich zur Seite, noch einmal knirschte das alte Holz in Höhe des Schlosses, das dann seinen Widerstand aufgab.
    Für Mario war der Weg frei!
    Er lächelte. Den Spaten legte er zur Seite, wischte sich den Schweiß von der Stirn, schaute sich um, sah niemanden und holte die Taschenlampe hervor.
    Er blieb noch an der Tür stehen und ging auf Nummer Sicher. Der Strahl tauchte in den Schuppen ein, um das hervorzuholen, was zwischen den Wänden lagerte.
    Der Geruch, der ihm entgegendrang, hätte auch in eine Gärtnerei hineingepaßt. Es roch nach Blumen, nach Erde und Dünger. Der lag an der linken Seite, übereinandergestapelt in prallgefüllten Säcken.
    Mario Davies ging einen kleinen Schritt vor. Er bewegte einen Arm nach rechts. Wie ein langer, bleicher Geisterarm machte das Licht die Bewegung mit. Es konzentrierte sich schließlich auf eine bestimmte Stelle. Nur auf sie kam es dem Jungen an.
    Ein alter Metallschrank hatte dort seinen Platz gefunden. Mario wußte, daß die Friedhofsgärtner dort ihre Arbeitskleidung verstauten. Er hatte alles unter Kontrolle und lächelte, als er sich dem Spind näherte. Dabei mußte er einigen Metalleimern ausweichen. Er wollte sie nicht berühren, keine Geräusche verursachen.
    Direkt neben dem Spind standen die drei Kerzenleuchter. Auch sie hatten im Laufe der Zeit Rost angesetzt, aber sie waren genau das, was Mario benötigte. Die dazugehörigen Kerzen steckten in seiner Innentasche. Er würde sie später in die Öffnungen stecken.
    Zunächst kümmerte er sich um die Leuchter. Licht brauchte er nicht mehr, deshalb ließ er die Taschenlampe verschwinden. Zwei Leuchter trug er mit der rechten, einen mit der linken Hand. Er drehte sich wieder der Tür zu, ohne jedoch den Schuppen zu verlassen.
    Marie lauschte.
    Der Junge hörte nichts. Selbst der Wind war eingeschlafen, was hier nicht oft vorkam. Die herrschende Grabesstille paßte zu diesem Gelände.
    Wie eine besonders kostbare Gabe hielt er die drei verrosteten Kerzenständer fest. Als er den Schuppen verlassen hatte, versteckte er den Spaten noch im Gebüsch, dann drückte er die Tür so gut wie möglich zu und hob nur die Schultern, als er die Zerstörungen nahe des Schlosses sah. Sollten sich andere darüber Gedanken machen, er brauchte es nicht zu tun. Mario nahm die Leuchter wieder an sich und verließ die unmittelbare Umgebung der Kirche und des Schuppens. Sein Ziel waren jetzt bestimmte Stellen auf dem Friedhof.
    Trotz seines jungen Alters kannte sich Mario mit Friedhöfen sehr gut aus. Er hatte sie in allen Variationen erlebt. Die alten, die überwucherten, die unheimlichen, die mit dem Gruseltouch. Es gab auch Friedhöfe mit pompös gebauten Gräbern.
    Dieser hier war an einem Hang angelegt worden, und gepflegte Wege durchkreuzten ihn wie ein Gitter, wobei ein Hauptweg den Friedhof in der Mitte teilte, und zwar vom oberen bis zum unteren Drittel hin. Treppen verbanden die verschiedenen Ebenen miteinander.
    Viele Gräber waren durch Dachkreuze geschützt. In der Mitte vieler Kreuze schimmerten die Fotos der Verstorbenen als kleine Votivbilder und letzte Erinnerungen.
    Diese Kleinigkeiten überging Mario, als er die erste Treppe hinter sich gelassen hatte, um sich dann nach links zu wenden, denn dort lag sein Ziel.
    Drei Gräber!
    Ziemlich abseits gelegen, als wollten die übrigen Toten mit ihnen nichts zu tun haben. Die Gräber sahen auch nicht so gepflegt aus, waren von Wildkräutern überwuchert.
    Hier waren keine Einbeimischen, sondern Fremde bestattet.
    Der parallel zur Mauer führende breite Weg war mit kleinen grauen Steinen befestigt worden. Leise konnte man ihn nicht entlanggehen, und besonders in der Nacht waren die Geräusche sehr laut, was Mario ziemlich störte.
    Was über ihm geschah, konnte er nicht sehen, da nahm ihm die Mauer den Blick, deshalb schaute er nach rechts, über die beiden anderen Gräberfelder hinweg und bis hinunter zur Straße, über die um diese nächtliche Zeit kaum ein Wagen fuhr.
    Es war allein…
    Allmählich verging auch sein Mißtrauen. Er schritt schneller aus, denn er mußte es in dieser Nacht durchführen. Mario wußte genau, daß die Toten nicht länger warten wollten. Es drängte sie, wieder Kontakt aufzunehmen mit der Welt der Lebenden. Dann würden sie als Zombies durch die Nacht irren und sich auf die Suche nach Menschenfleisch
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