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0762 - Vollstreckerin der Ewigen

0762 - Vollstreckerin der Ewigen

Titel: 0762 - Vollstreckerin der Ewigen
Autoren: Volker Krämer
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und erwartete seine Schülerin. Da war ein Glanz in seinen Augen, der Alwa Übelkeit bereitete. Nur mit Mühe unterdrückte sie den aufkommenden Brechreiz, der würgend in ihrer Kehle saß.
    »Wie schön du doch bist, Alwa Taraneh…«
    Es war dieser Satz, der ihr Herz endgültig erstarren ließ. Langsam ließ sie sich neben dem Meister nieder.
    »Du kannst mir vertrauen, denn ich bin erfahren in der Kunst der körperlichen Liebe.« Seine Finger gingen auf Wanderschaft, doch zwei kräftige Hände stoppten sie urplötzlich.
    »Du hast mir den Weg gezeigt, Meister.« Alwa war über den ruhigen Klang ihrer Stimme überrascht. »Und ich sehe ihn so klar und deutlich vor mir, dass ich ihn nie mehr verfehlen kann. Doch ich sehe eine Abzweigung des Weges. Auf der gehst du. Du hast den Ultiven Weg verraten, Meister.«
    Der nackte Mann versuchte, seine Hände zu befreien. Er spürte, dass hier etwas nicht so lief, wie er es geplant hatte. Doch seine Handgelenke waren von Alwas Fingern umklammert, als wären sie in Schraubstöcke eingespannt. Er kam nicht frei. Der Blick des gesunden Auges der jungen Frau, deren perfekter Körper so greifbar nahe war, ließ keinen Zweifel an dem, was nun kommen würde. Er versuchte nicht einmal, sie umzustimmen, denn er wusste nun, dass er sie unterschätzt hatte.
    Sie war der Ultive Weg!
    »Ich bin nicht mehr Schülerin des Ultiven Weges. Ich bin Meisterin. Und du stirbst jetzt.«
    Ein kurzes Surren in ihrem künstlichen Auge, ein kaum wahrnehmbares Aufblitzen.
    Alwa Taraneh schob die Leiche des nackten Mannes von sich weg, auf deren Stirn nun ein knapp drei Millimeter durchmessendes Loch prangte.
    Ohne Hast zog sie sich wieder an. Niemand hinderte sie daran, die Schule noch in der gleichen Stunde zu verlassen. Niemand hätte es gewagt…
    ***
    Die Meditation neigte sich dem Ende zu.
    Langsam begann Alwa Taraneh den Lösungsprozess einzuleiten. Die Bilder verblassten, doch noch hallten sie intensiv in ihr nach. An besagtem Abend war der Rest von Glauben und Vertrauen in andere bei ihr erloschen. Der Meister hatte einen großen Teil ihres Lebens bestimmt, den Teil, der auch heute noch der entscheidende für Alwa war. Er hätte nicht den Fehler machen sollen, sie -wie so viele seiner Schülerinnen vor ihr - letztendlich nur als Erfüllerin seiner Lust zu sehen. Der Weg gestattete keine Fehler, nicht einmal einen einzigen. Diese Erkenntnis war für den Meister zu spät gekommen.
    Alwa hatte keinerlei Kontakte außerhalb der Schule gehabt, daher war es gleichgültig gewesen, in welche Richtung sie sich wandte. Tagelang lief sie durch die karge, lebensfeindliche Welt, die ihre Heimat war. Sie war ihr unendlich fremd und gleichgültig.
    Alwa beschaffte sich, was sie zum Überleben benötigte. Es war nur wenig, und sie nahm es, ohne zu fragen. Dass dieser Planet in den vergangenen Jahren von der DYNASTIE DER EWIGEN erobert und zu einer Kolonie gemacht worden war, hatte man innerhalb der Schulmauern zwar registriert, sich jedoch niemals darum gekümmert. Der Weg war unabhängig von den Herrschenden. So lautete die Lehre.
    Alwa lernte in diesen Tagen, dass die Lehre hier irrte. Sicher gehörte auch dieser Punkt zu den Manipulationen des Meisters. Nichts und niemand war gänzlich unabhängig von denen, die herrschten. Man konnte sich ihnen anschließen, unterwerfen, sie bekämpfen. Doch sie zu ignorieren war unmöglich.
    Alwa sah den Weg jetzt in einem ganz anderen Licht, in einem für sie völlig neuen und eigenen Kontext. Er war in ihr. Für sie besaß er Gültigkeit, doch um ihn zu gehen, benötigte sie ein Umfeld, in das sie ihr Weltbild einbetten konnte.
    In den Dörfern und Städten, die sie auf ihrem Weg aufsuchte, waren die Folgen der Invasion der Ewigen unübersehbar. Doch die meisten der Leute hatten sich mit dem neuen Regime arrangiert. Diese Welt war martialisch bis in ihre Grundfesten. Immer wieder hatte es Kriege und Kämpfe um Macht und Herrschaft gegeben. Man wusste damit umzugehen. Der leichteste Weg war noch immer der, sich den Machthabern anzupassen.
    Schnell wurde Alwa klar, dass sie nicht hierher gehörte: Nur logisch war daher die Entscheidung, die Nähe der DYNASTIE DER EWIGEN zu suchen, denn mit ihrer Hilfe war es sicher möglich, diesen Planeten so schnell wie möglich zu verlassen.
    Ihr Hauptquartier hatten die Ewigen in der größten Stadt des Kontinents aufgeschlagen. Um die zu erreichen, hätte sich Alwa mehrere Wochen quer durch das Land schlagen müssen. Danach stand ihr
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