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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos
Autoren: Larry Brent
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ungeheuerlichen Verdacht,
dass Petra möglicherweise auf die Maurenburg entführt worden war.
     
    ●
     
    Nur wenige Stunden Schlaf lagen hinter ihm, als Larry
Brent Punkt acht Uhr in seinem Büro aufkreuzte. Auf dem Schreibtisch lagen
Papiere. Es handelte sich um die letzten Computerauswertungen, über die Larry
Brent sich sofort hermachte. Alles, was in Zusammenhang mit dem Raub, den
herumfliegenden Scheiben in James Disco und dem bedauernswerten Tod
eines Türstehers und des Nachrichtenagenten Jonathan Harkley in Erfahrung
gebracht werden konnte, war hier detailliert aufgezeichnet. Larry war noch beim
Aktenstudium, als er über die interne Rufanlage zwischen den einzelnen Büros
angeklingelt wurde. Der geheimnisvolle, ihm dem Namen nach unbekannte Leiter
der PSA setzte sich mit ihm in Verbindung.
    »Ich habe die nächtlichen Erlebnisse, die Sie,
X-RAY-3, und Ihre verehrte Kollegin X-GIRL-C aller Wahrscheinlichkeit nach mit
Fred Guillas hatten, inzwischen auswerten lassen. Guillas ist bis zur Stunde
nicht wieder in Erscheinung getreten. Alle Ausfallstraßen wurden nach der
Todesmeldung unseres Nachrichtenmannes mit Kontrollen versehen, alle Flughäfen
werden noch jetzt überwacht.« Der Verdacht lag auf der Hand, dass Guillas versuchte,
aus der Stadt wegzukommen. Das erbeutete Geld reichte zunächst mal, um ein
Flugticket bis ans Ende der Welt zu lösen. Aber Guillas’ Beschreibung war
bekannt, seinen Steckbrief führte inzwischen jeder New Yorker Straßenpolizist
mit sich. »Gibt es Neuigkeiten, die die Person Guillas’ direkt betreffen?«,
wollte Larry wissen. »Er ist der Schlüssel zu Ereignissen, die äußerst
bedenklich sind, Sir.«
    »Fred Guillas’ Vater wurde inzwischen von der
Mordkommission und dem Raubdezernat informiert. Sehen
Sie sich den letzten Teil der Unterlagen an, Larry, die auf Ihrem Schreibtisch
liegen... Es handelt sich um Kopien von Zeichnungen, die unsere Kollegen von
der Polizei in Fred Guillas Zimmer gefunden haben. Zeichnungen dieser Art gibt
es zig Tausende. Und begonnen damit hat Fred Guillas schon, ehe er zur Schule
ging.« X-RAY-3 betrachtete die Bilder. Es handelte sich ausschließlich um
Tusche- und Federzeichnungen. Fred Guillas schien schwerpunktmäßig drei
Lieblingsmotive zu haben. Porträts, alte Gemäuer, Türme und Gewölbe, und
Kutschen...
     
    ●
     
    Die Gesichter von Guillas’ Zeichnungen waren sehr
beeindruckend. Schon die Darstellungen des Fünf- und Sechsjährigen verrieten
ein großes Talent, und es blieb ein Rätsel, warum Guillas nicht die Kunstschule
besucht und die Laufbahn eines Künstlers eingeschlagen hatte. Das Zeug dazu
hatte er. Die Gesichter, die er Jahre später oder erst kürzlich mit wenigen
gekonnten Federstrichen zu Papier gebracht hatte, waren typisch und
unverwechselbar und unterschieden sich voneinander, wie sich Menschen aus
Fleisch und Blut unterscheiden. Jedes Gesicht hatte sein besonderes Merkmal,
seine ganz persönliche Aussage. Die Darstellungen zeigten exotische Frauen,
junge und alte, hübsche und hässliche. Feiste, fette, schwammige, aber auch
harte und markant geschnittene männliche Gesichter. Manche wild und barbarisch
in ihrem Blick. Menschen aus dem Orient. Die Gewölbe und Verliese waren
unheimlich und von beklemmendem Eindruck. Riesige Mauern, düstere Türme und
steile Schluchten hatte Guillas gezeichnet.
    »Offensichtlich eine – Maurenburg«, kommentierte Larry
das, was er sah.
    »Das ist auch unsere Vermutung«, entgegnete X-RAY-1.
Dass der Mann, mit dem Larry sprach, diese Bilder selbst nicht gesehen hatte,
weil er blind war, ahnte er nicht. Dennoch verfügte der blinde Leiter der PSA
über eine genaue Vorstellung der Motive. Jedes Bild war auf elektronischem Weg in dreidimensionale Form gebracht und
auf Folie gestanzt worden. Das so entstandene Relief war von X-RAY-1 ertastet
worden. Hinzu kam die ausführliche Auswertung der Computer, die vergleichende
Anlagen herangezogen und analysiert hatten.
    Dann war da noch die Kutsche. Sie war sehr alt, hatte
hohe, eisenbeschlagene Räder und einen holzverschalten Kutschbock. Darauf
hockte eine feiste Gestalt in grauweißem Gewand. Die Person ließ sich weder als
Mann noch als Frau einstufen. Sie hatte schlohweiße Haare, die wild um den Kopf
flatterten, als würde der scharfe Fahrtwind sie zerzausen. Links und rechts am
Kutschdach waren Laternen befestigt. Die unheimlich und bösartig aussehende
Gestalt hielt Peitsche und Zügel in der Hand und trieb die Pferde an.
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