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0759 - Eiswüste Alaska

Titel: 0759 - Eiswüste Alaska
Autoren: Unbekannt
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nirgendwo Halt bot.
    Das Rudel kreiste ihn ein. Er raffte Schnee auf, schleuderte ihn den Hunden entgegen und schrie. Aber ihr zorniges Knurren bewies, daß sie ihn kaum noch fürchteten. Immer näher kamen sie heran, die schlanken, ausgemergelten Leiber gegen den Schnee gepreßt.
    Ein großes, grauschwarzes Tier mit kantigem Schädel und verfilz-tem Zottelfell schien die Rolle des Anführers zu spielen. Es hielt sich im Hintergrund und dirigierte die übrigen Hunde mit kehligen Bellauten. Bluff erinnerte sich plötzlich, den Grauschwarzen früher gesehen zu haben. Die Hunde waren in Nome zu einer Art Landplage geworden, seitdem sich niemand mehr um sie kümmerte. Die Aphilie kannte keine Haustiere mehr, es sei denn, sie erbrachten wirtschaftlichen Nutzen. Schon vor Jahren hatten sich die herrenlosen Hunde zu Rudeln zusammengerottet, die nur deswegen den Menschen selten gefährlich wurden, weil es vorläufig noch genug zu fressen gab.
    Bluff erinnerte sich an eine Begegnung mit dem Grauschwarzen. Das war vor ein paar Wochen gewesen, als Bluff spät abends vom Pionierzentrum zum Heim zurückkehrte und am Rande des Parks von einer Horde Halbwüchsiger überfallen wurde, die aus dem Getto zu kommen schien.
    Wahrscheinlich waren sie hungrig. Von den Heimzöglingen war bekannt, daß sie gewöhnlich eine Tafel Konzentrat mit sich herumtrugen, weil sie einen großen Teil des Tages im Pionierzentrum verbrachten, wo es nichts zu essen gab.
    Auf jeden Fall war Bluff ziemlich in Bedrängnis geraten.
    Er war kräftiger als die Getto-Jungen. Aber schließlich hätte er gegen ihre Übermacht doch nichts ausrichten können. Da war ihm der Grauschwarze zu Hilfe gekommen ... Bluff hätte wetten mögen, daß es derselbe Hund war! Plötzlich war er aus dem Nichts aufgetaucht und hatte sich mitten unter die Jungen geworfen.
    Im Nu hatte er mit seinen Bissen die Kerle aus dem Getto vertrieben. Schließlich war er ein Stück Wegs mit Bluff gegangen, als fühle er sich verpflichtet, den Jungen weiter zu beschützen.
    Bluff erinnerte sich, wie er an den Grundsatz der reinen Vernunft gedacht hatte: Auf eine Leistung erfolgt eine Gegenleistung.
    Er hatte die Tafel Konzentrat aus der Tasche gezogen und ein Stück davon abgebrochen. So vorsichtig und zärtlich, wie man es der großen, haarigen Schnauze gar nicht zutraute, hatte der Hund ihm das Stück Konzentrat aus der Hand genommen und es verschlungen.
    „Du bist ein gescheiter Hund, Cuddly!" hatte Bluff damals bemerkt.
    Bluff sah auf. Die Meute hatte den Kreis enger gezogen. Kaum drei Schritte trennten ihn noch von den vordersten Hunden.
    „Cuddly ...!" schrie er in höchster Not.
    Einer der Hunde antwortete mit wütendem Gekläff. Aber aus dem Hintergrund der Meute kam ein tiefer, grollender Ton. Ein paar abgemagerte Hundekörper wurden rücksichtslos beiseite geschleudert, als sich der große Grauschwarze durch die Front seiner Untergebenen drängte. Schnuppernd kam er auf Bluff zu.
    „Cuddly, du kennst mich doch...", sagte der Junge bittend.
    Der Grauschwarze hockte sich in den Schnee. Bluff entblößte die Hand und streckte sie ihm entgegen. Cuddly beschnupperte sie und fing an, mit dem Schwanz zu wedeln.
    „Cuddly, ihr dürft mir nichts tun!" sagte Bluff beschwörend. „Ich weiß, ihr habt Hunger. Ich werde euch zu fressen beschaffen."
    Cuddly stand auf und wandte sich um. Er stieß zwei kurze, scharfe Belltöne aus. Und das Wunder geschah! Die hechelnde Meute wurde plötzlich still und friedlich. Schwanzwedelnd legten die Hunde sich in den Schnee und sahen zu ihrem Anführer auf.
    Wenn man fünfzehn Jahre alt ist und obendrein noch soeben im Handumdrehen die Wandlung vom Anbeter der reinen Vernunft zum wahren Menschen durchgemacht hat, erscheint einem manches als selbstverständlich oder doch wenigstens plausibel, was anderen als ein Wunder vorgekommen wäre.
    Bluff Pollard wenigstens empfand nichts als Erleichterung über das Verhalten der Hunde. Es schien ihm durchaus vernünftig, daß seine Freundschaft mit Cuddly - Freundschaft! Er hatte das Wort schon immer gekannt, aber nicht einmal in Gedanken je zuvor verwendet -, daß diese Freundschaft ihn vor weiterem Schaden bewahrte.
    Der Grauschwarze hatte sich wieder umgedreht und musterte ihn mit wachem Blick.
    „Ich muß zuerst ins Heim, Cuddly!" sagte Bluff. „Dort sind Leute. Und dann finden wir für euch etwas zu fressen."
    Cuddly knurrte leise. Er drehte sich zur Seite und tat so, als wolle er davonlaufen. Bluff verstand ihn
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