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0758 - Die Einsamen von Terra

Titel: 0758 - Die Einsamen von Terra
Autoren: Unbekannt
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entsprechenden Befehl gegeben hatte. Aber warum hätte das Robotgehirn auf dem Mond alle wichtigen Anlagen abschalten sollen?
    Kanube schüttelte den Kopf. Diese Überlegungen halfen ihm nicht weiter.
    Er deutete in eine Nebenstraße.
    „Wir benutzen die nächste Transmitterstation", sagte er.
    Marboo folgte ihm widerspruchslos. Kanube blickte sich immer wieder um, als erwartete er, daß ihnen jemand folgte. Aber ihre Schritte auf dem harten Boden waren das einzige Geräusch, die Straßen blieben verlassen.
    Kanube blickte zu den Häusern hinauf, aber auch dort waren keine Bewegungen auszumachen.
    Marboo schien seine Gedanken zu erraten.
    „Ob sie die ganze Stadt evakuiert haben?"
    „Schon möglich", sagte er brummig. „Ich glaube eher, daß der gesamte Planet evakuiert wurde."
    „Es gab keine Raumschiffe!" erinnerte sie.
    „Ja", sagte er.
    Sie erreichten die Transmitterstation und stellten fest, daß sie nicht mehr in Betrieb war. Kanube blickte niedergeschlagen auf die erloschenen Säulenstümpfe des Transmitters.
    „NATHAN hat alles abgeschaltet!
    Deshalb haben wir auch dieses verdammte Wetter. Es finden keine Kontrollen mehr statt."
    „Sie sagten doch, daß es nicht weit ist", schlug sie vor. „Dann gehen wir eben zu Fuß."
    Neben dem Transmitter befand sich eine große Uhr.
    „Zweiter September, neunzehn Uhr, vierunddreißig Minuten und elf Sekunden", las Kanube laut. „Die Uhr ist an das abgeschaltete Energienetz angeschlossen, Immerhin wissen wir jetzt genau, wann NATHAN aufgehört hat, sich um alles zu kümmern."
    Marboo legte die kalten Hände schalenförmig vor ihr Gesicht und behauchte sie.
    „Merkwürdig", sagte sie nachdenklich. „Alle mit autarker Energie versorgten Uhren zeigen den vierten Januar.
    Die stehengebliebenen Uhren zeigen den zweiten September vergangenen Jahres."
    „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen", erwiderte Kanube verbissen. „Aber wir können nicht vier Monate lang ohne Bewußtsein allein in der Anstalt gelegen haben."
    „Vielleicht waren wir gar nicht bewußtlos!"
    „Sondern?"
    Sie sah ihn von der Seite her an. In ihrem Gesicht war ein Ausdruck, den er darin bisher noch nicht gesehen hatte. Kanube revidierte sein vorschnelles Urteil über das Mädchen. Sie war intelligenter als er bisher angenommen hatte. Ihre nächsten Worte bestätigten es.
    „Wir können uns in einem besonderen Zustand befunden haben. In einem Zustand der Zeitlosigkeit etwa."
    Kanube beugte sich leicht nach vorn. Beinahe wütend sagte er: „Das führt doch alles zu einem Punkt. Das wollen Sie doch ausdrücken. Warum sagen Sie es nicht? Warum?"
    „Also gut!" erklärte sie beherrscht. „Die Erde ist in den Schlund gestürzt."
    Er atmete schwer.
    „Ja", sagte er schließlich. „Wahrscheinlich haben Sie recht."
    Ihre Stimme wurde fast monoton, als sie fortfuhr: „Ich gehe noch weiter. Die Erde ist nicht nur in den Schlund gestürzt, sondern bei diesem Vorgang sind alle Menschen verschwunden.
    Nur Sie und ich sind geblieben. Wir sind die einzigen Menschen auf Terra."
     
    4.
     
    Als es hell wurde, trat Jan Speideck wieder auf die Straße hinaus, sah sich um, bildete mit den Händen einen Trichter vor dem Mund und schrie: „Ist jemand hier, der mich hören kann?"
    Es kam keine Antwort.
    „Verdammt!" schrie Speideck. Diesmal war seine Stimme nur noch ein Krächzen. Er fürchtete sich vor der Einsamkeit rundum.
    Die Stadt mit ihren gewaltigen, von Menschen verlassenen Bauten wirkte bedrohlich. Speideck duckte sich unwillkürlich.
    Wo sind sie alle? fragte er sich voller Entsetzen.
    Gerade jetzt, da er völlig neue Empfindungen an sich entdeckte, brauchte er Kontakt mit anderen Menschen. Er mußte mit jemand reden. Es mußte etwas geschehen, damit er möglichst schnell zurück in den Zustand der Aphilie versetzt wurde.
    Aber das wollte Speideck nicht wirklich.
    Als Aphiliker hätte ihm die Einsamkeit weniger zu schaffen gemacht.
    Das war der einzige Punkt, der für die Aphilie sprach.
    „Wenn niemand kommt", sagte Speideck trotzig, „werde ich nach Menschen suchen."
    Er kehrte in die Trainingshalle zurück, nahm sein Plakat aus dem Rahmen, rollte es zusammen und klemmte es unter den Arm. Immer, wenn er für längere Zeit wegblieb, nahm er dieses Plakat mit. Er hatte es bereits an den verschiedensten Plätzen aufgehängt, ohne jemals mehr als geringfügige Aufmerksamkeit damit zu erzielen.
    Speidecks Trainingsanlage lag im mittleren Stadttrakt, auf der zweiten Ebene. Er wunderte sich, daß kein
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